Die Aktien des US-Chemiekonzern DuPont Nemours & Co. (WKN: 852046, 66,43 Dollar, 51,265 Euro) befinden sich zumindest hierzulande eher selten in den Schlagzeilen. Dabei hätte der Titel in den vergangenen Jahren durchaus Aufmerksamkeit verdient gehabt. Denn nach einem scharfen Kurseinbruch im Zuge der Kreditkrise hat sich die Notiz von im März 2009 im Tief gültigen 16,14 Dollar in der Spitze bis auf 72,83 Dollar nach oben gearbeitet.



Ob das in dieser Zeit eingefahrene Plus von maximal 351 Prozent noch weiter ausgebaut werden kann, hängt natürlich auch sehr stark von der weiteren Entwicklung an der Wall Street ab. Fängt sich der zuletzt schwächelnde Gesamtmarkt wieder, ist auf Basis der aktuellen Aufstellung des Unternehmens eine Performance im Gleichschritt oder vielleicht einen Tick besser zu erwarten. Ein deutlich besseres Abschneiden ist aber für den Fall drin, dass sich der bereits 1802 gegründete Traditionskonzern auf die Forderungen des aktivistischen Investor Trian Fund Management einlässt.

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Der DuPont-Vorstand sperrt sich … noch



Dieser hält zwar den letzten verfügbaren Angaben zufolge nur über rund drei Prozent der Aktien, fordert aber unterstützt von dem Pensionsfonds Calstrs in einem offenen Brief an den Verwaltungsrat dennoch rigoros die Aufspaltung der derzeit sieben Geschäftsfelder in ein Unternehmen, das die schnellwachsenden Bereiche bündelt (dazu zählen "Agriculture", "Nutrition & Health", sowie "Industrial Biosciences") und eine zweite Gesellschaft mit den Bereichen, die hohe Cashflows erwirtschaften ("Performance Materials", "Safety & Protection" und "Electronics & Communications"). Die Rechnung dahinter lautet: Mit dem Eingriff sollen jährliche Kosteneinsparungen von zwei bis vier Milliarden Dollar erzielt werden und im Gefolge der Kurs auf 120 Dollar steigen.

Die Konzernleitung um Vorstandschefin Ellen Kullman will von diesen Plänen derzeit aber noch nichts wissen. Wie es heißt, seien die seit einem Jahr vorgetragenen Pläne stets abgelehnt worden und auch ein Sitz im Aufsichtsrat, in dem unter anderem auch Fresenius-Chef Ulf Schneider mitwirkt, wurde bisher stets abgelehnt. Stattdessen konzentriert sich DuPont mit der bereits länger geplanten Trennung vom Chemiebereich mit dem Titandioxidgeschäft auf eine kleinere Lösung, die rund 20 Prozent des Konzernumsatzes betrifft.

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Aufspaltungen sind groß in Mode



Allerdings heißt das nicht, dass die Verantwortlichen letztlich nicht vielleicht doch noch weichgeklopft werden können. Undenkbar ist das nicht, wie das aktuelle Beispiel von Ebay zeigt. Die Online-Handelsplattform hat jüngst die Abspaltung ihrer Bezahltochter PayPal verkündet und damit genau jene Forderung von Großinvestor Carl Icahn erfüllt, gegen die man sich zunächst fast schon inbrünstig gewehrt hatte. Das zeigt, was Druck von schlagkräftiger Aktionärsseite bewirken kann und auch bei DuPont es ein ähnlicher Sinneswandel nicht ausgeschlossen. Trian hat jedenfalls in anderen Fällen wie Kraft, Wendy's und Ingersoll-Rand bereits erfolgreich für eine Aufspaltung gekämpft.

Wie sehr das Thema Aufspalten zu einem Thema geworden ist, zeigen auch Zahlen des Datendienstes Dealogic. Demnach haben weltweit Unternehmen in diesem Jahr bereits Tochtergesellschaften oder Geschäftszweige im Wert von 1,6 Billionen Dollar verkauft oder ausgegliedert. Das ist fast so viel wie im Rekordjahr 2007. Käme es bei DuPont zu einer Aufspaltung, könnte das für den nötigen Pepp sorgen, um den Aktienkurs endlich in Richtung des noch aus dem Jahr 1998 stammenden Rekordhoch von 82,75 Dollar zu hieven.

Aufspaltungen sind jedenfalls auch an der Wall Street sehr beliebt und zahlreiche Erfahrungen haben gezeigt, dass zwei getrennten Konzerneinheiten anschließend an der Börse oft ein höherer Wert zugebilligt wird als zuvor im Verbund. Bei der sich im Bereich Biowissenschaft und Engineering tummelnden DuPont könnte das wieder ähnlich laufen. Laut einer Studie von Anil Shivdasani, Finanzprofessor an der Kenan-Flagler Business School an der University of North Carolina, schnitten die Titel von Firmen, die eine Ausgliederung angekündigt hatten, in den drei Monaten um die Bekanntgabe jedenfalls von 2000 bis 2010 um durchschnittlich sechs Prozent besser ab als ihre Branchenkonkurrenten.

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Jefferies peilt als Kursziel 84 Dollar an



Aber auch ohne diesen Coup handelt es sich bei dem in mehr als 70 Ländern aktiven Dow Jones Industrial Average-Vertreter um ein solides Investment. Analysten halten in den kommenden fünf Jahren jedenfalls immerhin ein Gewinnplus je Aktie von fast acht Prozent p.a. für möglich. Im zweiten Quartal hat ein nur mäßiges Geschäft im Agrarsektor den operativen Gewinn allerdings um neun Prozent auf 1,17 Dollar je Aktie gedrückt, aber das Nettoergebnis stieg leicht von 1,03 auf 1,07 Milliarden Dollar. Zuvor war bereits im Juni die Prognose für das operative Jahresergebnis von 4,20 bis 4,45 Dollar je Aktie auf 4,00 bis 4,10 Dollar gesenkt worden. So gesehen fehlt es etwas an kurzfristiger Dynamik zumal die Bewertung mit einem geschätzten KGV von gut 16 für 2014 nicht außergewöhnlich günstig ist.

Allerdings wird das wieder wettgemacht durch ein geplantes Aktienrückkaufprogramm im Volumen von fünf Milliarden Dollar. Zudem sollen die Kosten jährlich um eine Milliarde Dollar gesenkt werden. Vor diesem Hintergrund hat Jefferies-Analyst Laurence Alexander sind Kursziel für die Aktie von 72 Dollar auf 84 Dollar ebenso hochgestuft wie das Anlageurteil von Halten auf Kaufen. Das erwähnte Kursziel basiert dabei auf einem für 2016 unterstellten KGV von 16,8 sowie einem Kurs-Ebitda von 10,6. Würde im Umfeld alles schief gehen, beziffert Alexander das Abwärtspotenzial bis auf maximal 30 Dollar, während er im Idealszenario auch 126 Dollar für erreichbar hält.

Im Zuge der jüngsten Korrektur am Gesamtmarkt hat auch die DuPont-Aktie in der Spitze rund zehn Prozent gegenüber den Jahreshochs verloren. Schwenken die Weltbörsen nicht allgemein in einen Bärenmarkt um, könnte sich das rückblickend für mittel- bis langfristige orientierte Anleger als Kaufgelegenheit entpuppen. Mit der Aufspaltungsphantasie im Rücken ist auf Sicht jedenfalls ein Knacken des alten Rekordhochs nicht ausgeschlossen.