Die europäischen Börsen haben einen guten Lauf. 2015 geht es bisher beflügelt von den Anleihekäufen der EZB, einem niedrigen Ölpreis und einem schwachen Euro steil nach oben. Rasante Kursgewinne verbuchen auch viele Nebenwerte. Für investierte Anleger ist das ein Segen, allerdings wird durch die stark gestiegenen Kurse langsam auch der Pool an nach wie vor aussichtsreichen Aktien kleiner.

Letzteres sehen auch die Analysten von der Berenberg Bank so. Sie räumen ein, dass es angesichts von Notierungen auf Rekordhochs und gestiegenen Bewertungen schwieriger geworden ist, neue Top-Empfehlungen zu generieren. Basierend auf einem Scoring-Modell wurden aus dem beobachteten Universum, das Titel mit einem Börsenwert von 50 Millionen Euro bis fünf Milliarden Euro umfasst, aber doch wieder vier Werte herausgefiltert, die von der Berenberg Bank als Top-Empfehlungen im europäischen Nebenwertesektor bezeichnet werden. Hinzu kommt eine Aktie, der als Joker Kurschancen zugebilligt werden.

Die zu Grunde liegende Überzeugung beim Treffen von Anlageentscheidungen lautet, dass es für den Anlageerfolg auf das richtige Stock-Picking, also die Auswahl der richtigen Einzelaktien ankommt. Bei den Favoriten handelt es sich um Unternehmen aus verschiedenen Branchen mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen und verschiedenen Wachstumstreibern. Sie operieren alle in Nischensegmenten und oft handelt es sich um führende Unternehmen in bestimmten Bereichen.

Das volkswirtschaftliche Umfeld wird zwar als wichtiger Einflussfaktor bezeichnet, doch oft verfügten diese Gesellschaften über spezifische Ergebnistreiber. Deshalb sei ein Ansatz der Schlüssel zum Erfolg beim Identifizieren der Gewinner, der sich vor allem mit der Bilanz und den individuellen Geschäftsaussichten der einzelnen Unternehmen beschäftige.

Das angewandte und bereits erwähnte Scoring-Modell berücksichtigt quantitative Faktoren wie die Rendite auf das eingesetzte Kapital, die bilanzielle Verfassung, Gewinnwachstum und Cash-Flow-Generierung ebenso berücksichtigt wie qualitative Kriterien, zu denen die bisherige Leistung des Managements, die Aktionärsstruktur, Momentum oder Übernahmeaktivitäten zählen. Nachfolgend stellen wir die 5 Top-Europa-Nebenwerte-Tipps der Berenberg Bank näher vor, wobei vier dieser Titel aus Deutschland kommen und einer aus Italien. Die Kursziele liegen zwischen 13 Prozent und Prozent über den aktuellen Notierungen. Vier dieser Aktien sind übrigens auch mit einer Kaufempfehlung der Börse Online-Redaktion versehen.



Top-Europa-Nebenwerte-Tipp der Berenberg Bank Nummer eins: CompuGroup Medical AG (WKN: 543730, 27,50 Euro, alle Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf die Schlusskurse vom 16.03.)



Zu einem der größten Favoriten im Nebenwertebereich am deutschen Aktienmarkt hat sich in diesem Jahr das Koblenzer Softwareunternehmen CompuGroup Medical AG gemausert. Der TecDAX-Vertreter kommt in diesem Jahr schon auf ein Kursplus von gut 38 Prozent, obwohl bei der Ergebnisvorlage für das vierten Quartal die Markterwartungen verfehlt wurden. Der Umsatz kletterte vorläufigen Angaben zufolge von 126 Millionen auf 141 Millionen Euro und das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) stieg von 28,3 Millionen auf 29,4 Millionen Euro. Analysten hatten im Konsens mit einem EBITDA von 32 Millionen und einem Umsatz von 144 Millionen Euro gerechnet.

Für das Gesamtjahr 2014 stellte sich dadurch der Umsatz auf 515 Millionen Euro ein und das EBITDA auf 98 Millionen Euro. Für 2015 erwartet der Anbieter von IT-Produkten und Dienstleistungen für Arztpraxen und Apotheken ein Umsatzwachstum auf 545 bis 555 Millionen Euro und einen Anstieg des EBITDA auf 115 bis 125 Millionen Euro. Auch hier ist zu berücksichtigen, dass vor der Bekanntgabe der genannten Geschäftszahlen die Erwartungen der Analysten im Schnitt bei 124 Millionen Euro lagen und somit am oberen Ende der vom Unternehmen genannten Spanne.

Aber die Marktakteure setzen auf die Wachstumschancen, die sich mit einem IT-Projekt zur Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte in Deutschland verbinden. Auf einem Kapitalmarkttag der CompuGroup sprach der Geschäftsführer ohne Nennung des damit verbundenen Umsatzpotenzials davon, dass die Einführung der e-Gesundheitskarte höchstwahrscheinlich 2016 erfolgen werde. Die Analysten der Berenberg Bank schätzen dieses jedoch auf mittlere Sicht auf mindestens 300 Millionen Euro. Das würde einer Verdreifachung des Umsatzes in diesem Segment entsprechen. Alleine für diesen Bereich errechne sich damit ein fairer Wert von 9,45 Euro je Aktie.

Zudem profitiert die CompuGroup von den im vergangenen Jahr getätigten Zukäufen. Auch im Februar hat das Unternehmen mit einem Zukauf die Marktposition in Südafrika verstärkt. Beim Gewinn je Aktie kalkuliert die Berenberg Bank von 2014 bis 2017 mit einem Anstieg von im Schnitt 12,6 Prozent p.a.. Für 2016 wird das Ergebnis je Aktie mit 1,08 Euro angegeben, womit sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25,5 errechnet. Im Scoring-Modell der Berenberg Bank erreicht der Titel acht Punkte, was für die Spitzengruppe reicht. Das Kursziel wird auf 31,00 Euro festgezurrt. Daraus ergibt sich ein verbliebenes Kurspotenzial von 12,7 Prozent. Die Kaufempfehlung der Börse-Online-Redaktion ist derzeit mit einem Kursziel von 30,00 Euro versehen.



Top-Europa-Nebenwerte-Tipp der Berenberg Bank Nummer zwei: CTS Eventim AG & Co. KGaA (WKN: 547030, 29,60 Euro)



Nachrichtlich ist es für den Ticketvermarkter CTS Eventim im laufenden Jahr bisher nicht nur positiv gelaufen. Für negative Schlagzeilen sorgte vielmehr die Meldung, wonach das Bundeskartellamt ein Prüfverfahren gegen den Tickethändler eingeleitet hat. Untersucht wird dabei, ob das Bremer Unternehmen seine Marktmacht missbraucht. Dazu würden verschiedene Geschäftspraktiken auf ihre kartellrechtliche Zulässigkeit überprüft. Die Nachricht hat die Aktie des im SDax notierten Unternehmens aber kurzzeitig unter Druck gesetzt, anschließend ist die Notiz aber wieder munter auf neue Rekorde vorgerückt.

Neben der Tatsache, dass der Vorstandschef den Vorwurf zurückgewiesen hat, trugen gut aufgenommene Geschäftszahlen zu der Rekordjagd bei. Dank einer großen Anzahl an attraktiven Events im traditionell starken vierten Quartal konnten die Schwächen im zweiten und dritten Quartal teilweise ausgeglichen werden. Insgesamt legte der Umsatz im Vorjahr um knapp 10 Prozent auf 690 Millionen Euro zu. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen kletterte gleichzeitig um 15,5 Prozent auf 156,6 Millionen Euro. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen stieg um 13,8 Prozent auf 126,2 Millionen Euro.

Für 2015 zeigen sich die Verantwortlichen positiv gestimmt, wobei zu einem erfolgreichen Geschäftsverlauf auch die internationale Expansion sowie der weitere Ausbau des Internet-Ticketings beitragen soll. Trotz des positiven Ausblicks notiert die Aktie inzwischen mitunter über den Kurszielen etlicher Analysten. So beziffert die DZ Bank den fairen Wert auf 26,20 Euro und das Bankhaus Lampe nennt als Kursziel 26 Euro. Das Problem ist einfach die erreichte Bewertung, die als anspruchsvoll zu bezeichnen ist.

Die Analyten der Berenberg Bank sehen das entspannter. Sie konzentrieren sich bei ihrem Urteil auf die Vorteil für CTS Eventim, die sich von der fortschreitenden Verlagerung des Ticktet-Verkaufs auf den Online-Bereich ergeben. Außerdem werden die Aussichten für 2105 auch dank der angekündigten Tourneen von unter anderem Bruce Springsteen, Helene Fischer, Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer und Marius Müller-Westernhagen positiv gesehen.

Beim Ergebnis je Aktie gehen die Berenberg-Analysten von 2014 bis 2017 von einem Plus von durchschnittlich 15,4 Prozent p.a. aus. Der wiederkehrende Gewinn je Aktie wird für 2016 auf 1,27 Euro taxiert. Das bedeutet für dieses Jahr ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23,3. Im Scoring-Modell der Berenberg Bank erreicht der Ticketvermarkter zehn Punkte, was das zweitbesten Ergebnisse aller beobachteten Aktien bedeutet. Das Kursziel beträgt 35,00 Euro, was noch 18,2 Prozent Luft nach oben lässt. Sollte es zu Übernahmeaktivitäten kommen, könnte das Kursziel aber auch auf deutlich mehr als 40 Euro angehoben werden, heißt es. Die Kaufempfehlung der Börse-Online-Redaktion begnügt sich derzeit noch mit einem Kursziel von 30,00 Euro.



Top-Europa-Nebenwerte-Tipp der Berenberg Bank Nummer drei: CEWE Stiftung & Co. (WKN: 540390, 57,83 Euro)



Nach einer zuvor seit Anfang April eingelegten Verschnaufpause hat der Aktienkurs der CEWE Stiftung in diesem Jahr wieder Fahrt aufgenommen. Das Rekordhoch von 60,10 Euro ist dadurch wieder in greifbare Nähe gerückt. Geholfen hat der Notiz die Meldung, wonach das traditionell stärke und für das Ergebnis sehr wichtige Weihnachtsgeschäft auch 2014 wieder gut gelaufen ist. wie bedeutsam das vierte Quartal ist, zeigt sich daran, dass da dieses Mal rund 37,2 Prozent des gesamten Jahresumsatzes und mehr als 114 Prozent der Erträge erwirtschaftet wurden.

Der Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg 2014 auf vorläufiger Basis im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent auf 32,6 Millionen Euro. Das Ergebnis unter dem Strich gab leicht von 22,3 Millionen auf 21,4 Millionen Euro nach. Erklärt wurde das mit einem im Vorjahr vollzogenen Rechtsformwechsel, der für einen einmaligen positiven Steuereffekt gesorgt hatte. Zur Erinnerung: Ende 2013 hatte das Unternehmen von einer Holding-AG auf ein Stiftungskonstrukt gewechselt und den daraus resultierenden Steuervorteil auf zehn Millionen Euro beziffert. Der Konzernumsatz fiel vergangenes Jahr von 536,2 Millionen auf 523,81 Millionen Euro, wobei sich bereinigt um Währungsschwankungen das Minus auf knapp zwei Prozent verringert. Hervorzuheben an dem vorgelegten Zahlenwerk ist, das Cewe inzwischen schuldenfrei ist. Nachdem Ende 2013 noch Netto-Finanzschulden von 16,3 Millionen Euro in der Bilanz standen, verfügte das Unternehmen Ende 2014 über eine Netto-Vermögensposition von 23,5 Millionen Euro.

Analysten bezeichneten die Zahlen des Foto- und Online-Druckservice für das vierte Quartal aber trotzdem nur am mittelmäßig. Von Seiten der Berenberg Bank hieß es, der Bereich Foto-Finishing habe sich gut entwickelt, das Einzelhandelsgeschäft sei jedoch schwach verlaufen. Das vorläufige EBIT bewege sich im Rahmen der Erwartungen, allerdings habe eine höhere Steuerquote dazu geführt, dass der Gewinn je Aktie geringer ausfiel als erwartet. Die Bereiche Foto-Finishing und Online haben sich dagegen besser entwickelt. Die Probleme im Einzelhandelsgeschäft in Polen belasteten jedoch die Gewinne und führten dazu, dass die Zahlen hinter den Schätzungen zurückgeblieben seien.

Das mit elf Produktionsstandorten in 24 europäischen Ländern vertretene SDAX-Unternehmen, das im Jahr 2014 rund 2,3 Milliarden Fotos, 5,9 Millionen Exemplare des CEWE Fotobuch sowie Foto-Geschenkartikel an rund 30.000 Handelskunden auslieferte, hat nicht zuletzt wegen der Beliebtheit der Fotobücher aber dennoch eine interessante Story zu bieten. Das sehen auch die Berenberg-Analysten so, die nach der Ergebnisvorlage ihr Kursziel von 69 auf 71 Euro erhöhten. Das entspricht einem Kurspotenzial von 22,8 Prozent. Große Hoffnungen werden dabei in die Entwicklung des kommerziellen Online-Druckgeschäfts gesetzt, denn dadurch könnten sich mittel- bis langfristig die Gewinne verdoppeln.

Für die Zeit von 2014 bis 2017 wird derzeit beim Ergebnis je Aktie mit einem Zuwachs von im Schnitt 18,8 Prozent p.a. gerechnet. Beim Gewinn je Aktie für 2016 wird mit 5,05 Euro kalkuliert, was ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11,5 bedeutet. Im Berenberg Scoring-Modell hat der Titel achtbare acht Punkte erreicht. Die Kaufempfehlung der Börse Online-Redaktion ist derzeit mit einem Kursziel von 60 Euro versehen.



Top-Europa-Nebenwerte-Tipp der Berenberg Bank Nummer vier: De’Longhi S.p.A. (WKN: 694642, 20,55 Euro)



Bei dem einzigen Top-Favoriten aus dem Ausland handelt es sich um De’Longhi. Dahinter steckt ein 1902 gegründeter italienischer Haushaltgerätekonzern, der seit 1990 Kaffeemaschinen verkauft. Damit einher geht auch der Aufstieg des Unternehmens. Denn inzwischen ist man Weltmarktführer bei Vollautomaten für Privathaushalte und es werden mehr als 150 Modelle im Hochpreissegment angeboten, wobei dazu auch Maschinen für Nespresso-Kapseln zählen. Ergänzend dazu werden auch Küchen-Kleingeräte wie Toaster, Fritteusen und Mikrowellen hergestellt sowie Haushaltgeräte wie Staubsauger und Bügelstationen sowie Heiz- und Klimageräte. 2012 erwarben die Italiener übrigens die Rechte der Marke Braun für bestimmte Haushaltgeräte.

67 Prozent der Aktien werden von der Familie des Verwaltungsratspräsidenten Giuseppe De’Longhi gehalten und dessen Sohn Fabio ist auch CEO des Konzerns. Das Unternehmen verbucht solide Zuwachsraten und hat beispielsweise im Vorjahr den Umsatz um 6,8 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro und den Gewinn um 8,2 Prozent auf 126,5 Millionen Euro gesteigert. Laut Berenberg Bank ist das Jahresergebnis drei Prozent besser als von Analysten im Schnitt erwartet ausgefallen. Für 2015 stellt der Vorstand ein weiteres Umsatzwachstum im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich in Aussicht und auch mit dem Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen soll es weiter nach oben gehen. Dem Unternehmen wird von der Berenberg Bank von 2014 bis 2017 ein Plus beim Gewinn je Aktie von im Schnitt 20 Prozent p.a. zugetraut. Das Kursziel wird mit 25,50 Euro angegeben.

Trotz der in diesem Jahr bereits deutlich gestiegenen Kurse ergibt sich dadurch ein weiteres Kurspotenzial von 24,1 Prozent. Der Gewinn je Aktie wird für 2016 auf 1,21 Euro geschätzt, woraus sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 17 ergibt. Von der Börse Online-Redaktion wird der unter anderem in Ausgabe 08-14 zum Kurs von 14,28 Euro vorgestellte Wert ebenfalls nach wie vor zum Kauf empfohlen. Wie positiv die Berenberg Bank dem Wert gegenübersteht, zeigt sich auch daran, dass De’Longhi im Scoring-Modell auf elf Punkte kommt, was dem besten Wert aller beobachteten Aktien entspricht.



Top-Europa-Nebenwerte-Tipp der Berenberg Bank Nummer fünf: Zooplus AG (WKN: 511170, 89,30 Euro)



Für einige Furore hat mit der Zooplus AG jener Nebenwerte Top-Favorit zuletzt jener Wert gesorgt, der von der Berenberg Bank als Joker-Karte für 2015 eingestuft wird. Ablesen lässt sich das auch an einem seit Juli 2014 glatt verdoppelten Kurs. Einher ging dieser Anstieg auch mit einer strammen Geschäftsentwicklung. Der Internet-Händler für Heimtierprodukte steigerte ersten Angaben zufolge die Gesamtleistung im vergangenen Jahr um 34 Prozent auf 571 Millionen Euro gesteigert. Damit wurde die eigene Prognose von 550 Millionen Euro geschlagen. Die Umsatzerlöse stiegen in ähnlicher Größenordnung wie die Leistung auf 543 Millionen Euro.

Gerne gehört wurde dabei an der Börse der Hinweis, wonach sich die Wachstumsraten im zweiten Halbjahr beschleunigt hätten. Das weckt Vorfreude auf die für den 25. März angekündigten detaillierten Ergebnisse für das abgelaufene Geschäftsjahr. Relativ gelassen aufgenommen wurde am Markt die Meldung, wonach sich der Medienkonzern Hubert Burda mittelfristig auf Sicht von zwei bis drei Jahren von seinem gut 30-prozentigen Anteil an dem Tierfutterversand-Unternehmen entweder über die Börse oder durch den Verkauf an einen anderen Investor trennen will.

Auch Analysten ließen sich davon nicht beirren. Einige von ihnen spielten zuletzt vielmehr mit Blick auf die weiteren Aussichten von Zooplus fast verrückt, was in deutlich erhöhten Kurszielprognosen zum Ausdruck kommt. So erhöhte Oddo Seydler das Kursziel von 85 auf 117 Euro und Hauck & Aufhäuser hält inzwischen sogar 120 Euro statt wie bisher 90 Euro für erreichbar. Zur Begründung wird auf die soliden Wachstumsraten von zwei bis drei Prozent auf dem europäischen Markt für Haustierbedarf verwiesen, wobei für das Online-Geschäft bei Hauck & Aufhäuser sogar noch höhere Wachstumsraten von über 20 Prozent für möglich gehalten werden. Zooplus dürfte zudem zukünftig weitere Marktanteile hinzugewinnen und deutliche Kosteneinsparungen erreichen. Laut Oddo Seydler ist der SDAX-Vertreter inzwischen die Nummer drei unter den Anbietern von Haustierbedarf in Europa. Intern sei mittelfristig ein Vorstoß auf den zweiten Platz geplant, die Analyten halte es aber sogar einen Aufstieg zum Marktführer in Europa für wahrscheinlich. Denn dafür sprechen das hohe Kundenvertrauen und eine effiziente Kostenstruktur. Was den Anteilsverkauf durch Burda angehe, dürften sich daraus keine negative Wirkung auf den Kurs ergeben.

Auch die Berenberg Bank hat ihr Kursziel jüngst erheblich von bisher 63 Euro auf 116 Euro angehoben. Das bedeutet, der Kurs hat theoretisch noch Aufwärtspotenzial von 29,9 Prozent. Zur Begründung hieß es unter anderem, mit der vollen Konzentration auf das Online-Geschäft könne sich das Unternehmen einen erheblichen Wettbewerbsvorteil sichern. Die in 24 Ländern im Internetgeschäft vertretene Gesellschaft sei Online bereits mit Abstand die Nummer Eins. Die Konkurrenten Fressnapf und Pets at Home seien insgesamt zwar noch immer größer als Zooplus, sie beschränkten sich aber auf wenige Märkte und im Online-Geschäft hätten sie nur eine sehr geringe Rolle inne. Zudem würde bei ihnen das Wachstum deutlich langsamer ausfallen. Hervorgehoben wird zudem der bestehende Kostenvorteil, der gegenüber der Konkurrenz auf fünf bis zehn Prozent beziffert wird.

Beim Gewinn je Aktie prognostiziert die Berenberg Bank für Zooplus von 2014 bis 2017 einen Zuwachs von im Schnitt 45,4 Prozent p.a.. Für 2016 wird das Ergebnis je Aktie mit 2,01 Euro genannt, wodurch sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf sehr hohen 44,4 einstellt. Diese hohe Bewertung ist auch der Grund, warum die Börse Online-Redaktion unlängst die Einstufung von Kaufen auf Halten gesenkt hat. Im Scoring-Modell der Berenberg Bank erreicht der Wert fünf Punkte, was lediglich Mittelmaß bedeutet.