Jetzt ist es halbamtlich: Präsidentschaftskandidat der Republikaner im US-Präsidentschaftswahlkampf wird Donald Trump. Der Immobilien-Tycoon, der als eine Art Clown ins Rennen gestartet ist, lehrt inzwischen das politische Establishment nicht nur in den USA das Fürchten. Die Börsen dagegen bleiben erstaunlich ruhig.

In der jüngsten Marktrunde, der Börse-Online-Diskussionsrunde mit Vermögensverwaltern und Anlegern, äußerten sich jetzt mehrere führende deutsche Vermögensverwalter zur US-Wahl. Dass Trump der Kandidat der Grand Old Party werden wird, steht demnach für die Profis außer Frage. Rainer Beckmann, Vermögensverwalter aus Düsseldorf: "Für mich stehen Clinton und Trump als Kandidaten fest." Die Gründe für den Erfolg des schrillen Milliardärs sieht Björn Siegismund, Geschäftsführer der Berliner Vermögensverwaltung Laransa in einer tiefer sitzenden Enttäuschung der Wähler. "Das Vertrauen in die Politik ist in den vergangenen Jahren entlang solcher Fälle wie LuxLeaks und den Panama Papers gesunken. Dieser Vertrauensschwund macht sich fast bei jeder Wahl in Europa oder Nordamerika bemerkbar. Trump ist nur ein Profiteur."

Dass die Finanzmärkte bislang weitestgehend ruhig geblieben sind -immerhin will Trump diverse Handelsabkommen nachverhandeln, China und Japan zu einer anderen Wechselkurspolitik zwingen Investitionen nach Mexiko stoppen - wundert die Experten nicht. Die Märkte würden, so der Münchener Verwalter Marc Oliver Lux, auf einen Sieg Clintons setzen.

Selbst für den Fall eines Trump-Sieges fürchten die Profis keine neuen Handelskriege. "Das nichts so heiß gegessen wie gekocht wird, sieht man auch an der den finanziellen Folgen der Trump-Ankündigungen," so Beckmann. "Würde dessen Programm umgesetzt, kostete es jedes Jahr eine Billion Dollar zusätzlich." Auch Importzölle von 45 Prozent auf Waren aus China, wie von Trump angekündigt, sieht keiner der fünf Marktrunden-Experten. Eben so wenig fürchtet etwa Björn Siegismund mit einem Präsidenten Trump eine Verschärfung des Währungskrieges. "Selbst mit Trump werden die Amerikaner nicht auf eine Abwertungspolitik a la China einschwenken."

Trotzdem: Ganz wohl ist den Verwaltern nicht: Beckmann: "Schon Euro-Dollar-Wechselkurse von 1.20 bis 1.25 könnten der deutschen Börse nicht guttun."

Die Marktrunde ist eine regelmäßige Online-Diskussionsrunde von Börse-Online. Die nächste Marktrunde findet am 25.5. um 17:30 statt. Zur kostenfreien Anmeldung.