Nach dem Beinahekollaps ist Spanien zwar noch längst nicht wieder in Bestform, aber immerhin hat das Land die Rezession hinter sich gelassen. Das Wachstum dürfte bis auf Weiteres nur gering ausfallen, aber trotz Krim-Krise und Wachstumssorgen im Zusammenhang mit China hat der spanische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe zuletzt weiter zugelegt. Das macht Mut.

Die Börse honoriert dies bereits seit dem zweiten Halbjahr 2012 mit deutlich gestiegenen Kursen. Seit dem im Juli 2012 markierten Tief hat der spanische Leitindex, der Ibex 35, um knapp 80 Prozent zugelegt. Dadurch hat sich ein Aufwärtstrend herausgebildet, der sich weiter fortsetzen dürfte. Denn das Land profitiert nicht nur von staatlichen Reformanstrengungen, sondern auch vom Reformeifer der Unternehmen. Dadurch sind die Lohnstückkosten deutlich gesunken.

"Das macht das Land trotz der eher geringen Produktqualität wettbewerbsfähig", lobt Volkswirt Patrick Artus. Sein Arbeitgeber, die französische Investmentbank Natixis, stuft auch deshalb unter volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten Spanien unter den vier großen EU-Ländern nach Deutschland auf Platz 2 ein, vor Frankreich und Italien. Auch die Eigenkapitalrenditen und die Profitabilität spanischer Unternehmen sind deutlich gestiegen - ein Trend, der anhalten dürfte.

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Index in stabilem Aufwärtstrend

Bei aller Freude über die erzielten Fortschritte dürfen aber auch die nach wie vor existierenden Schwachstellen nicht vergessen werden, beispielsweise die zu hohe Staatsverschuldung - zumal trotz aller Sparmaßnahmen ein Ende des Schuldenmachens noch nicht in Sicht ist. Auch die Arbeitslosenquote dürfte 2014 trotz leichter Besserung weiter oberhalb der 25-Prozent- Marke verharren. Eine latente politische Gefahr stellt zudem das Unabhängigkeitsstreben von Regionen wie Katalonien dar. Ein Thema, das mit den Wahlen im kommenden Jahr noch an Brisanz gewinnen dürfte.

Für Anleger ebenfalls wichtig: die durch den jüngsten Anstieg deutlich gestiegenen Bewertungen. Aktien mit einem einstelligen KGV sind inzwischen auch in Madrid rar. Wenn die Unternehmensgewinne weiter zulegen wie erhofft, lässt sich die Bewertung aber rechtfertigen. Denn das Markt-KGV würde sich laut Morgan Stanley von aktuell 15,7 bis 2016 auf 12,3 verringern. Dann spräche auch nichts gegen die Fortsetzung des charttechnischen Aufwärtstrends beim Ibex 35.

Unter dieser Voraussetzung sollte sich ein Investment in das Ibex-35-Open- End-Indexzertifikat der Commerzbank lohnen (siehe Kasten). Ein derzeit denkbarer mittelfristiger Anstieg des Leitindex auf 15 000 Punkte ist aber natürlich nur machbar, wenn sich die Eurokrise nicht wieder verschärft und andere gravierende Störfaktoren ausbleiben.

Bei einer solchen Konstellation dürfte sich jedoch auch der Kauf ausgewählter spanischer Einzelaktien lohnen. Zu den im Ibex 35 enthaltenen Werten, die bereits gut gelaufen sind, aber noch etwas Luft nach oben haben sollten, zählt etwa Enagás. Der Energieversorger gilt wegen der Aussicht auf kontinuierlich weiter steigende Gewinne in Verbindung mit einer akzeptablen Bewertung als solide. Die Deutsche Bank hat jedenfalls eben erst das Kursziel für Enagás von 19,70 auf 25,00 Euro erhöht. Zusammen mit einer Dividende, die für die Jahre 2014 bis 2016 auf 1,31, 1,46 und 1,58 Euro taxiert wird, verspricht das eine passable Gesamtrendite.

Ebenfalls im Ibex 35-Index vertreten ist Actividades de Construcción y Servicios, kurz ACS genannt. Der international aktive Baukonzern stammt aus einer der Krisenbranchen Spaniens, profitiert aber derzeit von der Annahme, dass auch hier das Schlimmste überstanden ist. Diese Hoffnung auf einen Turnaround hat zuletzt dazu geführt, dass die Milliardäre George Soros, Bill Gates und John Paulson Geld in die spanische Baubranche gesteckt haben.

Wer hier mitmischt, befindet sich also in Gesellschaft von Investoren, die schon häufiger den richtigen Riecher hatten. Wenn die Société Générale mit ihrer Gewinnprognose für 2016 von 2,42 Euro je Aktie recht behält, stimmt hier auch die Bewertung. Deutliche Gewinnsprünge traut die Société Générale nach einer Restrukturierung auch der Immobilien-Holding Sacyr zu. Bis 2016 wird hier eine Ergebnisverbesserung auf 0,44 Euro je Aktie für möglich gehalten - eine glatte Verdopplung gegenüber 2013, die den Kurs weiter treiben sollte.

Ausländische Anleger steckten in den vergangenen Monaten auch Geld in den spanischen Bankensektor und damit in eine bisher ebenfalls krisengeschüttelte Branche. Doch wegen der konjunkturellen Stabilisierung und der Schaffung eines auf die Abwicklung fauler Bankkredite fokussierten Instituts haben die Anleger auch hier wieder etwas mehr Zutrauen gefasst. Davon profitiert auch der Konzern Bankia, unter dessen Dach seit Ende 2010 verschiedene spanische Banken einen Neuanfang versuchen, die zuvor in Schwierigkeiten geraten waren. Hält Spanien Kurs, kann der Lohn für Investoren groß sein.

Die Risiken allerdings sind sowohl beim Indexzertifikat als auch bei den Einzeltiteln nicht zu unterschätzen. Daher sollte zur Absicherung stets mit Stoppkursen gearbeitet werden.

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