Die gesamte Branche leide unter der Kapitalerhöhung, sagte Händler Andreas Lipkow. Viele institutionelle Investoren machten in ihren Depots Platz für die neuen Aktien der Deutschen Bank. Altaktionäre können für zwei gehaltene Aktien eine neue zum Stückpreis von 11,65 Euro erwerben. Insgesamt sollen 687,5 Millionen neue Papiere ausgegeben werden. Daraus ergibt sich ein Emissionsvolumen von 8,0 Milliarden Euro. Der Handel der Bezugsrechte startet an diesem Dienstag.

Zum aktuellen Kursverlust bei den Deutsche-Bank-Aktien verwies Lipkow auf Arbitrage-Aktivitäten, die bei Kapitalmaßnahmen dieser Größenordnung ganz normal seien. Damit meint er, dass einige Anleger versuchen Kursdifferenzen auszunutzen, ohne Risiken eingehen zu müssen. "Die alten Aktien der Deutschen Bank werden verkauft und die jungen über die Bezugsrechte bezogen. Da die alten Papiere bisher eher nicht zu den Börsenstars gehört hatten, setzt dieser Kaufdruck den Notierungen der alten Aktien nachhaltiger zu."

Mit dem Geld aus der Kapitalerhöhung will Konzernchef John Cryan die Neuaufstellung des Instituts absichern: Die Tochter Postbank wird in das Privat- und Firmenkundengeschäft eingegliedert statt sie zu verkaufen. Darüber hinaus wird das gesamte Investmentbanking und Kapitalmarktgeschäft wieder unter einem Dach vereint, um verlorenes Terrain gutzumachen. Gleichzeitig soll der Vermögensverwalter Deutsche Asset Management zu einem kleinen Teil an die Börse gebracht werden.

Die Aktien der Deutschen Bank hatten sich bis Anfang März bei Kursen von zeitweise wieder fast 20 Euro von ihren deutlichen Verlusten der vergangenen Monate erholt, nachdem sie Ende September unter die Marke von 10 Euro und damit auf ein Rekordtief gefallen waren. Grund waren Sorgen um die Kapitalausstattung im Zuge teurer Rechtsstreitigkeiten. Diese wurden mittlerweile aber zu einem großen Teil abgearbeitet. Insofern hat die Bank den Zeitpunkt für die Kapitalerhöhung vermutlich gut gewählt. Im März beläuft sich das Minus derzeit allerdings auf fast 8 Prozent.

dpa-AFX