Bis zum Handelsschluss erklommen die Papiere mit einem Plus von 6,39 Prozent auf 11,57 Euro die Spitze des Dax.

Grund der Erleichterung: Bisher stand bei der Deutschen Bank Deutsche-Bank eine Strafforderung von über 14 Milliarden Dollar im Raum. Das hatte die Anleger unlängst verunsichert. Für zusätzlichen Druck sorgte am Donnerstagabend ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach bestimmte Hedgefonds teilweise überschüssige Geldbestände und Positionen bei der Deutschen Bank reduziert hätten. Der Kurs war daraufhin am Freitagvormittag auf ein Rekordtief von 9,898 Euro abgerutscht.

ANALYST: ABWÄRTSSPIRALE DURCH EINIGUNG MIT USA DURCHBRECHEN

Nach dem Kurseinbruch hatten Analysten die Anleger aber zur Besonnenheit aufgerufen. Deutschlands Branchenprimus habe ausreichend finanzielle Mittel, um mit seinen Problemen fertig zu werden, lautete die einhellige Meinung am Freitagmorgen. "Wir glauben, dass die Liquiditätssituation der Bank stabil ist", schrieb Goldman-Sachs-Analyst Jernej Omahen in einer Reaktion.

Die Deutsche Bank steht seit Monaten unter Druck - alleine seit Jahresbeginn hat die Aktie fast 50 Prozent verloren und ist damit der mit Abstand schlechteste Dax-Wert. Die Sorgen um die Kapitalausstattung hatten in diesem Monat nach der Milliardenforderung der US-Regierung einen Höhepunkt erreicht. JPMorgan-Experte Kian Abouhossein, der zu den einflussreichsten Analysten der Bankenbranche zählt, mahnte denn auch: "Es muss relativ schnell ein Vergleich erzielt werden, damit das Geschäft nicht belastet wird."

Christian Koch, Analyst bei der DZ Bank, hält es denn auch für realistisch, dass die Deutsche Bank die gegenwärtige Abwärtsspirale mit einer zeitnahen Einigung mit der US-Justiz in akzeptabler Höhe durchbricht. Hierdurch würde sich die Unsicherheit bezüglich der Kapitalausstattung deutlich verringern. Das würde auch dem Aktienkurs helfen.

DEUTSCHE-BANK-CHEF MACHT SPEKULANTEN VERANTWORTLICH



Deutsche-Bank-Chef John Cryan machte derweil Spekulanten für den Absturz an den Finanzmärkten verantwortlich. Am Markt seien gerade "einige Kräfte" unterwegs, die das Vertrauen in das Institut schwächen wollten, schrieb der Manager am Freitag in einem Brief an die Mitarbeiter, der der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX vorliegt. "Unsere Aufgabe ist es nun dafür zu sorgen, dass diese verzerrte Außenwahrnehmung unser Tagesgeschäft nicht stärker beeinflusst."

Analyst Jacques-Henri Gaulard von Kepler Cheuvreux sprang dem Bankchef in einer Studie zur Seite: Die vor zwei Wochen durchgesickerten Forderungen des US-Justizministeriums sowie der Bloomberg-Bericht über das Abwandern von Kunden lenkten von einer fundamentalen Analyse der Bank ab. Und diese zeige, dass die Lage gerade beim Blick auf die Liquidität deutlich besser sei als noch 2007, also kurz bevor die Finanzkrise mit der US-Investmentbank Lehman Brothers ihr prominentestes Opfer forderte.

KURS TIEFER ALS IN DER FINANZKRISE



Wie angespannt die Lage für die deutsche Bank derzeit ist, zeigt ein Blick auf den historischen Kursverlauf: Selbst zu den schlimmsten Zeiten der Finanzkrise war die Aktie mehr als 15 Euro wert gewesen./

rtr