In den USA hat die dortige Notenbank ihre geldpolitischen Stimulierungsmaßnahmen zuletzt zwar gedrosselt und irgendwann wird es in Übersee vermutlich auch die erste Zinserhöhung seit langer Zeit geben. Doch nach oben schießen dürften die Zinsen selbst in Amerika wohl kaum. Das gilt erst Recht für Japan und Europa. Wohin dort die Reise geht, hat die japanische Notenbank eben erst mit einer erneuten Ausweitung der Geldbasis nachhaltig unterstrichen. Auch in Europa ist die EZB näher dran an weiteren geldpolitischen Ankurbelungsmaßnahmen als an einem Zudrehen der Zinsschraube.

Alles das spricht für ein fortbestehendes Niedrigzinsumfeld und für magere Renditen auf Zinsanlagen. Das erklärt auch, warum das Interesse der Anleger an dividendenstarken Aktien unverändert rege ist und voraussichtlich auch groß bleiben wird. Wer Geld mit seinem Geld verdienen will, kann sich jedenfalls auch bis auf weiteres nicht auf die früher üblichen Sparprodukte verlassen. Ein Ausweg in dieser Not stellen Dividenden dar.

Wer diese Strategie verfolgt, wird gerne hören, dass die Ausschüttungsquoten der Unternehmen immer noch relativ niedrig sind. Es besteht also durchaus noch Spielraum für Dividendenerhöhungen, wie die Analysten der Credit Suisse erklären. Auch bei der DZ Bank sagen die Analysten für 2015 den Unternehmen auf der Mikroebene eine Entwicklung voraus, die es erlaubt, das aktuelle Gewinn- und Dividendenniveau mindestens zu halten.



Doch in Sicherheit wiegen darf man sich als Anleger auch bei einer Wette auf Dividendentitel nicht. Denn wenn es geschäftlich schlecht laufen sollte, ist eine Ausschüttung schnell gekürzt oder sogar gestrichen und die Investoren schauen in die Röhre. Um dieses Risiko zu minimieren, bieten sich Investments in Aktien von Unternehmen aus, die in der Vergangenheit stets eine Dividende gezahlt und die Ausschüttungen stabil gehalten oder sogar angehoben haben.

Die DZ Bank fasst Gesellschaften, die mindestens zehn Jahre lang ununterbrochen eine zumindest stabile Dividende gezahlt haben, unter dem Begriff Dividendenaristokraten zusammen. Ergänzt um zusätzliche Auswahlkriterien wie eine Mindestmarktkapitalisierung von 25 Milliarden Euro, eine Anhebung der Dividende in mindestens sechs von zehn Jahren und ein "Kauf"-Anlageurteil durch das hauseigene Aktienresearch haben die dortigen Analysten eine Liste von kaufenswerten Dividendenaristokraten erstellt. Die von deutschen Aktien, welche die Qualifikation in diesem erlesenen Kreis geschafft haben, stellen wir nachfolgend vor.



Deutscher Dividendenaristokrat Nummer eins: Deutsche Post AG (WKN: 555200, 24,75 Euro)



Nach zwei sehr guten Börsenjahren läuft es für den Aktienkurs der Deutsche Post AG in diesem Jahr nicht so rund. Bisher stehen sogar Kursverluste zu Buche und es hat sich ein mittelfristiger Seitwärts-/Abwärtstrend etabliert. Die Zahlen für das zweite Quartal waren daran zwar nicht schuld, denn es würde mehr verdient als von Analysten erwartet. Doch bei dem Bonner Post- und Logistikkonzern stehen erhebliche Investitionen an, was zunächst auf Sicht die Ergebnisentwicklung dämpfen könnte. Gebremst wird die Performance zuletzt auch durch die Bewertung, war diese doch auch im Branchenvergleich etwas zu weit vorgerückt.

Aktuell hat sich das geschätzte KGV aber wieder etwas auf 14,5 ermäßigt, die Dividendenrendite ist mit geschätzten 3,45 Prozent aber nicht außergewöhnlich hoch. Zu einer Qualifikation in die Liste der Dividendenaristokraten hat es aber dennoch gereicht. Dazu beigetragen hat unter anderem die Tatsache von sieben Dividendenerhöhungen in den vergangenen zehn Jahren. Die Ausschüttungsquote wird von der DZ Bank für die Deutsche Post mit 55 Prozent ausgewiesen und die durchschnittliche Steigerungsrate der Dividendenzahlungen in den vergangenen zehn Jahren mit fünf Prozent p.a

Was die weiteren Dividendenaussichten angeht, lobt die UBS, dass es gelungen ist, eine schwache Barmittelgenerierung zu beheben und das dürfte es erlauben, die Dividende dürfte weiter zu erhöhen. Die Analysten bei der Deutschen Bank sehen das ähnlich. Sie rechnen mit einem mittelfristig sich verbessernden Barmittelfluss und einer Ausschüttung der Überschussliquidität an die Aktionäre. Dividendenjäger werden das gerne hören, für den Aktienkurs kommt es zunächst aber darauf an, was die nächsten Quartalszahlen bei deren Bekanntgabe am 12. November bringen werden.



Deutscher Dividendenaristokrat Nummer zwei: Siemens AG (WKN: 723610, 89,06 Euro)



Kein leichtes Jahr hat auch 2014 mal wieder die Siemens AG. Mal wieder ist hier leider angebracht, weil es der in vier große Geschäftsbereiche Industrie, Energie, Infrastruktur und Gesundheit gegliederte Elektronik- und Elektrotechnikkonzern einfach nicht schafft, seine Aktionäre mit dauerhaften steigenden Kursen und auch regelmäßig guten Unternehmensnachrichten zu beglücken. Mehr als eine Entwicklung im Gleichschritt mit dem Gesamtmarkt war in den vergangenen Jahren jedenfalls selten drin.

Trösten können sich die Anleger der mit einem geschätzten KGV von 13,8 ausgestatteten Gesellschaft mit einer Dividendenrendite von immerhin 3,6 Prozent. Außerdem wurde die Dividende in den vergangenen zehn Jahren stets stabil gehalten und sechs Mal sogar erhöht. Die Ausschüttungsquote wird von der DZ Bank auf 51 Prozent beziffert und die durchschnittliche Steigerungsrate der Dividendenzahlungen in den vergangenen zehn Jahren auf neun Prozent p.a

Geht es nach den Analysten von Kepler, wird der Siemens-Vorstand bei der Zahlenvorlage am 06. November noch nichts Neues zu den mittelfristigen Zielen sagen, sondern die Zielvorgaben erst beim Kapitalmarkttag am 8. Und 9. Dezember aktualisieren. Schon vorab hat man bei Kepler aber jüngst die Gewinnschätzungen je Aktie für die Jahre 2015 und 2016 um elf und zehn Prozent zurückgenommen. Begründet wurde das mit einer Reihe kleinerer Verkäufe, der pessimistischeren Haltung des Managements sowie dem Rückzug aus einigen niedrigmargigen Geschäftsbereichen. Schon am 05. November könnte es in Sachen Portfoliobereinigung zudem weitere Nachrichten geben. Zumindest wird am Markt zu diesem Termin mit der Bekanntgabe des Käufers für das wertmäßig auf mehr als zwei Milliarden Euro taxierte Hörgerätegeschäft gerechnet.



Deutscher Dividendenaristokrat Nummer drei: BASF SE (WKN: BASF11, 69,08 Euro)



Nachdem der Aktienkurs von BASF lange ganz gut lief, ist bei dem weltgrößten Chemiekonzern seit Juli plötzlich der Ofen aus. Das hat nicht nur mit negativen Einflüssen der Russland-Sanktionen zu tun, weil das auch die eigenen Aktivitäten dort belasten könnte. Vielmehr hat sich die Chemiekonjunktur allgemein etwas eingebtrübt.

Wie sehr das der Fall ist, haben auch die Ludwigshafener bei der jüngsten Ergebnisvorlage einräumen müssen. Denn während die Zahlen für das dritte Quartal noch durchaus überzeugend ausgefallen sind, musste beim Ausblick zurückgerudert werden. Das bisherige Ergebnisziel für 2015 eines Gewinns vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Amortisationen von 14 Milliarden Euro hält BASF insbesondere aufgrund eines schwächer als erwarteten Marktwachstums sowie niedrigerer Margen in einigen Geschäftsfeldern jedenfalls nicht mehr für erreichbar. Stattdessen dürfte das obere Ende der aktuellen Marktschätzungen von zehn bis zwölf Milliarden Euro realistischer sein. Als eine Folge davon hagelte es negative Analystenkommentaren und Institute wie Credit Suisse, Merrill Lynch, Citigroup und Deutsche Bank senkten ihre Kursziele.

Das Gute aus Anlegersicht ist aber immerhin, dass man hier jetzt bei einem führenden Chemieunternehmen zu einem moderaten geschätzten KGV von 12,6 zum Zuge kommen kann und zudem eine geschätzte Dividendenrendite von 4,0 Prozent einsacken kann. Zur durchschnittlichen Steigerungsrate der Dividendenzahlungen in den vergangenen zehn Jahren heißt es bei der DZ Bank, diese habe zwölf Prozent betragen. Die Ausschüttungsquote wird zudem mit 49 Prozent angegeben und die Eigenkapitalquote mit soliden 43 Prozent. Als Dividendenzahler hat BASF Vertrauen erworben durch acht Dividendenerhöhungen in den vergangenen zehn Jahren.



Deutscher Dividendenaristokrat Nummer vier: Allianz SE (WKN: 840400, 125,60 Euro)



Während viele Branchen auch in Europa längst wieder normale Bewertungsniveaus erreicht haben, hängen die Versicherungsaktien noch hinterher. Das schlägt sich auch in den Bewertungskriterien der Allianz nieder. Obwohl die Münchener zu den größten Versicherungsunternehmen weltweit zählen und in mehr als 70 Ländern aktiv ist, wird dem Titel nur ein bescheidenes geschätztes KGV von 8,9 und ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von eins zugebilligt sowie eine Dividendenrendite von 4,8 Prozent.

Das ist auch dem Umstand einer in den vergangenen Jahren deutlich schlechter Performance als am Gesamtmarkt geschuldet. Auch in diesem Jahr steckt der Titel in einem Seitwärtstrend fest, wozu auch der abrupte Abschied von Firmengründer und Starinvestor Bill Gross bei der Pacific Investment Management Co beigetragen hat. Denn bei der Allianz-Vermögensverwaltungstochter kam es anschließend zu einem massiven Abzug von Kapital.

Um die Nerven der Anleger zu beruhigen, kommt es auf ansprechende Zahlen bei deren Bekanntgabe am 07. November an. Die Analysten von Independent Research rechnen für das dritte Quartal mit einem stabilen operativen Ergebnis von 2,53 Milliarden nach 2,52 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum.

Mit Blick auf die Dividende beziffert die DZ Bank die durchschnittliche Steigerungsrate der Dividendenzahlungen in den vergangenen zehn Jahren auf zwölf Prozent p.a. und die Ausschüttungsquote auf 40 Prozent. Letzteres lässt noch Spielraum nach oben und die UBS hält vor dem Hintergrund einer Solvabilität, die keiner weiteren Verbesserung bedarf, eine Erhöhung der Auszahlungsquote in Richtung 50 Prozent im Lauf der Zeit für möglich.



Deutscher Dividendenaristokrat Nummer fünf: Munich Re (WKN: 843002, 155,45 Euro)



Die Aktie der Münchener Rück hat von der DZ Bank eine besondere Auszeichnung verliehen bekommen. Sie bekommen den Titel als Kaiser unter den deutschen Dividendenaristokraten verliehen. Denn der Dax-Vertreter hat schon seit 1970 die Dividende nicht mehr gekürzt. Das ist eine reife Leistung und rechtfertigt den Kaiser-Titel.

Allerdings ist dieser Titel auch ein gutes Beispiel dafür, dass stabile Dividenden alleine nicht vor Kursverlusten schützen. Im Sog der Kredit- und EU-Krise wurde dieser Titel jedenfalls trotzdem mit nach unten gerissen. Zu beachten ist auch, dass die Munich Re, wie der bereits 1880 gegründete weltgrößte Rückversicherer heutzutage genannt wird, auch operativ unter dem Niedrigzinsumfeld leidet, weil dies das Potenzial aus Kapitalanlageerträgen schmälert. Zudem ist der Konkurrenzkampf in der Branche (2013 wurden 54 Prozent der Prämieneinnahmen im Rückversicherungssegment erzielt und 84 Prozent des Konzernergebnisses erwirtschaftet) nach wie vor groß.

Bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das dritte Quartal am 6. November rechnen die Analysten beim Bankhaus Lampe aber dank einer weiterhin niedrigen Großschadenbelastung in der Schaden- und Unfallversicherung mit einem Anstieg des Nettogewinns von 637 Millionen auf 752 Millionen Euro. Wird diese Zielvorgabe erreicht, sollte das den seit geraumer Zeit in einem Seitwärtstrend steckenden Kurs stützen.

Die Bewertung ist mit einem geschätzten KGV von 8,7 jedenfalls ebenso attraktiv wie die Dividendenrendite von 4,8 Prozent. Die Ausschüttungsquote wird von der DZ Bank mit 46 Prozent angegeben und die durchschnittliche Steigerungsrate der Dividendenzahlungen in den vergangenen zehn Jahren mit 14 Prozent p.a.