Dabei habe der einst größte deutsche Versorger eher Investitionen in organisches Wachstum im Blick als große Übernahmen. Teyssen steht unter Druck, die Wende zu schaffen. Der Vertrag des 57-Jährigen läuft noch bis Ende 2018.

E.ON hat unter seiner Führung seit 2010 vier Geschäftsjahre mit Milliardenverlusten abgeschlossen - zuletzt mit einem Fehlbetrag von 16 Milliarden Euro. Das Blatt hat sich jedoch in den vergangenen Monaten gewendet. E.ON sammelte über eine Kapitalerhöhung 1,35 Milliarden Euro ein. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts musste zudem der Bund mehr als drei Milliarden Euro der unrechtmäßig erhobenen Brennelementesteuer zurückzahlen. "Die Verschuldung steht jetzt bei 21,5 Milliarden Euro", berichtete Teyssen. Das seien rund fünf Milliarden weniger als Ende 2016.

An der Börse könnte E.ON die Anleger jedoch nicht locken. Die Aktie verlor rund zwei Prozent und war damit einer der schwächsten Werte im Leitindex Dax.

E.ON HÄLT SICH BEI VERAUF VON UNIPER-ANTEILEN ALLES OFFEN



Der ab 2018 geplante Verkauf der restlichen Beteiligung an der früheren Tochter Uniper in Höhe von 47 Prozent könnte weitere knapp drei Milliarden Euro in die Kasse spülen. E.ON behalte sich dabei alle Möglichkeiten offen, sagte Teyssen in einer Telefonkonferenz. Danach kommt sowohl ein Verkauf über den Markt als auch an einen strategischen Investor in Frage. Als möglicher Käufer gilt in der vom Fusionsfieber ergriffenen europäischen Versorger-Branche der finnische Fortum-Konzern.

E.ON werde 2017 einen deutlichen Nettogewinn einfahren, kündigte Finanzchef Marc Spieker an. Nach dem ersten Halbjahr hat der Versorger bereits unter dem Strich 3,9 Milliarden Euro in der Kasse. Operativ erwirtschaftete der Konzern in den ersten sechs Monaten einen um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 1,8 Milliarden Euro. Dies war zwar ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um zwölf Prozent, lag aber über den Schätzungen der Analysten von 1,56 Milliarden Euro. Vor allem im wichtigen Netzgeschäft lief es besser, während E.ON im Vertriebs- und im Ökostromgeschäft im Halbjahr Einbußen hinnehmen musste. In dem hart umkämpften britischen Markt verlor der Versorger Teyssen zufolge mehrere Hunderttausend Kunden. Auf der Insel kämpft auch der Konkurrent Innogy mit Kundenschwund, der am Freitag seine Halbjahreszahlen vorlegt.

PROGNOSE BESTÄTIGT - DIVIDENDENSPANNE ANGEHOBEN



Teyssen bestätigte die Prognose, wonach im Gesamtjahr das bereinigte Ebit bei 2,8 bis 3,1 Milliarden Euro und der bereinigte Überschuss bei 1,2 bis 1,45 Milliarden Euro liegen soll. Details zu den geplanten Wachstumsinvestitionen werde er bei der Vorlage der Bilanz im Frühjahr präsentieren, kündigte der Manager an. Klar sei aber, dass das Ökostromgeschäft weiter ausgebaut werden solle. Gleiches gelte für die Elektromobilität. Zudem wolle E.ON die Digitalisierung vorantreiben und neue Produkte auf den Markt bringen. "Wir wollen E.ON konsequent zu einem digitalen Unternehmen ausbauen."

Am Dienstag hatte der Konzern angekündigt, ab dem Geschäftsjahr 2018 einen höheren Anteil des bereinigten Konzernüberschusses auszuschütten. Es sollten dann mindestens 65 Prozent des Wertes statt 50 bis 60 Prozent an die Anleger weitergereicht werden. "Dabei streben wir natürlich auch ein absolutes Dividendenwachstum an", betonte Teyssen. Für 2017 sollen die Aktionäre eine fixe Dividende von 30 Cent je Papier nach zuvor 21 Cent erhalten.

rtr