Anleger neigen aus den verschiedensten Gründen dazu, primär in Aktien aus dem eigenen Heimatland zu investieren. Ausländische Titel werden dagegen gemieden oder klar untergewichtet. Psychologisch gesehen ist dieses Phänomen, für das der Begriff "Home Bias" verwendet wird, zwar verständlich, weil sich viele Investoren eben einreden, daheim sei alles sicherer und man sei auch besser in der Lage, die Zusammenhänge zu durchschauen. Doch die Portfoliotheorie hat längst belegt, dass eine Verteilung der Anlagemittel auf verschiedene Anlageklassen, wozu auch internationale Aktien zählen, zu einer höheren Rendite beitragen.

Diese Scheu abzulegen, wird im aktuellen Umfeld erleichtert durch einen gegenüber vielen Währungen schwachen Euro, was bei einem Anhalten dieses Trends Währungsgewinne verspricht. Vor allem aber ist es heutzutage auch dank Internet sehr viel einfacher geworden, sich die nötigen Informationen aus dem Ausland zu beschaffen.

Außerdem gibt es auch viele heimische Quellen, die als Informationslieferant bei der Suche nach interessanten Auslandsaktien genutzt werden können. Erfahrung mit Investments im Ausland hat beispielsweise die im Bereich Vermögensverwaltung und Kapitalmanagement tätige DJE Kapital AG. Gegründet im Jahr 1974 durch Jens Ehrhardt verwaltet die Gruppe derzeit ein Anlagevolumen von rund zehn Milliarden Euro. Damit zählt man zu den größten bankenunabhängigen deutschen Wertpapier-Vermögensverwaltungsgesellschaften.

Als wichtigstes Aushängeschild fungiert bis heute der bekannte Unternehmensgründer selbst. Dieser hat ebenfalls 1974 auch die Finanzwoche Verlagsgesellschaft für Anlageinformation mbH gegründet. Dahinter steckt ein Börsenbrief, für den Jens Ehrhardt inzwischen mehr als 2.000 Mal den wöchentlichen Marktkommentar diktiert hat.

Die Publikation hat jüngst ein Musterportfolio mit zehn als besonders aussichtsreich eingestufte internationale Aktien aufgelegt. Fünf dieser Titel, die beim Start des Depots über das günstigste KGV verfügten, stellen wir nachfolgend etwas genauer vor. Bei den anderen fünf favorisierten Titeln handelt es sich um den japanischen Pharmaproduzenten Astellas, den US-Vermögensverwalter Blackrock, den französischen Nahrungsmittelkonzern Danone, den US-Goldproduzenten Newmont Mining und den französischen Pharmakonzern Sanofi.



Internationaler Ehrhardt-Favorit Nummer fünf: KDDI Corp. (WKN: 887603, 7.604 japanische Yen, 56,692 Euro, alle Kursangaben und Bewertungsrelationen beziehen sich auf den Stand vom 11. Februar)



Mit einem vom Analystenkonsens derzeit auf 13,2 bezifferten KGV für 2015/16 zählt KDDI zu den am günstigen bewerteten Titeln in der Liste. Die geschätzte Dividendenrendite bewegt sich bei 2,4 Prozent. Das klingt zwar nicht nach besonders viel, ist im vorherrschenden Niedrigzinsumfeld für japanische Anleger aber mehr als interessant.

Die Finanzwoche sieht den japanischen Telekommunikationskon¬zern in einem guten Marktumfeld operieren, weil es keinen wirklich harten Konkurrenzkampf gebe, da sich die drei wichtigsten Wettbewerber weitge¬hend rational verhalten würden. KDDI sei es mit den angebotenen Festnetz- und Mobiltelefondiensten, Breitbandinternetdienstleistungen und Unternehmensnetzwerke jedenfalls zuletzt gelungen, leichte Marktanteilsge¬winne zu verbuchen. Dem Unternehmen wird eine leichte Steigerung beim Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen zugetraut und die Bewertung wird im internationalen Vergleich als niedrig bezeichnet.

Der im japanischen Aktienleitindex, dem Nikkei 225 vertretenen Gesellschaft ist es im abgelaufenen Geschäftsquartal gelungen, den operativen Gewinn um 7,9 Prozent auf 200,3 Milliarden Yen zu verbessern. Das bewegte sich im Rahmen der Analystenerwartungen. Bei Nomura hat man anschließend das Kursziel dennoch von bisher 8.720 auf 9.340 Yen erhöht, auch weil die Analysten dort mit einer Bewertungsexpansion rechnen.

Der Umsatz soll laut Nomura von 4.334 Milliarden Yen im Geschäftsjahr 2012/13 bis 2016/17 auf 4.940 Milliarden Yen steigen. Der Gewinn je Aktie soll gleichzeitig von 438.5 auf 695,3 Yen zulegen. Zuletzt hat der Aktienkurs trotz der Fürsprache von Nomura und Jens Ehrhardt nachgegeben, grundsätzlich bewegt sich die Notiz aber in einem langfristigen charttechnischen Aufwärtstrend.



Internationaler Ehrhardt-Favorit Nummer vier: Trelleborg AB (WKN: 873098, 155,80 schwedische Kronen, 16,747 Euro)



Anders als bei KDDI hat bei Trelleborg der Aktienkurz zuletzt spürbar zugelegt. Der Aktienkurs ist dabei auf neue Rekorde vorgerückt, was den im März 2009 aufgenommene Aufwärtstrend als völlig intakt unterstreicht. Nachteilig an dieser Entwicklung ist allerdings, dass damit auch die Bewertung des Titels etwas gestiegen ist. Laut Analystenkonsens bewegen sich das KGV für 2015 bei 14,7 und die geschätzte Dividendenrendite bei 2,7 Prozent.

Ehrhardt sieht den schwedischen Gummikonzern, der unter anderem Reifen für die Landwirtschaft herstellt, als Profiteur des niedrigen Ölpreises. Hervorgehoben wird zudem die bestehende Marktführerschaft in speziellen Nischen. Als führend gelten die Schweden unter anderem bei der Entwicklung von Polymerlösungen, die kritische Anwendungen dichten, dämpfen und schützen. Kurspotenzial wird außerdem gewittert durch einen Verkauf des Automobil-Joint-Ventures sowie durch die nach erfolgreicher Restruk¬turierung vorgenommene Fokussierung auf Wachstum. Der Vorstand selbst hat sich profitables Wachstum zum Ziel gesetzt, wobei bei der Eigenkapitalrendite über den Konjunkturzyklus hinweg ein Wert von mindestens 15 Prozent angestrebt wird. Zuletzt bewegte sich diese Kennziffer bei 13,5.

Im dritten Quartal 2014 ist es Trelleborg gelungen, den Umsatz um sechs Prozent auf 5,6 Milliarden Kronen zu verbessern. Den Angaben zufolge trugen dazu nicht zuletzt Wechselkursgewinne bei. Der operative Gewinn kam gleichzeitig um 38 Prozent auf 844 Millionen Kronen voran und der Nettogewinn sogar um 53 Prozent auf 583 Millionen Kronen. Für das vierte Quartal wurde bei der Vorlage der Ergebnisse eine in etwa unveränderte Nachfrage erwartet. Aber wie die jüngsten Kursgewinne nahelegen, scheinen die Marktteilnehmer bei der für den 13. Februar angekündigten Präsentation der Geschäftszahlen auf eine positive Überraschung zu setzen.



Internationaler Ehrhardt-Favorit Nummer drei: Nordea Bank (WKN: 911244, 106,90 schwedische Kronen, 11,29 Euro)



Eine ähnliche Kursentwicklung wie bei Trelleborg war zuletzt bei der Nordea Bank zu beobachten. Die Notiz des Kreditinstituts, das aus der Fusion der finnisch-schwedischen Bankengruppe MeritaNordbanken mit der dänischen Bank Unidanmark entstand, ist regelrecht nach oben gezischt, nur mit dem Unterschied, dass es hier bisher nur zu neuen Mehrjahreshochs und noch nicht zu neuen Rekorden gereicht hat. Die Aktie macht aber den Eindruck, als ob zumindest mittelfristig das noch vom April 2007 stammende Rekordhoch von 118 Kronen angegriffen werden sollte.

Trotz der zuletzt starken Kurssteigerung kommt die im Ostseeraum tätige Bankengruppe auf ein noch vertretbares geschätztes KGV von knapp 13. Als vorteilhaft ist unter Bewertungsaspekten aber vor allem die auf 5,5 Prozent zu taxierende Dividendenrendite einzustufen. Die jüngst verkündete Dividendenanhebung von 0,43 Euro auf 0,62 Euro lag dabei deutlich über den Erwartungen, wobei Ehrhardt für 2016 sogar noch weitere Dividendenanhe¬bungsphantasie wittert. Von der Citigroup wird die Dividende der Nordea Bank als sicherer als jene bei anderen großen Kreditinstituten eingestuft, zumal die Schweden ihre angestrebte Kernkapitalquote bereits erreicht habe.

Nordea hat jüngst für das abgelaufene Geschäftsjahr ein solides Ergebnis vorgelegt und zudem gleichzeitig die Bonität verbessert sowie die Kosten gesenkt. Das Betriebsergebnis erhöhte sich 2014 um neun Prozent, was angesichts eines der schwierigen Rahmenbedingungen mehr als akzeptabel ist. Ehrhardt sieht die Ergebnisse jedenfalls durch eine gute operative Entwicklung in fast allen Geschäftsfeldern (Kreditrückstellungen, Provisions- und Handelsergebnis) gekennzeichnet. Ebenfalls positiv: Der Wirtschaftsinformationsdienst "Greenwich" hat Nordea als führende Bank für große Unternehmen in der nordischen Region ausgezeichnet und das Marktforschungs- und Analyse-Institut "Prospera" hat Nordea als Nummer eins im Bereich nordischer Aktien eingestuft.



Internationaler Ehrhardt-Favorit Nummer zwei: Taiwan Semiconductor Manufacturing ADR (TSMC, WKN: 909800, 143,00 Taiwan-Dollar, 21,45 Euro)



Sehr überzeugend hat sich in den vergangenen Jahren der Aktienkurs von Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) nach oben geschraubt. Seit 2008 hat die Notiz um gut 300 Prozent zugelegt, wobei das aus dem Jahr 2000 stammende Rekordhoch auf Euro-Basis von 35,55 Euro trotzdem noch immer ein gutes Stück weit entfernt ist.

Der taiwanesischer Halbleiterhersteller profitiert von einem zuletzt vorteilhaften Branchenumfeld du Ehrhardt bezeichnet die Perspektive für die TSMC-Produkte auch weiterhin als strukturell gut. Die Bewertung ist hier mit einem geschätzten KGV von 11,4 so solide, dass eine Fortsetzung des langfristigen charttechnischen Aufwärtstrends möglich erscheint. Zumal die Gesellschaft eben erst mit einer Dividendenerhöhung überrascht hat. Nachdem der Ausschüttungssatz acht Jahr lange konstant drei Taiwan-Dollar je Aktie betrug, soll es jetzt 4,50 Taiwan-Dollar werden. Das entspricht immerhin einer Dividendenrendite von gut 3,1 Prozent.

Allerdings bleibt abzuwarten, was aus der Zusammenarbeit mit Apple wird. Gerüchten zufolge soll Samsung Electronics zu Lasten von TSMC dank eines derzeit moderneren Herstellungsverfahrens den Zuschlag für die Herstellung des nächsten iPhone-Prozessors bekommen. Die Société Générale sieht diese Gefahr aber gelassen und billigt dem bereits jetzt Rekordluft schnuppernden Titel einen Anstieg bis auf 169 Taiwan-Dollar zu. Auch J.P. Morgan sieht Luft nach oben bis 160 Taiwan-Dollar und verweist zur Begründung auf dem vom Vorstand für 2015 zur Schau getragenen Optimismus.

Positiv wäre es zu werten, wenn TSMC wie angedacht die Produktion in China aufnehmen würde. Großformatige Smartphones wie das Iphones 6 sind dort wie allgemein in Asien besonders begehrt. Zulieferer die in dieser nachfragestarken Region vor Ort sind, dürften einen Standortvorteil haben.



Internationaler Ehrhardt-Favorit Nummer eins: NSK Ltd. (WKN: 853685, 1.457,00 japanische Yen, 10,504 Euro)



Nach einem zuvor deutlichen Kursanstieg bewegt sich der Aktienkurs von NSK seit August 2014 letztlich in einem Seitwärtstrend. Dabei hat der in den Bereichen Industriemaschinenbau und Automobilbau tätige japanische Zulieferer für das dritte Quartal des zum 31. März 2015 endenden Geschäftsjahres gute Ergebnisse bei Umsatz und Gewinn erzielt. Konkret wurde der Umsatz um 11,6 Prozent auf 711.903 Millionen Yen nach oben geschraubt und das konsolidierte Betriebsergebnis um 49,9 Prozent auf 67.021 Millionen Yen. Für die Nettoerträge nach Bereinigung um Ertragssteuern und Minderheitsbeteiligungen wurde sogar ein Anstieg von 176,7 Prozent auf 43.725 Millionen Yen ausgewiesen.

Ehrhardt sieht das Unternehmen, das unter anderem Kugellager herstellt, auch weiterhin gut gerüstet. Die Konsolidierung der Plattformen bei den Erstausrüstern biete große Chancen. Unter anderem würden wesentlich größere Aufträge winken. Zudem sei künftig eine stärkere Fokussierung auf den bisher noch niedrigen freien Cash Flow absehbar, was Potenzial auf Margensteigerungen eröffne. NSK wird außerdem als Profiteur der Yen-Schwäche bezeichnet, da nur rund 38 Prozent der Umsätze in Japan erzielt werden.

Laut Nomura sind die erwähnten Quartalszahlen auf operativer Ebene besser als erwartet ausgefallen. Der operative Gewinn habe mit 26,3 Milliarden Yen deutlich über den Markterwartungen von 21,8 Milliarden Yen gelegen. Allerdings hat das Unternehmen trotzdem nicht am bisherigen Jahresausblick gerüttelt. Nomura erwartet für das Geschäftsjahr 2014/2015 einen Gewinn je Aktie von 86.000 Milliarden Yen und für 2015/16 und 2016/2017 wurden die Prognosen auf 100 Milliarden und 111 Milliarden Yen angehoben. Die bestehende Nomura-Kaufempfehlung ist mit einem Kursziel von 1.900 Yen versehe, was gleichbedeutend mit einem Kurspotenzial von gut 30 Prozent ist. Das geschätzte KGV bewegt sich laut Analystenkonsens bei 11,6 und die Dividendenrendite beträgt knapp 1,9 Prozent.