Großes Stühlerücken dürfte es im DAX wohl frühestens wieder im September geben: Bei der jüngsten Index- Überprüfung blieb der Leitindex der Deutschen Börse unverändert. Aufstiegschancen in die Riege der 30 größten deutschen Aktien werden insbesondere dem Medienkonzern ProSiebenSat.1 Media eingeräumt. Dort hat sich bei einer Marktkapitalisierung von 7,6 Milliarden Euro der Streubesitz nach dem Rückzug der Finanzinvestoren KKR und Permira deutlich vergrößert.

Doch die Hürden für eine DAX-Aufnahme sind hoch, und das Medienunternehmen müsste vor dem Sprung in die erste Liga das Handelsvolumen noch kräftig steigern. "Viel Zeit bleibt nicht, denn bis zur nächsten Index-Überprüfung müsste Pro- SiebenSat.1 den Börsenumsatz bis Ende August um 1,6 Milliarden Euro steigern", sagt Index-Expertin Petra von Kerssenbrock von der Commerzbank. "Das Unternehmen ist zwar heiß gehandelter Kandidat, doch es ist eben nicht leicht, in den DAX aufgenommen zu werden."

Auch LBBW-Analyst Uwe Streich bescheinigt ProSiebenSat.1 derzeit nur eine Chance von "vielleicht" 40 Prozent: "Im Moment würde es nicht reichen." Der Aufnahme in die Indizes legt die Deutsche Börse ein kompliziertes Regelwerk zugrunde. Letztlich entscheiden Marktkapitalisierung, Börsenumsatz und Streubesitzanteil über Auf- und Abstieg. Als mögliche Abstiegskandidaten gelten der Düngemittelspezialist K + S sowie der Spezialchemiekonzern Lanxess.

Über die aktuellen Veränderungen in ihren Aktienindizes, die zum 24. März in Kraft treten, hatte die Deutsche Börse Mitte der Woche entschieden. Änderungen gab es dabei lediglich im Small-Cap-Index SDAX und im TecDAX.

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Manz feiert TecDAX Comeback

Neu in den SDAX aufgenommen werden die Aktien von Surteco, einem bayerischen Hersteller von dekorativen Oberflächenmaterialien. Das Unternehmen setzte 2012 mit Herstellung und Vertrieb von Kantenstreifen, Flächenfolien, Rollladensystemen, Dekordrucken, Sockelleisten und Baumarktsortimenten 407,7 Millionen Euro um. Der Konzerngewinn betrug 15 Millionen Euro, Surteco beschäftigt 1967 Mitarbeiter.

Auch die Aktien des Solar- und Windparkbetreibers Capital Stage rücken in den Index auf. "Die Aufnahme in den SDAX ist für uns eine schöne Bestätigung, dass wir mit dem Schritt ins Börsensegment Prime Standard vor einem Jahr die richtige Entscheidung getroffen haben", sagte Capital-Stage-Vorstandschef Felix Goedhart. Weichen muss dagegen das Chemieunternehmen H & R und der Logistiker VTG. Nach deren Ausscheiden ist nun Air Berlin der schwächste Titel im Index und Abstiegskandidat. Im TecDAX feiert der Hightech-Maschinenbauer Manz erneut sein Comeback. Er war bereits 2008 und 2009 im Technologie- Index vertreten, nun verdrängt er den Netzwerkausrüster Adva Optical.

Experten rechnen damit, dass der Gabelstaplerhersteller Kion bei der nächsten ordentlichen Index-Überprüfung am 3. September in den MDAX aufrückt. "Die hätten es eigentlich dieses Mal schon schaffen müssen", sagt LBBW-Analyst Streich.

Als weiterer möglicher MDAX-Aufsteiger gilt die Deutsche Annington, die sich derweil mit höherem Streubesitz herausputzt. Als potenzielle Absteiger gelten nach derzeitigem Stand der Kohlenstoffspezialist SGL Carbon und der Küchenausrüster Rational. Die Deutsche Börse äußert sich zu Spekulationen über Auf- und Absteiger nicht.