ULRICH PUKROPSKI, Leiter des Bereichs Financial Services bei KPMG:

"Eine konsequente Kommunikation vorausgesetzt, bilden die Ergebnisse die Grundlage für eine vertrauenswürdige Bankenaufsicht im Eurowährungsgebiet. Vorausschauend betrachtet wird diese neue Aufsicht die deutschen Banken jedoch vor große Herausforderungen stellen. Die Publikation der Ergebnisse des Comprehensive Assessment wird den Diskussionen um Konsolidierung im Bankenmarkt neue Nahrung geben. Sie hat nicht nur zur Stärkung des Vertrauens in den europäischen Bankensektor, sondern auch zur Harmonisierung von wichtigen Kennzahlen beigetragen. Diese Kennzahlen können zu einer ersten Analyse von Übernahmemöglichkeiten genutzt werden."



MARIANO RAJOY, spanischer Ministerpräsident:

"Das spanische Finanzsystem ist hervorragend. Das ist unerlässlich, um die Erholung der spanischen Wirtschaft zu stützen. Es ist sehr schwierig und sehr kompliziert gewesen, aber heute hat die Europäische Zentralbank nach der Untersuchung aller Banken gesagt, dass das spanische Finanzsystem am Leben ist, und deshalb bin ich sehr stolz und zufrieden."



KEVIN CORRIGAN, Kreditchef von Lombard Odier Investment Managers:

"Dies dürfte Investoren etwas Vertrauen geben, dass die Landschaft vom Standpunkt des Direktinvestments aus nicht uninvestierbar ist. Aber die Krankheiten der europäischen Wirtschaft werden nicht allein dadurch geheilt, dass genügend Kapital vorhanden ist. Es bleibt abzuwarten, in welchem Ausmaß dies die Kreditvergabe an kleine und mittlere Unternehmen erleichtert."



STEFAN BIELMEIER, Chefvolkswirt der DZ Bank:

"Die europäischen Banken sind jetzt sicherlich besser kapitalisiert als zu Beginn der Übung. Die Tatsache, dass ungefähr ein Fünftel der geprüften Banken zunächst durch den Test gefallen ist, zeigt, dass die Anforderungen an die Banken anspruchsvoll waren. Ist das europäische Bankensystem damit aber bereits zukunftsfest? Sicherlich nicht. Viele Geschäftsmodelle sind nicht oder noch nicht an die gestiegenen Anforderungen der Regulatorik und, besonders wichtig, an die der Kunden ausgerichtet. Das anhaltende Niedrigzinsumfeld belastet zusätzlich.

Auf die europäischen Aktienmärkte sollte es sich insgesamt positiv auswirken, dass mit der Bekanntgabe der Stresstest-Ergebnisse die Unsicherheiten über die Stabilität des Bankensystems deutlich reduziert werden. Eine kurzfristige Zunahme der Volatilität sollte man nicht überinterpretieren."



RALPH BRINKHAUS, VIZE-FRAKTIONSCHEF DER UNION IM BUNDESTAG

"Dies ist ein gutes Ergebnis für das deutsche Bankensystem. (...) Allerdings gibt es keinen Grund, in den Anstrengungen nachzulassen. Die Eigenkapitalsituation und Liquidität der Banken muss weiter verbessert werden".



HANS MICHELBACH, UNIONS-OBMANN IM FINANZAUSSCHUSS

"Dass die deutschen Banken es geschafft haben, ist positiv. (....) Es ist aber auch so, dass die Zahl der faulen Kredite mit 880 Milliarden Euro extrem hoch ist. Das ist das Damoklesschwert, das über den Bilanzen der Banken schwebt. (...) Der Stress-Test ist nur eine Etappe."



CARSTEN SCHNEIDER, SPD-FRAKTIONSVIZE IM BUNDESTAG

"Jetzt sind die Banken aufgefordert, dieses neue Vertrauen zu nutzen: Für mehr Kreditvergabe, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, aber auch zur Konzentration auf ihre eigentliche Rolle, der realen Wirtschaft zu dienen".



GERHARD SCHICK, GRÜNEN-SPRECHER FÜR FINANZPOLITIK

"Die heutigen Ergebnisse zeigen, dass das (die Ausstattung mit Eigenkapital) bei einigen Banken nach wie vor nicht ausreicht, sondern eine weitere Aufstockung des Eigenkapitals notwendig ist. Der Stresstest bestätigt somit alle, die sich nicht auf die geschönten Eigenkapitalquoten der Banken nach dem risikogewichteten Ansatz verlassen haben, sondern die zu geringe Gesamtkapitalausstattung moniert haben."



PHOEBUS THEOLOGITES, Chief Investment Officer bei Steppenwolf Capital:

"Es ist die bislang ehrlichste Einschätzung des trostlosen Zustands der Eurozonen-Banken seit der weltweiten Finanzkrise und, wenn überhaupt, kann ich die EZB nur dafür loben, eine solche Haltung einzunehmen.

Jetzt, da die Zahlen offiziell sind, erwarte ich, dass der Euro STOXX 50 Banken-Index und der Euro STOXX 50 Index morgen für eine ganze Weile sehr schwach eröffnen werden - da die Größenordnung und der Prozentsatz der Ausfälle deutlich darüber liegen, was einige erwartet haben."



MAX ANDERL, Chef von Concentrated alpha der UBS:

"Es sind viele Informationen, die detailliert angeschaut werden müssen - sowohl bei der Einschätzung der Qualität der Vermögenswerte als auch beim Stresstest. Aber der erste Eindruck ist, dass es wenig Überraschungen gab.

Wir erwarteten einen harten und daher glaubwürdigeren Test. Von daher war nicht davon auszugehen, dass alle 130 Institutionen gut abschneiden würden. Wie erwartet, fielen 25 Institutionen durch. Tatsächlich bezieht sich das Dokument auf viele der 'üblichen Verdächtigen', in den angegeben Bereichen vor allem in Griechenland, Portugal und Italien"



ERIK NIELSEN, Chef-Volkswirt bei Unicredit:

"Es gibt zu viele Entscheidungsträger die glauben, dass allein die Veröffentlichung des AQR und der Stresstests für eine Erhöhung der Kreditvergabe der Banken an den privaten Sektor sorgen wird, der dann irgendwie die Erholung auslösen wird. Aber das ist extrem unwahrscheinlich.

Bei weitem der größte Teil des 'Kreditvergabeproblems' ist ein Nachfrageproblem. Die Kreditvergabe an den Unternehmenssektor hinkt in der Eurozone immer sechs bis neun Monate hinter dem BIP hinterher, und ich sehe keinen Grund, warum dies diesmal wesentlich anders sein sollte. Die Annahme, dass die Kreditvergabe irgendwie dem BIP vorangehen könnte, ist eine Illusion und ich weiß nicht, wie das irgendwie in die Diskussion gekommen ist."

Reuters