Das Börsenjahr 2014 biegt auf die Zielgerade ein, viele Anleger dürften froh sein, wenn in den kommenden Wochen die Karten neu gemischt werden. Konsolidierungen wie in den vergangenen Monaten eröffnen aber auch immer Chancen für künftige Gewinne und damit überdurchschnittliche Kursperformance. Ein Favorit für 2015 ist die Aktie von Dürr. Im laufenden Jahr reicht der Kurszuwachs von bisher rund elf Prozent nur für Platz 17 im Performance-Ranking des 50 Werte umfassenden MDAX. Doch es gibt gleich mehrere Argumente die dafür sprechen, dass die beeindruckende Erfolgsstory seit 2009 fortgesetzt wird. Zur Einordnung: Vor knapp sechs Jahren kostete die Aktie noch vier Euro, aktuell werden rund 70 Euro aufgerufen. Kursrücksetzer wurden zuletzt immer als Gelegenheit genutzt, um einzusteigen. Allein seit dem Tief von Mitte Oktober kletterten die Papiere um 20 Prozent.

Von der technischen Seite droht zwar kurzfristig eine gesunde Konsolidierung, mittel- bis langfristig steht die Börsenampel hingegen eindeutig auf Grün. Dies gilt auch für die geschäftliche Entwicklung. In den vergangenen Jahren hat sich der Hersteller von Lackieranlagen, die besonders im Autobau eingesetzt werden, eine dominante Marktposition auf den weltweiten Absatzmärkten geschaffen. Dürr ist besonders für seine Großserienlackierereien und Lackierroboter bekannt, bietet aber auch ein breites Spektrum an Nischenprodukten an. In fast allen Geschäftsbereichen halten die Schwaben eine marktführende Position mit einem Marktanteil von meistens mehr als 40 Prozent. Dürr ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer in rund 95 Prozent des Produktportfolios.

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Vorsprung gibt Sicherheit



In die Karten spielt dem Unternehmen besonders die erfolgreiche Expansionsstrategie der vergangenen Jahre. Die Schwaben betreiben 50 Standorte in 24 Ländern und sind besonders stark in den Schwellenländern vertreten. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte das Unternehmen aus Bietigheim-Bissingen rund 40 Prozent der Erlöse in Asien, auf Nord-, Zentral- und Südamerika entfielen rund 18 Prozent. Im Vergleich dazu fällt der Anteil mit 16 Prozent auf dem Heimatmarkt recht bescheiden aus. Dank der breiten Aufstellung kann eine schwächere Entwicklung in einzelnen Regionen gut aufgefangen werden und wirkt sich kaum auf das Gesamtergebnis aus. Inzwischen ist die Dürr-Technologie in rund 60 Prozent der Lackieranlagen installiert. Modifikationen sowie laufende Erneuerungen der Anlagen stellen wiederum eine hervorragende Ausgangsbasis für das wachsende und profitable Servicegeschäft dar.

Unter dem Strich eine perfekte Ausgangsbasis, um die Ziele für 2017 zu erreichen. Dürr will dann den Umsatz auf 2,8 bis drei Mrd. Euro steigern. Durch die kürzlich erfolgte Übernahme von Homag dürfte dieser Meilenstein bereits im kommenden Jahr erreicht werden. Zugleich soll die Ebit-Marge das erreichte Niveau von 8,4 Prozent mindestens beibehalten.

Besonders auf der Margen-Seite schafft es Dürr immer wieder, die Prognosen der Analysten zu übertreffen. Obwohl der Umsatz im dritten Quartal um 5,4 Prozent unter dem Vorjahresniveau lag, kletterte die Ebit-Marge von 8,4 auf 10,4 Prozent. Hier wirken sich mehrere Faktoren positiv aus. Einzelne Segmente profitieren von einer besseren Auftragsausführung, zudem trägt die teilweise Reorganisation aus dem Vorjahr erste Früchte. Auch die Bedeutung des lukrativen Service-Geschäfts nimmt stetig zu. Der Anteil am Konzernumsatz wuchs von knapp 22 Prozent in den ersten neun Monaten des Vorjahres auf gut 25 Prozent.

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Beruhigendes Polster



Die Zahlen von Dürr lassen eine anhaltend hohe Investitionstätigkeit in der Automobilbranche erwarten. Mit 657 Mio. Euro steht der Auftragseingang im dritten Semester um gut 30 Prozent über dem Vorjahreswert. Das Bestellvolumen der ersten neun Monate liegt rund 7,3 Prozent höher, wobei das Volumen aus den Emerging Markets sogar um knapp 17 Prozent zunahm. Zuletzt machte der Anteil am Konzernauftragseingang starke 60 Prozent aus. Der Auftragsbestand erreichte mit knapp 2,5 Mrd. Euro nicht nur einen Höchststand, sondern deckt rechnerisch auch mehr als einen Jahresumsatz ab. Zur Einordnung: In 2013 gingen bei Dürr rund 2,4 Mrd. Euro durch die Bücher. Die Auslastung ist somit bis weit in das kommende Jahr hinein gesichert. Kurzfristig könnten hier bald weitere Neuigkeiten bevorstehen. Nach Veröffentlichung der Zahlen betonte das Management in der Analystenkonferenz, dass man sich derzeit in verschiedenen Verhandlungen für Projekte befindet, besonders in den USA und China. Warburg Experte Christian Cohrs sieht dies als Bestätigung für die kurzfristig starke Auftragspipeline.

Die zuletzt erfolgte Übernahme von Homag stellt dabei einen besonderen Katalysator für die künftige Entwicklung dar. Seit Oktober wird der Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen konsolidiert und dürfte im laufenden Jahr rund 200 Mio. Euro zum Umsatz beitragen. Dadurch wird zwar die Ebit-Marge zunächst leicht verwässert. Recht schnell sind von dieser Seite aber ebenfalls gute Nachrichten zu erwarten. Bereits wenige Tage nach der Übernahme wurde Ralph Heuwing als Vorstandsvorsitzenden der Homag AG installiert, Dürr strebt somit eine rasche Integration an.

Attraktiv erscheint die Aktie vor allem im Vergleich zu anderen Papieren aus der Branche. So liegt der Faktor aus Marktkapitalisierung und Nettoverschuldung im Verhältnis zum Ebit für 2015/26 im Sektor bei rund 9,5. Dürr glänzt hingegen mit einer Quote von 7,4. Abgerundet wird das Bild mit einer Dividendenrendite von gut zwei Prozent.



Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

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