Der Einkaufsmanagerindex, der die Geschäfte von Industrie und Dienstleister zusammenfasst, stieg überraschend kräftig um 2,3 Punkte auf 55,1 Zähler und liegt weiter deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. "Die deutsche Wirtschaft ist im Oktober nach der leichten Wachstumsdelle in den beiden Vormonaten wieder auf die Überholspur zurückgekehrt", sagte Markit-Ökonom Oliver Kolodseike.

Für das abgelaufene Sommerquartal rechnet die Bundesbank zwar damit, dass sich die wirtschaftliche Erholung im Vergleich zum Wachstum von 0,4 Prozent im Frühjahr vorübergehend leicht abgeflaut haben dürfte. Dennoch sei der Konjunkturmotor weiter recht kraftvoll, konstatierten die Notenbank-Experten in ihrem Monatsbericht. Zudem gebe es Signale, wonach sich die Lage im zuletzt schwächelnden Exportsektor demnächst stärker aufhellen könnte. Die offiziellen Daten für die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes zwischen Juli und September werden am 15. November veröffentlicht.

UMFRAGE: FIRMEN KÖNNEN HÖHERE KOSTEN AN KUNDEN WEITERREICHEN



Bei den Industrie-Firmen stieg der Markit-Index für Oktober auf 55,1 von 54,3 Punkten. Bei den Dienstleistern gab es ein unerwartet starkes Plus von 3,2 Zählern auf 54,1. Wegen anziehender Preise vor allem für Öl und Stahl sowie höherer Ausgaben für Löhne und Gehälter stiegen die Kosten so stark wie seit knapp eineinhalb Jahren nicht mehr. Viele Firmen konnten diese Verteuerung allerdings an ihre Kunden weiterreichen. Daher legten die Verkaufspreise so kräftig zu wie zuletzt Anfang 2014.

Die überraschend positive Entwicklung in Deutschland forcierte auch die Erholung der gesamten Euro-Zone. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft in den 19 Ländern kletterte stärker als erwartet um 1,1 auf 53,7 Punkte und erreichte damit den höchsten Stand seit Dezember. Die Firmen profitierten von mehr Aufträgen und stellten per Saldo mehr Mitarbeiter ein als zuletzt. "Die Eurozone sendet zu Beginn des vierten Quartals 2016 ein neues Lebenszeichen", sagte Markit-Chefökonom Chris Williamson. Demnach dürften sich Wachstum und Beschäftigungsaufbau gegen Jahresende weiter beschleunigen.

Einige Volkswirte gehen davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) dank der besser laufenden Konjunktur ihre Finanzspritzen allmählich herunterfahren kann. "Anfang Dezember wird die EZB wahrscheinlich die schrittweise Rückführung ihres Anleihekaufprogramms (Tapering) etwas konkreter in Aussicht stellen", erklärte Allianz-Ökonomin Claudia Broyer. Die EZB hatte vorige Woche bekräftigt, ihre monatlichen Wertpapierkäufe von derzeit rund 80 Milliarden Euro bis Ende März oder bei Bedarf darüber hinaus fortzusetzen.

rtr