"Man muss endlich einmal aus der Defensive herauskommen", sagte ein weitere Insider, der die Überlegungen der Deutschen Bank bestätigte. Ein Teil der neuen Gesellschaft könne an die Börse gebracht werden, um so Partner wie die spanische Santander oder BNP Paribas aus Frankreich ins Boot zu holen.

Beide Institute sind expansionshungrig und haben ein Auge auf den deutschen Markt geworfen. Würden sie ihre Kräfte mit dem Branchenprimus bündeln, käme die lange erwartete Konsolidierung im hiesigen Privatkundengeschäft in Gange, das von Sparkassen und Genossenschaftsbanken dominiert wird. Die teilverstaatlichte Commerzbank, die sich ebenfalls Gedanken um ihre Zukunft machen muss, bliebe dabei zunächst außen vor.

Die beiden Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen basteln an einer Strategie, wie sie das renditeschwache und skandalgeschüttelte Geldhaus in die Spur bringen können. Ergebnisse soll es im Frühjahr geben. Tabus gibt es keine. Bislang stand das Führungsduo fest zum Universalbank-Modell. Eine komplette Abspaltung wäre der große Wurf. Mit einem Börsengang könnte sogar die Phantasie bei Investoren geweckt werden, dass die Bank das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden womöglich noch größer machen will, sagte einer der Insider. Ein anderer Kenner der Ideen betonte, es wäre sinnvoll, ähnlich wie beim schrittweisen Kauf der Postbank vor ein paar Jahren auch wieder in Etappen auszusteigen.

Ein Sprecher der Deutschen Bank erklärte, es sei bekannt, dass die Strategie überarbeitet werde. "Es ist unverantwortlich, über den Verkauf irgendwelcher Geschäfte zu spekulieren." Auch Santander und BNP Paribas lehnten eine Stellungnahme ab.

AUS EINER ANDEREN ZEIT

Die streng geheimen Überlegungen über eine Abspaltung kursieren den Insidern zufolge schon Monate. Konkrete Beschlüsse gebe es bislang nicht. Die ersten Investoren frohlocken dennoch: "Wir würden einen Postbank-Verkauf begrüßen", sagte einer der zehn größten Aktionäre hinter vorgehaltener Hand. "Die Postbank wurde in einer Zeit gekauft, als Liquidität knapp war. Das ist heute nicht mehr der Fall. Heute geht es darum, sich gesund zu schrumpfen."

Seit den 1990er-Jahren fuhr die Deutsche Bank einen Zickzack-Kurs: mal waren Privatkunden attraktiv, mal nicht. Ex-Vorstandschef Josef Ackermann hatte die Postbank schließlich erworben, um nicht mehr so abhängig vom schwankungsanfälligen Investmentbanking zu sein. Mehrheitlich gehört sie seit 2010 zum Konzern, der auf beinahe 30 Millionen Privat- und Firmenkunden kommt. Wenn deren Einlagen nicht mehr uneingeschränkt für die Finanzierung anderer Bankbereiche genutzt werden können, hätte die Postbank für den Mutterkonzern kaum noch Bedeutung. Dies wäre in einem harten Trennbanken-Szenario wohl der Fall.

Hier ist aber noch vieles unklar. Zwar wurde in Deutschland im Grundsatz bereits beschlossen, dass Großbanken riskantere Finanzgeschäfte künftig von den Einlagen abgrenzen müssen, damit sie im Krisenfall einfacher abgewickelt werden können und das Geld der Kunden geschützt ist. Über die Feinheiten dieser Trennung wird aber noch gestritten - zumal die EU-Kommission an einer eigenen Trennbanken-Verordnung arbeitet. Aus Koalitionskreisen verlautete, die Deutsche Bank sei weiter "sehr, sehr, sehr emsig" unterwegs, um für eine Abschwächung des Gesetzes zu werben. Im Finanzministerium wird eine Änderung der deutschen Regeln auch diskutiert - "um einen Gleichlauf zwischen europäischem und deutschem Recht zu erreichen", wie die Behörde auf Anfrage mitteilte. "Die internen Gespräche dazu laufen."

Regulierungsexperten halten es für denkbar, dass die Deutsche Bank ein Holding-Modell aufsetzt, das sich an die Schweizer Großbank Credit Suisse anlehnt: Sie hatte 2013 angekündigt, das Einlagengeschäft vom Investmentbanking abzuschirmen. Im Falle der Deutschen Bank würde allein durch eine Abspaltung der Postbank die Bilanzsumme von rund 1,7 Billionen Euro um ein Zehntel fallen.

rtr