Der Blick auf die Kursentwicklungen von DAX, Euro Stoxx 50 und Standard & Poor's 500 seit dem Jahreswechsel 2013/2014 zeigt einen eindeutigen Gewinner: den S&P 500. Bis zum 4. September gerechnet, verzeichnete der US-Leitindex ein Kursplus von 8,6%. Abgeschlagen folgen Euro Stoxx 50 (+5,3%) und DAX +2,0%). Im Vergleich von weltweit rund 100 Leitindizes rangieren DAX und Euro Stoxx 50 mit diesen Kursentwicklungen im letzten Drittel, während der S&P 500 einen guten Platz im Mittelfeld belegt. Weit vorne in diesem Vergleich sind viele Leitindizes aus Schwellenländern zu finden. Der argentinische Merval belegt mit einem Kursplus von mehr als 90% den Spitzenplatz. Allerdings hätte der Wertverlust des argentinischen Peso einen großen Teil dieses Kursanstiegs für einen ausländischen Investor wieder aufgezehrt. Aber auch in einer Währung (US-Dollar) gerechnet, zeigt sich im bisherigen Jahresverlauf: Emerging Markets schlagen Industrieländer. Im genannten Zeitraum verzeichnet der MSCI Emerging Markets ein Kursplus von 9,4%, während der MSCI World lediglich einen Kurszuwachs von 5,8% erreicht.

Nach unserer Einschätzung sind zwei Punkte maßgeblich für die Outperformance YtD des S&P 500 ggü. DAX und Euro Stoxx 50. Zum einen konnten die Unternehmen der Neuen Welt anders als ihre Pendants der Alten Welt mit ihren Quartalsbilanzen zum 2. Quartal mehrheitlich überzeugen. Beim aggregierten Quartalsgewinn für den S&P 500 erreichten sie mit 29,50 US-Dollar einen neuen Rekordwert. Das Umsatzplus fiel mit 4,7% so hoch aus wie seit zwei Jahren nicht mehr und sie schraubten die Netto-Marge auf mehr als 10%. Zum anderen verunsichern die geopolitischen Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten die Investoren weltweit. Durch die räumliche Nähe zur Ukraine bereitet dieser Krisenherd nach unserer Einschätzung Investoren in europäischen Dividendentiteln deutlich mehr Kopfzerbrechen als den Aktionären an der Wall Street. Ein Blick auf die Kursverläufe von VDAX, VSTOXX und VIX zeigt dies nach unserer Einschätzung deutlich. Ende Juli dieses Jahres sprangen alle Drei deutlich an. Während der VIX sich inzwischen wieder in den Bereich der Niveaus von Mitte Juli zurückgebildet hat, weisen seine europäischen Pendants weiterhin deutlich höhere Niveaus auf. Auch die Sorgen vor wirtschaftlichen Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland und der im Gegenzug von Russland verhängten Importstopps scheinen sich in Europa deutlicher als auf der anderen Seite des Atlantiks bemerkbar zu machen. Dies zeigen die in den letzten Monaten rückläufigen Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone und auch Deutschland sowie der inzwischen zum 4. Mal in Folge gesunkene deutsche ifo-Geschäftsklimaindex.

Nach unserer Einschätzung stehen die Chancen aber gut, dass die europäische Wirtschaft noch in diesem Jahr Fahrt aufnimmt. Zudem sollte der Euro gegenüber dem US-Dollar und auch handelsgewichtet weiter abwerten. Dies sollte sich dann in deutlich steigenden Unternehmensgewinnen und -umsätzen niederschlagen. Wir erwarten sowohl für den DAX als auch den Euro Stoxx 50 in 2015 jeweils einen Gewinnanstieg von mehr als 10% im Vergleich zu 2014. Daher dürften DAX und Euro Stoxx 50 auf Jahressicht eine deutlich bessere Kursentwicklung als der S&P 500 aufweisen. Zumal die für 2015 zu erwartende erste Leitzinsanhebung durch die US-Notenbank die Kursentwicklung vor allem an der Wall Street etwas dämpfen dürfte."

Reuters