Der Goldpreis pendelt weiter um die Marke von 1.200 Dollar je Feinunze und kommt somit auf Dollar-Basis nach wie vor nicht richtig in die Gänge. Vor dem Hintergrund der Griechenlandkrise und dem vorherrschenden Niedrigzinsumfeld, durch das auch Anleihen ähnlich wie Gold auch keine laufenden Erträge abwerfen, wirkt das etwas enttäuschend. Doch wer die jüngste Entwicklung wohlwollend sehen will, tröstet sich damit, dass das Edelmetall im Bereich von 1.150 Dollar einen tragfähigen doppelten Boden eingezogen zu haben scheint.

Ähnliches ist auch bei den Goldaktien zu beobachten. Der Philadelphia Gold and Silver Index, der Aktien von internationalen Gold- und Silberproduzenten umfasst, die an der Nasdaq OMX Philadelphia gelistet sind, scheint im November 2014 ein Tief ausgebildet zu haben und versucht nun zaghaft nach oben zu drehen. Ob das gelingt, bleibt zwar noch abzuwarten und Skeptiker erinnern an die Verluste, die vielen Goldminengesellschaften selbst dann produziert haben, als der Goldpreis selbst noch viel höher notierte.



Doch die Optimisten konzentrieren sich mehr darauf, wie groß der Abstand der Goldaktien noch von den alten Rekordhochs ist. Weil viele andere Börsensegmente auf Rekordjagd sind, wird daraus viel Nachholpotenzial abgeleitet. Richtig ausgeschöpft werden dürfte dies aber vermutlich erst dann, sobald noch mehr als bisher in der Branche restrukturiert wird. Allerdings sollte nicht vergessen werden, dass laut Goldman Sachs die Goldproduzenten seit Ende 2012 die Investitionen bereits um 52 Prozent gesenkt habe. Auch deshalb droht gemessen am heutigen Niveau bis 2018 ein Produktionsminus von sieben Prozent.

Die Analysten bei J.P. Morgan haben zuletzt zwar wegen nach unten revidierten Prognosen für den Goldpreis auch die Gewinnschätzungen für zahlreiche Goldaktien gesenkt. Trotzdem finden sich in dem von der US-Investmentbank verfolgten Universum mit US-Listing fünf Goldaktien, denen zum Teil ein sehr hohes Kurspotenzial zugebilligt wird. Auf den nächsten Seiten stellen wir diese Titel, deren Kursziele in der Spitze um gut 50 Prozent über dem aktuellen Kursniveau liegen, etwas näher vor. Beim Goldpreis kalkuliert J.P. Morgan dabei übrigens für 2015 mit einem Durchschnittspreis von 1.187 Dollar und beim Silberpreis mit 16,38 Dollar je Feinunze.



J.P. Morgan-US-Goldaktien-Favorit Nummer eins: B2Gold Corp. (WKN: A0M889, 1,91 Kanada-Dollar, 1,41 Euro, die Kurs- und Bewertungsangaben beziehen sich auf den Stand vom 20.04.15)



Kein konkretes Kursziel nennt J.P. Morgan für B2 Gold, aber der Wert zählt zu den fünf US-Goldproduzenten, die mit einer Einstufung auf Übergewichten versehen sind. Dahinter steckt ein kanadischer Goldproduzent mit Sitz in Vancouver, der drei operative Minen betreibt. Zwei davon befinden sich in Nicaragua und eine auf den Philippinen. Zudem besitzt B2Gold ein Portfolio an Entwicklungs- und Explorations-Assets in Nicaragua, Kolumbien, Namibia und Uruguay.

Ein Meilenstein für B2Gold wäre es, wenn es gelingt, die Produktion auf der Tagebau-Goldmine Otjikoto in Namibia wie geplant hochzufahren. Wie wichtig das Projekt ist, lässt sich daran ablesen, dass dort in diesem Jahr 140.000 bis 150.000 Unzen Gold gefördert werde sollen. Das würde etwas mehr als einem Viertel der gesamten für 2015 geplanten Produktion entsprechen. Mut machen dabei die für das erste Quartal gemachten Angaben. Diesen zufolge wurden unternehmensweit rekordhohe 115.859 Unzen gefördert (für das Gesamtjahr werden 500.000-540.000 Unzen angestrebt) und damit rund 20 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Auch der Umsatz erreichte unter Berücksichtigung der vorkommerziellen Verkäufe von Otjikoto mit rund 162 Millionen US-Dollar einen Rekordwert.

J.P. Morgan sieht B2Gold bei Otjikoto im Plan und für das ebenfalls sehr bedeutsame Fekola-Projekt in Mali wird bis Mitte 2015 mit einer Machbarkeitsstudie gerechnet. Zudem wird für das Kiaka-Goldproject in Burkina Faso bis Jahresende eine abschließende Machbarkeitsstudie erwartet. Alles spannende Vorhaben, weshalb die Analysten mit Blick auf B2Gold von einer der letzten großen Wachstumstories (Goldproduktion von 900.000 Unzen Gold im Jahr 2018) im Goldsektor sprechen. Hervorgeheben wird neben einem voraussichtlich nur noch überschaubaren Kapitalbedarf das Management, das bereits bewiesen habe, auch in politisch schwierigen Ländern erfolgreich arbeiten zu können.

Was die Bewertung angehe, werde B2Gold derzeit nur mit einem Verhältnis vom Kurs zum Nettogegenwartswert von 0,5 gehandelt. Das liege deutlich unter dem Durchschnittswert von 0,9 für vergleichbare Unternehmen. Die Cash-Kosten je Feinunze werden für 2014 auf 723,9 Dollar beziffert. 2015 soll dieser Betrag auf 682,40 Dollar sinken und 2016 auf 623,70 Dollar. Beim Nettogewinn werden für 2015 mit 0,04 US-Dollar gerechnet und für 2016 mit 0,06 Dollar. Als nächster Termin ist hier auf die detaillierteren Angaben zu den Erstquartalszahlen am 15. Mai zu achten.



J.P. Morgan-US-Goldaktien-Favorit Nummer zwei: Agnico-Eagle Mines Ltd. (WKN: 860325, 30,13 Dollar, 27,90 Euro)



Der Goldproduzent Agnico Eagle Mines Ltd. kommt ebenfalls aus Kanada und um ganz genau zu sein aus Toronto. Das Unternehmen ist im kanadischen Leitindex S&P/TSX 60 vertreten und mit einem Börsenwert von 6,45 Milliarden US-Dollar kein kleiner Fisch. Im Gegenteil: Unter den börsennotierten Goldproduzenten zählt man inzwischen zu den Top Ten. Gelingt es wie geplant in diesem Jahr 1,6 Millionen Unzen Gold zu produzieren, dann würde das Unternehmen in dieser Rangliste voraussichtlich sogar noch weiter nach oben klettern.

Tätig ist die Gesellschaft vorwiegend im Nordwesten Kanadas in den Provinzen Québec und Ontario. Außerhalb des Heimatlandes gibt es Projekte in Finnland und in Mexiko. Insgesamt werden derzeit neun Goldminen betrieben. Schlagzeilen machte im Vorjahr der zusammen mit Yamana Gold getätigte Erwerb der Osisko Mining Corporation. Fortschritte auf dem Weg zur Betriebsgenehmigung wurden außerdem jüngst bei einer Mine im Norden Kanadas, die gemessen an den Reserven und Ressourcen zu einem der größten Projekte des Unternehmens zählt.

J.P. Morgan hat die Aktie von Agnico Eagle Mines unlängst auf Übergewichten hochgestuft, weil die Analysten Gefallen finden am langen Minenleben, einer starken Pipeline, die Wachstum verspricht und der Fokussierung auf Betriebsstätten in Ländern, die juristisch als sicher gelten. Außerdem lasse sich hier der Cash-Flow bis zum Ende des Jahrzehnts ganz gut abschätzen. Nach einem Minus im Vorjahr von 232 Millionen Dollar wird dieser in diesem Jahr bei 157 Millionen Dollar und 2016 bei 269 Millionen Dollar gesehen.

Die Cash-Kosten werden nach 635,7 Dollar je Feinunze für 2014 für das laufende Jahr auf 603,50 Dollar beziffert und für das kommende Jahr auf 591,00 Dollar. Das Kursziel wird für auf Basis der für 2015 erwarteten Konsensschätzungen mit einem geschätzten KGV von fast 50 ausgestatteten Wert mit 42 Dollar angegeben. Theoretisch ergibt sich daraus bei Zielerreichung ein Kurspotenzial von 39,4 Prozent.



J.P. Morgan-US-Goldaktien-Favorit Nummer drei: Compañia de Mínas Buenaventura S.A. (WKN: 900844, 10,63 Dollar, 9,89 Euro)



Beim nächsten J.P. Morgan-Goldfavoriten mit einem US-Listing handelt es sich mit Compañia de Mínas Buenaventura um ein Unternehmen aus Peru. Die Gesellschaft fördert neben Edelmetalle wie Gold und Silber auch andere Metalle. Im Vorjahr wurden 845.515 Unzen Gold produziert und 19,7 Millionen Unzen Silber. Man besitzt einen 43,65-prozentigen Anteil an Minera Yanacocha S.R.L und damit an der größten Goldmine Südamerikas, die zusammen mit Newmont Mining in einer Partnerschaft betrieben wird. Zudem gibt es ein Joint-Venture mit Freeport.

Trotz dieses wertvollen Assets war die Aktie des Unternehmens für die Anleger in den vergangenen Jahren aber eine große Enttäuschung. Ablesen lässt sich das an einem Kurs, der im November 2010 im Hoch 55,92 Dollar erreicht, was jetzt meilenweit entfernt ist.

Auf der Ergebnisseite gab es zuletzt auch noch keinen Anlass zu neuer Freude. Vielmehr fiel das Minus im vierten Quartal mit 1,16 Dollar je Aktie noch einmal höher als im Jahr 2013 mit minus 0,63 Dollar aus. Der Aktienkurs notiert in diesem Jahr bisher trotzdem im Plus, was darauf hindeutet, dass inzwischen viel Negatives in den Kursen steckt.

J.P. Morgan halt den Kursboden hier jedenfalls für erreicht. Den verfolgten Projekten wird langfristig weiteres Potenzial zugebilligt und man geht davon aus, dass Probleme aus regionaler Ebene zumindest teilweise gelöst werden können. Was die Analysten an Buenaventura schätzen ist die über mehr als 60 Jahre hinweg bewiesene Fähigkeit, die Reserven kontinuierlich zu ersetzen. Außerdem habe sich das Management zu einem organischen Reserven-Wachstum verpflichtet. So etwas sei heutzutage nicht mehr so einfach z finden.

Beim wiederkehrenden Nettogewinn wird nach 84 Millionen Dollar im Vorjahr für 2015 mit 130 Millionen Dollar gerechnet und für 2016 mit 206 Millionen Dollar. Die Cash-Kosten je Unzen werden nach 685,7 Dollar im Vorjahr für das laufende Jahr auf 597,4 Dollar taxiert und für das kommende Jahr auf 672,6 Dollar. Steigt der Gewinn je Aktie wie prognostiziert 2016 auf 0,81 Dollar, dann wurde das KGV auf dieser Basis 13,1 betragen. Das Kursziel gibt J.P. Morgan für diesen Wert mit 15,00 Dollar an, was einem Kurspotenzial von 41,1 Prozent entspricht.



J.P. Morgan-US-Goldaktien-Favorit Nummer vier: Eldorado Gold Corp. (WKN: 892560, 4,97 Dollar, 4,633 Euro)



Beim vierten Mitfavoriten Eldorado Gold Corp. weist der Aktienkurs auf Dollar-Basis auch in diesem Jahr klar Verluste auf. Dabei hat das seit mehr als 20 Jahren im Bergbau tätige kanadische Unternehmen, das Goldminen in Europa, Asien und Südamerika betreibt, im Vorjahr eine rekordhohe Goldproduktion von 789.224 Unzen nach 721201 Unzen im Jahr 2013 verbucht. Allerdings war gleichzeitig der angepasste Nettogewinn von 192,9 Millionen auf 138,7 Millionen Dollar gesunken.

Das wichtigste kursbelastende Problem neben einer schwachen Produktionsprognose für 2015 kommt derzeit aber aus Europa. Dort sind die im griechischen in Chalkidiki und Thrakien gelegenen wichtigen Goldminenprojekte mal wieder ins Stocken geraten, denn die Links-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras hat Probleme mit den dortigen Aktivitäten und vorläufig die Betriebsgenehmigung entzogen. Statt wie geplant im kommenden Jahr dort die Produktion aufzunehmen, droht Eldorado Gold nun mit einem Rückzug aus Griechenland. Doch das wäre bitter, schließlich wurden seit 2012 bereits rund 400 Millionen Euro in das Projekt gesteckt und weitere 700 Millionen Euro sollten noch investiert werden.

Weil in Griechenland alles möglich scheint, sollte man als Anleger nicht auf eine Inbetriebnahme setzen. Doch J.P. Morgan sieht das Ganze relativ gelassen, weil man davon ausgeht, dass viel von der damit verbundenen Unsicherheit bereits in den Notierungen steckt. Die Analysten verweisen in diesem Zusammenhang darauf, dass das Skouries-Projekt nur einen aus ihrer Sicht überschaubaren Anteil am Nettoinventarwert von elf Prozent hat. Finanziell betrachtet sei außerdem eine längere Wartezeit auf Betriebsgenehmigungen in China oder in Griechenland wegen der als überschaubar eingestuften Verschuldung kein Problem.

Beim wiederkehrenden Nettogewinn rechnet J.P. Morgan in diesem Jahr mit einem Rückgang von 139 Millionen auf 66 Millionen Dollar und 2016 wieder mit einem Anstieg auf 134 Millionen Dollar. Das Kursziel wird auf 7,50 Dollar beziffert, was dem Titel rein theoretisch 50,9 Prozent Luft nach oben lässt.



J.P. Morgan-US-Goldaktien-Favorit Nummer fünf: Goldcorp Inc. (WKN: 890493, 19,56 Dollar, 18,255 Euro)



Besser als für Eldorado Gold sieht es in dem Jahr bei kleineren Kursgewinnen bisher für die Aktie von Goldcorp aus. Die kanadische Gesellschaft zählt zu den größten Goldproduzenten. Neben zahlreichen Entwicklungsprojekten werden fünf Minen in Kanada sowie den USA betrieben, drei in Mexiko sowie drei in Zentral- und Südamerika.

Auf einem kürzlich abgehaltenen Investorentag bestätigte der Vorstand die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr. Diese sehen eine Goldproduktion von 3,3-3,6 Millionen Unzen vor, bei Produktionskosten zwischen 875 und 950 Dollar je Feinunze. Eine Zielerreichung wäre aber auch wünschenswert, nachdem die Vorgabe im Jahr 2014 verfehlt wurde.

Der Vorstand des S&P/TSX 60-Indexmitglieds hat laut J.P. Morgan bei der Veranstaltung aber demonstriert, wie gut man in schwierigen Zeiten im Branchenvergleich weiterhin dastehe. Vor allem im zweiten Halbjahr sei mit einer gut laufenden Produktion zu rechnen. Neben der Möglichkeit zu organischem Wachstum (läuft bei den Entwicklungsprojekten alles glatt, könnten diese bis immerhin drei Millionen Unzen liefern) verfüge die Gesellschaft zudem auch über die Option von Zukäufen.

Unter den großen Goldproduzenten bezeichnet J.P. Morgan Goldcorp als die beste Aktie. Beim wiederkehrenden Nettogewinn wird allerdings 2015 mit einem Rückgang von 548 Millionen Dollar auf 422 Millionen Dollar gerechnet und für 2016 mit 403 Millionen Dollar. Das wäre gleichbedeutend mit einem Gewinn je Aktie von 0,47 Dollar für 2016 und einem KGV von 41,6.

Bei einer erwarteten Dividende je Aktie von 0,53 Dollar beträgt die Dividendenrendite 2,7 Prozent. Die Cash-Kosten werden für 2015 auf 596,1 Dollar je Feinunze taxiert und für 2016 auf 567,7 Dollar. Als Kursziel werden 27,00 Dollar genannt, was laut Modellrechnung 38 Prozent Kurspotenzial verspricht.