Das Minus ist riesig und doch geht Telekom-Chef Tim Höttges mit Optimismus in das neue Jahr. Der Konzern musste auf seine Aktien des britischen Mobilfunkprimus British Telecom (BT) wegen Brexit, Pfundverfall und einem Bilanzskandal rund 2,2 Milliarden Euro abschreiben. Die Sonderbelastung zog die Telekom im vierten Quartal in die roten Zahlen und führte 2016 zu einem um 18 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro gesunkenen Jahresgewinn.

Weil der Ergebnisrückgang erwartet wurde, schlägt das Minus aber weder Höttges noch der Börse auf die Laune. Stattdessen können sich der Manager und die Aktionäre über die Entwicklung der freien Barmittel freuen. Diese kletterten um 9 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro. Für 2017 plant die Telekom hier mit rund 12 Prozent mehr. Weil an den Strom des Bargeldzuflusses an die Dividendenausschüttung geknüpft ist, profitieren davon auch die Anleger. Höttges und Finanzchef Thomas Dannenfeldt wollen ihren Anteilseignern 60 Cent Dividende je Aktie zahlen. Das sind 5 Cent mehr als vor einem Jahr.

Zudem drückt der Gewinnrückgang weniger auf die Stimmung, da er nicht aus dem operativen Geschäft stammt. Hier gelingt der Telekom derzeit einiges, wenn auch nicht alles. Bereinigt um Sondereffekte blieb der Konzerngewinn zum Vorjahr stabil. Und die US-Mobilfunktochter T-Mobile US ist mit starkem Kundenzulauf und mittlerweile auch steigenden Gewinnen der Wachstumsgarant der Bonner. Insgesamt trieb das den Umsatz konzernweit um knapp 6 Prozent auf 73,1 Milliarden Euro in die Höhe.

Doch während das abgelaufene Jahr Aktionäre und die Telekombosse durchaus zufrieden stellt, enttäuscht der Ausblick. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) soll um rund 4 Prozent auf 22,2 Milliarden Euro klettern. Analysten hatten sich hier mehr ausgerechnet. Im vergangenen Jahr gab es beim operativen Ergebnis vor allem dank der US-Sparte ein Plus von knapp 8 Prozent auf 21,4 Milliarden Euro. Dennoch blickt Höttges zuversichtlich auf das laufende Jahr. Dabei soll nicht nur der bisherige Wachstumstreiber USA den Takt vorgeben, sondern diesmal auch spürbar mehr Ergebnis aus dem Heimatmarkt kommen. Optimismus zieht Telekom-Chef Tim Höttges aus der besseren Entwicklung im Breitbandgeschäft.

Neben der starken US-Sparte lieferte seit längerer Zeit auch das Deutschlandgeschäft beim Ergebnis wieder einen knappen Zuwachs. Das Plus von 0,1 Prozent 2016 soll aber in diesem Jahr deutlich größer ausfallen: Dann plant Finanzchef Dannenfeldt - nach einigen kleineren Umbauten in der Bilanz - in Deutschland ein Plus von gut 2 Prozent auf 8,4 Milliarden Euro ein. Die Telekom gruppiert einige Geschäftsteile in eine Beteiligungssparte um.

Doch auch wenn es auf dem Heimatmarkt wieder aufwärts gehen soll, Wachstumstreiber der Telekom bleibt deren US-Tochter. Hier gibt es seit langem Spekulationen, dass T-Mobil US mit Sprint zusammengeht. Der Mobilfunkkonzern gehört zum Reich des milliardenschweren Telekom- und Medienkonzerns Softbank. Die Japaner versuchen schon länger mit T-Mobil US ins Geschäft zu kommen um zu den amerikanischen Branchenriesen wie AT&T aufzuschließen. Aktuell läuft auf der anderen Seite des Atlantik aber die Versteigerung weiterer Mobilfunklizenzen, weshalb sich beide Seite derzeit bedeckt halten. Die Aufsichtsbehörden in den USA sahen zuletzt im einem Zusammengehen der beiden Unternehmen eine Verschlechterung des Wettbewerbs und damit Kundennachteile. Sind die Ausschreibungen im April beendet, dürfte das Thema aber wieder Fahrt aufnehmen.

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Einschätzung der Redaktion



Sicher, die Erwartungen für den deutschen Heimatmarkt sind positiv zu werten. Im übrigen Europa aber ist der Wettbewerb unverändert hart, während etwa die IT-Sparte T-Systems damit kämpft, dass immer mehr Kunden zu günstigen Cloud-Angeboten wechseln. In dem Geschäftsbereich senkte Chef Reinhard Clemens daher die internen Umsatzziele. Im vierten Quartal musste T-Systems nun wegen zwei schlecht laufender Altverträge eine Risikovorsorge bilden, sprich hohe Rückstellungen bilden. Wegen dieser und weiterer Wertminderungen im europäischen Geschäft wurden zusätzliche Abschreibungen in Höhe von 600 Millionen Euro nötig. Dass die Telekom durch den Aufbau einer Beteiligungssparte die Bedingungen schafft, um bei ihren Problemfällen aufzuräumen ist ein gutes Zeichen. Doch die Arbeiten, wie etwa die gerüchteweise Fusion von T-Systems mit dem Service-Arm von BT, können dauern und die Geschäfte weiter belasten. Der einzige Werttreiber der Telekom bleibt damit die Fusion oder der Verkauf von T-Mobil US. Diese Fantasie ist für den Moment jedoch ausgesetzt. Halten.

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