Aktien aus Europas Telekomsektor hatten lange Zeit nicht den besten Ruf. Vor allem in Deutschland nicht. Getrübt hat die Stimmung die viele Jahre mehr als dürftige Wertentwicklung der Deutschen Telekom. Doch enttäuscht haben auch andere. Das zeigt der Index Stoxx Europe 600 Telecommunications. Nach dem Platzen der Kursblase der Tech-, Medien- und Telekomaktien im Jahr 2000 brach er ebenso stark ein, wie er zuvor nach oben geeilt war. Damit nicht genug: Nach kurzer Erholung machte die Eurokrise diese Gewinne wieder zunichte. Und die Hausse seit März 2009 hat die Branche nur halbherzig mitgemacht.

Verantwortlich dafür waren unter anderem verschärfte Regulierungsvorschriften und hoher Wettbewerbsdruck. Nachhaltiges Wachstum war so nicht zu schaffen. Auch 2014 sinkt laut Branchenverband Bitkom der Umsatz im deutschen Telekommunikationsmarkt um fast ein Prozent auf 65 Milliarden Euro. Geht es nach Moody’s, dann ändert sich daran zunächst nichts. Die Ratingagentur schätzt die Perspektiven für Europas Telekomwerte im Jahr 2015 negativ ein. Beklagt werden weiterhin fehlendes Umsatz- und Cashflow-Wachstum und als Folge davon eine nur schleppende Entschuldung.

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Neue Möglichkeiten dank Glasfaser

Doch weil zumindest der schlimmste Preiskampf überstanden scheint, gibt es auch optimistischere Stimmen. Potenziell lukrative Einnahmequellen wie der neue Mobilfunkstandard 4G bergen sogar eine gewisse Fantasie. Bettina Deuscher von der Landesbank Baden-Württemberg sieht auf der Gewinnseite zwar keine rasche Entspannung, "doch Umsatz- und Ergebnisdruck sollten sich langsam mit der zunehmenden Möglichkeit der Netzbetreiber zu Preissteigerungen auflösen", prognostiziert die Analystin. Ein Schlüssel hierfür sind die Chancen, die die neuen Glasfaseranschlüsse bieten, sowie das Zusammenwachsen von Mobilfunk und Festnetz. So dürften neue Bündelpreismodelle möglich sein. Die Profitabilität der Firmen sollte zudem durch Sparprogramme und strategische Neuausrichtungen zunehmen.

Das sehen offenbar auch immer mehr Börsianer so. Jedenfalls hat der Stoxx Europe Telecommunications seit Mitte Oktober rund 20 Prozent zugelegt - auf den höchsten Stand seit 2008. Charttechnisch wurde damit durch Überwinden eines Seitwärtstrends ein Kaufsignal ausgelöst. Als Stützen erwiesen sich auch die vielen Zusammenschlüsse. Gemessen am Volumen schafften es 2014 vier Telekomfusionen in die Top-10-Liste der größten Übernahmen in Europa. Ein Trend, der sich 2015 fortsetzen dürfte - wobei wegen Wettbewerbsbedenken die Zahl der Optionen langsam abnimmt.

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Wie viele Fusionen sind noch drin?

Bei den Geschäften, die noch eingefädelt werden, gilt es zudem die Kosten zu beachten. Denn falls - gemessen an den Bilanzverhältnissen - zu viel gezahlt wird, müssen eventuell die Ausschüttungen gekürzt werden. Den Kursen der betroffenen Aktien dürfte das nicht guttun. Schließlich sind es nicht zuletzt die ansehnlichen Dividendenrenditen, die zur jüngsten Wiederentdeckung des Sektors beigetragen haben. Welche Kraft von Dividenden in einem Niedrigzinsumfeld ausgehen kann, hat die asiatische Telekombranche vorgemacht. Auf Sicht von drei bis fünf Jahren führt sie die regionale Performance-Rangliste nach Branchen an. Sprich: In Asien hat die Telekombranche besser abgeschnitten als jede andere. Die Citigroup begründet dies nicht zuletzt mit den hohen Dividendenrenditen der Telekombranche.

Für den ersten Platz beim Performance- Vergleich wird es für die Telekoms in Europa wohl nicht ganz reichen. Aber das tiefe Zinsniveau macht auch hier Aktien mit stattlichen Ausschüttungen interessant. JP Morgan taxiert die Dividendenrendite des europäischen Telekomsektors für 2014 auf 4,4 Prozent und für 2015 auf 4,6 Prozent. Im Branchenvergleich bedeutet das Rang 3 nach Energie und Versorgern. Zusammen mit dem charttechnischen Kaufsignal spricht das für den Comstage ETF auf den Telekomsektor - berücksichtigt er doch auch Dividenden.

Noch besser sieht es in Sachen Dividenden bei Telenor aus Norwegen, Elisa aus Finnland und Orange aus Frankreich aus. Die Renditen für 2014 liegen bei diesen Konzernen über dem Branchendurchschnitt. Zudem stimmt die Charttechnik, nachdem zuletzt sogar die zuvor arg gebeutelte Orange-Aktie wieder in die Gänge gekommen ist. Selbst wenn bei Elisa und Orange die Dividenden in den beiden kommenden Jahren leicht gekürzt werden sollten, scheinen bei allen drei Werten inklusive Kursgewinnen Zuwächse von rund zehn Prozent pro Jahr drin zu sein. Das ist deutlich besser als mögliche Strafzinsen auf dem Bankkonto.

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