Unterstützung für diese Position erhielt der Italiener von den hauseigenen Volkswirten. Diese sagten für 2020 lediglich eine Teuerung von 1,7 Prozent voraus. Damit würde die EZB auch in drei Jahren noch ihr Inflationsziel von knapp unter zwei Prozent verfehlen.

Aus Deutschland kamen abermals kritische Stimmen: "Die extrem expansive Kombination von Nullzinsen und Anleihekäufen ist eine Notfallmaßnahme, für welche die Rechtfertigung abhandengekommen ist", sagte Friedrich Heinemann vom Wirtschaftsinstitut ZEW. Ähnlich äußerte sich auch der Chefvolkswirt der Landesbank LBBW, Uwe Burkert: "Es könnte gut sein, dass es in der Ära Draghi überhaupt keine Zinserhöhung geben wird." Draghis Amtszeit endet im Herbst 2019.

Deutlich positiver äußerte sich der EZB-Chef zur Konjunktur im Euro-Raum. Die neusten Informationen, einschließlich der Prognosen der hauseigenen Experten, deuteten auf eine starke wirtschaftliche Expansion und eine erhebliche Verbesserung der Aussichten hin.

Der Einkaufsmanager-Index für die Privatwirtschaft legte zuletzt zum Beispiel auf den höchsten Stand seit fast sieben Jahren zu. Für Deutschland ist die Geldpolitik den meisten Experten zufolge viel zu lasch, denn die hiesige Wirtschaft steht immer mehr unter Volldampf. So sind nach Einschätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft die Kapazitäten überdurchschnittlich ausgelastet - am Arbeitsmarkt zeichneten sich zudem immer deutlicher Knappheiten ab.

Die EZB hatte im Oktober beschlossen, die monatlichen Anleihenkäufe ab Januar zu halbieren, dafür aber bis mindestens Ende September 2018 zu verlängern. Das Gesamtvolumen des Programms schwillt damit auf 2,55 Billionen Euro an. Die Transaktionen sind momentan das wichtigste Instrument der EZB im Kampf gegen die aus ihrer Sicht zu schwache Inflation.

Die Leitzinsen beließ die Notenbank wie erwartet auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Dort liegen sie bereits seit März 2016.

rtr