Es bleibt dabei: Aktien punkten gegenüber Rentenpapieren mit höheren Ausschüttungsrenditen. So bieten europäische Aktien bieten schon seit geraumer Zeit deutlich attraktivere Renditen als Staats- und Unternehmensanleihen. Mit Durchschnittsrenditen von nur noch knapp über einem Prozent wirken Rentenpapiere mit guter Bonität stark ausgereizt und bergen zudem das Risiko von Kursverlusten. Der Vorsprung der Ausschüttungsrendite von Aktien ist so hoch, dass mögliche Dividendenkürzungen den Vorteil zwar schmälern, jedoch an der positiven Einschätzung für die Assetklasse Aktien nichts ändern. Während Anleihen trotz sehr niedriger Inflationsraten nur magere Realrenditen aufweisen, verfügen Aktien aufgrund der Preisüberwälzungsmöglichkeiten der Unternehmen über einen natürlichen Inflationsschutz.

Trotzdem kommt es bei der Auswahl interessanter Dividenden-Aktien natürlich darauf an, Titel zu meiden, bei denen eine Dividendenkürzung droht. Um die Suche zu erleichtern, hat die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ein Modell entwickelt, das sich auf eine nachhaltige Dividendenausschüttung fokussiert. Das LBBW-Dividendenmodell basiert auf einem Multi-Faktoren-Ansatz mit monatlicher Auswertung, bei dem die längerfristige Dividendenpolitik der Konzerne im Vordergrund steht. Es identifiziert Titel, die eine nachhaltig attraktive Ausschüttungsrendite bieten. Als Inputfaktoren für das Modell werden dabei sowohl historische Daten als auch Schätzungen für das laufende Geschäftsjahr verwendet. Insgesamt wird eine Historie von zehn Jahren betrachtet. Das wichtigste Kriterium stellt die erwartete Dividendenrendite dar, die auf Basis des aktuellen Kurses und der von uns prognostizierten Auszahlung für das Geschäftsjahr 2014 ermittelt wird. Dabei wertet das Modell Dividendensenkungen als Malus, während Erhöhungen mit Pluspunkten honoriert werden.

Weitere Einflussfaktoren sind die durchschnittliche Dividendendeckung, das Wachstum beim Gewinn je Aktie, die Gewinnschwankungen sowie das S&P-Rating. Für jeden Inputfaktor wird eine Reihenfolge in Bezug auf die Erfüllung des jeweiligen Kriteriums gebildet, wobei für die optimale Erfüllung 100 und im schlechtesten Falle 0 Scoring-Punkte vergeben werden. Werte, die in der Rangfolge weiter hinten angesiedelt sind, erhalten je nach Tabellenplatz Punktabzüge. Die Punkte werden schließlich je nach Bedeutung der Inputfaktoren gewichtet und aggregiert. Da es sich um einen quantitativen Ansatz handelt, spielen die Analystenratings keine Rolle.

Auf den nachfolgenden Seiten verraten wir, welche fünf Aktien aus dem Euro Stoxx 50 Index das LBBW-Dividenden-Scoringmodell als nachhaltige Dividendenzahler ausspuckt. Vorab sei schon so viel verraten: Die Dividendenrenditen bewegen sich derzeit zwischen Prozent und Prozent. Drei dieser Aktien sind zudem mit einer Kaufempfehlung der Börse Online-Redaktion ausgestattet.



Nachhaltiger Euro Stoxx 50 Index Dividendenzahler, Platz fünf: Vinci S.A. (WKN: 867475, 44,555 Euro)

Auf Platz fünf mit einer Gesamtnote von 77,9 in der LBBW-Liste der nachhaltigen Dividendenzahler aus dem Euro Stoxx 50 Index hat es Vinci geschafft. Dahinter steckt ein großer französischer Bau- und Infrastrukturkonzern. Das Unternehmen übernimmt im Bereich Konzessionen die Realisierung und Bewirtschaftung von Verkehrsinfrastrukturen und mit 4.4000 Kilometern und rund 1,4 Millionen Stellplätzen gehört Vinci zu den weltgrößten Autobahn- und Parkplatzbetreibern. Außerdem ist die Gesellschaft laut Independent Research in den Bereichen Bau und Energien der französische Marktführer.

Der CAC 40 Index-Vertreter leidet zwar unter der Konjunkturschwäche auf dem französischen Heimatmarkt, aber beim Kriterium der Schwankungen beim Gewinn je Aktie von 2005 bis 2014 kommt das Unternehmen mit 98 Punkten dennoch auf einen sehr guten Wert. Die volle Punktzahl von 100 gibt es zudem für die in diesem Zeitraum erreichte Dividendenkontinuität. Analysten taxieren derzeit die Dividendenrendite für 2014 im Schnitt auf knapp fünf Prozent.

Wie es dann 2015 mit der Ausschüttungspolitik weitergehen wird, bleibt abzuwarten. Nach Einschätzung der LBBW sollte das defensive Betreibergeschäft auch in schwierigeren Konjunkturzeiten weiter der Garant für eine zumindest stabile Gewinnentwicklung sein. Zusammen mit der attraktiven Dividende wird die mit einem geschätzten Konsens-KGV von knapp 13 ausgestattete Aktie deshalb mit einem Kursziel von 52 Euro zum Kauf empfohlen. Der Titel neigt seit Mitte Juni dennoch zur Schwäche, weil die Infrastrukturausgaben weltweit steigen dürften und selbst im klammen Europa erhöht werde sollten, sind die Chancen auf eine Bodenbildung auf dem aktuellen Niveau aber durchaus gegeben.



Nachhaltiger Euro Stoxx 50 Index Dividendenzahler, Platz vier: ENI S.p.A. (WKN: 897791, 14,97 Euro)

Auf Platz zwei im LBBW-Dividenden-Scoringmodell ist mit der italienischen ENI der erste von zwei Vertretern unter den ersten Fünf aus dem Öl- und Gasbereich zu finden. Das ist deshalb keine Überraschung, weil dieser Sektor traditionell dividendenstark ist. Allerdings steht hinter der betriebenen Ausschüttungspolitik wegen der jüngsten Ölpreisschwäche ein Fragezeichen. Aktuell kommt ENI in der LBBW-Rangliste aber noch auf 79,4 Punkte. Während es von 20015 bis 2014 beim Gewinnwachstum je Aktie (Punkte) haperte, erhält das Unternehmen mit 100 die volle Punktzahl für die Dividendenrendite. Auf Basis der von Analysten für 2014 im Konsens derzeit (noch) erwarteten Ausschüttung bewegt sich die in der Tat bei sehr ansehnlichen 7,50 Prozent.

Der Aktienkurs des mit einem geschätzten KGV von fast 13 ausgestatteten Titels stand in den vergangenen Wochen dennoch unter Druck, was mit dem leicht mit dem eingebrochen Ölpreis zu erklären ist. Denn das zieht automatisch Zweifel hinsichtlich der weiteren Gewinnentwicklung und als Folge davon der künftigen Dividendenpolitik nach sich. Negativ auf dieses Umfeld hat beispielsweise das Analysehaus S&P Capital IQ reagiert. Die Einstufung der Aktie wurde dort von halten auf stark verkaufen gesenkt und das Kursziel von 19 Euro auf 13 Euro reduziert.

Auch Independent Research hat die Gewinnschätzungen für das laufende und das kommende Geschäftsjahr nach unten revidiert. Dank der noch soliden Bilanz- und Verschuldungskennzahlen geht man zwar davon aus, dass das Unternehmen die jüngste Halbjahresdividende in Höhe von 0,56 Euro auch für die zweite Jahreshälfte 2014 vorschlagen wird. Allerdings wurde die Dividendenprognose für das Gesamtjahr 2015 auf 0,90 Euro je Aktie gesenkt. Bei der Börse Online war eine Kaufempfehlung für die ENI-Aktie bisher mit einem Kursziel von 25 Euro garniert. Doch diese Einschätzung wird bei einem dauerhaft niedrigen Ölpreis überdacht werden müssen.



Nachhaltiger Euro Stoxx 50 Index Dividendenzahler, Platz drei: Allianz SE (WKN: 840400, 138,45 Euro)

Mit einer Gesamtpunktzahl von 80,2 rangiert die Allianz auf Platz drei der LBBW-Rangliste. Punkten kann die zu den weltweit führenden Versicherungs- und Finanzdienstleistern zählende Gesellschaft (rund 78 Millionen Kunden weltweit) vor allem mit dem Rating (90 Punkte) und der Höhe der Dividendenrendite (92 Punkte). Schwach fällt dagegen mit nur 26 Punkten das Ergebnis in Sachen der Schwankungsanfälligkeit beim Gewinn je Aktie aus.

Der Analysten-Konsens taxiert die Rendite für das Geschäftsjahr 2014 derzeit auf knapp 4,09 Prozent. Doch mittelfristig könnte dieser Wert sogar noch besser ausfallen. Denn die Allianz hat jüngst angekündigt, in den nächsten Jahren 50 Prozent statt bisher 40 Prozent des Nettogewinns in Form von Dividenden an die Aktionäre ausschütten zu wollen. Laut den Analysten vom Bankhaus Lampe haben die Verantwortlichen diese Politik auch eben erst auf einer Roadshow noch einmal bekräftigt. Bei diesen Veranstaltungen war sogar davon die Rede, dass die neu festgelegte Ausschüttungsquote von mindestens 50 Prozent in Jahren mit sinkenden Gewinnen auch überschritten werden kann. Zumindest solange die Solvabilitätsquote nach Solvency II nachhaltig über 160 Prozent liege, seien keine Dividendenkürzungen vorgesehen.

Analysten reagierten auf die Dividendenankündigung sehr positiv und Lob gab es für den DAX-Vertreter jüngst auch von der Ratingagentur Fitch. Die langfristige Bonitätsbewertung wurde mit AA- bestätigt und zur Begründung wurde auf die starke Profitabilität des Versicherungskonzerns verwiesen, die gute Kapitalposition, die breite Diversifikation sowohl geographisch als auch bei den Produkten und die gute Positionierung auf den Schlüsselmärkten des Unternehmen. Das KGV für 2014 bewegt sich bei knapp zehn und kann somit als moderat bezeichnet werden. Börse Online ist die geschilderte Ausgangslage eine Kaufempfehlung verbunden mit einem Kursziel von 155 Euro wert.



Nachhaltiger Euro Stoxx 50 Index Dividendenzahler, Platz zwei: Munich Re AG (WKN: 843002, 165,00 Euro)

Sogar noch einen Platz besser als die Allianz schneidet mit der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG ein zweiter deutscher Vertreter aus der Versicherungsbranche ab. Der bereits im Jahr 1880 gegründete weltgrößte Rückversicherer kommt auf Basis der Konsens-Schätzung der Analysten für 2014 zwar nur auf eine etwas niedrigere Rendite von 4,5 Prozent, im LBBW-Scoringmodell fällt die Gesamtnote mit 82,3 Punkten aber dennoch höher aus als bei der Allianz. Möglich ist das, weil die Gesellschaft ein sehr verlässlicher Dividendenzahler ist und beim Bewertungsfakor der vorgenommenen Dividendensenkungen seit 2005 die volle Punktzahl von 100 erhalten hat. Außerdem sind die Gewinnschwankungen mit 40 Punkten zwar hoch, aber zumindest geringer als bei der Allianz ausgefallen.

Was die Ergebnislage angeht, so hat die Munich Re im dritten Quartal zwar etwas schwächer abgeschnitten als erwartet. Doch gleichzeitig hieß es, die Prognose eines Überschusses von drei Milliarden Euro für das Gesamtjahr werde dank steuerlicher Effekte und einem profitablen Rückversicherungsgeschäft voraussichtlich leicht übertroffen. Zu beachten ist allerdings eine Warnung, die unlängst Eiopa allgemein für die europäische Versicherungsbranche abgegeben hat. Laut dem Branchenregulierer könnten einige Sektor-Vertreter bei einem lange andauernden Niedrigzinsniveau sowie sinkenden Assetpreise in Schwierigkeiten kommen könnten.

Münchener Rück dürfte bei so einer Konstellation aber vermutlich besser gerüstet sein als viele kleinere Konkurrenten. Für die Analysten der UBS bleibt der Titel jedenfalls der Favorit innerhalb des Rückversicherungssektors. Lobend hervorgehoben wird unter anderem die starke Kapitalposition. Diese ermögliche von 2015 bis 2018 Aktienrückkäufe über mindestens eine Milliarde Euro pro Jahr und sichere die Dividende ab. Noch etwas günstiger als bei der Allianz fällt zudem mit 9,1 das für 2014 geschätzte KGV aus. Börse Online rät zum Kauf und hält derzeit einen Anstieg bis auf 180 Euro für möglich.



Nachhaltiger Euro Stoxx 50 Index Dividendenzahler, Platz eins: Total S.A. (WKN: 850727, 44,34 Euro)

Den Spitzenplatz im LBBW-Dividendenmodell hat mit 82,8 Punkten Total aus Frankreich ergattert. Damit rangiert ein Öl- und Gaskonzern ganz oben in der Liste der zuverlässigen Dividendenzahler aus dem Euro STOXX 50 Index. Allerdings bleibt hier ähnlich wie bei der viertplatzierten ENI abzuwarten, wie lange die bisher betriebene Ausschüttungspolitik noch beibehalten werden kann. Die Analysten von Independent Research bezeichnen die Bilanz- und Verschuldungskennzahlen des Konzerns zwar noch als solide, doch sie seien schwächer als bei der Konkurrenz. Auch deshalb wurde in der Vorwoche das Anlageurteil von halten auf verkaufen gesenkt.

Zugunsten von Total spricht aber die Aufstellung der Gesellschaft. Es wird nicht nur die Exploration, Produktion, Raffinerie, Vermarktung und der Transport von Öl und Erdgas betrieben, sondern es wird auch eine Chemiesparte unterhalten, die Polypropylen, Polyethylen, Polystyrol, Gummi, Farben, Tinten, Klebstoffe und Kunstharz herstellt. Total hat zudem Tankstellen in Europa, den USA und Afrika. Laut Credit Suisse bietet das somit gleichzeitig bestehende Engagement in der Upstream-, Downstream- und Chemietätigkeit ein integriertes Geschäftsmodell mit Stabilität und Qualität.

Hervorgehoben werden zudem die Neuausrichtung auf eine aktionärsfreundliche Strategie und eine Konzentration auf Maßnahmen zur Verbesserung der Kapitaleffizienz. Das alles würde im Normalfall ein fortgesetztes Wachstum der Kapitalrückführung an die Aktionäre versprechen. Doch die Zeiten sind wegen der ausgeprägten Ölpreisschwäche momentan nun mal nicht normal für den Ölsektor und deswegen erscheint ein Investment in der Total-Aktie derzeit auch etwas riskanter als dies normalerweise der Fall wäre. Allerdings steckt ein Teil davon auch schon in den Kursen drin. Das geschätzte KGV bewegt sich bei 9,9, was moderat ist und die Konsens-Dividendenrendite für 2014 beträgt 5,6 Prozent. Das klingt nicht schlecht, wird aber wenig helfen, falls der Ölpreis noch weiter absacken sollte.