Facebook-Chef Mark Zuckerberg kommt mit den Geldzählen derzeit kaum noch hinterher. Im zweiten Quartal hat der Konzern netto 2,05 Milliarden Dollar verdient - drei Mal so viel wie noch vor Jahresfrist. Aber die Werbeagenturen rennen Facebook die Türen ein. Von April bis Juni stiegen die Werbeerlöse um rund zwei Drittel auf 6,234 Milliarden Dollar und damit vier Mal so schnell wie im Branchendurchschnitt. Der Konzern-Umsatz wuchs zugleich um rund 59 Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar. Analysten hatten dagegen gerade sechs Milliarden erwartet.

Aber Facebook wird eben immer besser darin, Werbung auszuspielen. Gegenüber dem Vorjahr ist die Anzahl der Anzeigen um rund die Hälfte gestiegen. Und während die Branche weltweit über sinkende Tausender-Kontaktpreise (TKP) jammert - also den Preis, den ein Werbekunde bezahlt, um 1000 Menschen zu erreichen - hat Facebook am Markt im Schnitt neun Prozent höhere Erlöse durchsetzen können.

Dabei helfen zwei große Trends: Erstens hat Facebook vor gut zwei Jahren - trotz aller Kritik von Analysten - konsequent auf Smartphones gesetzt, was sich immer besser bezahlt macht. Zweitens hilft dem Konzern, dass die Nutzerbasis trotz der riesigen Nutzerbasis weiter wächst. Im abgelaufenen Quartal hat die Zuckerberg-Company insgesamt rund 1,71 Milliarden Menschen erreicht, die das soziale Netzwerk mindestens ein Mal im Monat genutzt haben. Zum Jahresauftakt waren es noch 1,69 Milliarden. Rein rechnerisch checkt damit bereits jeder vierte Erdenbewohner ein Mal im Monat sein Facebook-Konto. Noch beeindruckender ist aber die nächste Zahl: Täglich loggen sich laut Unternehmensangaben im Schnitt 1,13 Milliarden (!!!) User in dem sozialen Netzwerk ein. Das schafft sonst keiner.

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Einschätzung der Redaktion



Facebook hat erneut ein Hammer-Quartal hingelegt. Aber der Konzern macht vieles richtig. Statt bei seinen Nutzern den letzten Werbedollar rauszupressen, achtet Facebook-Boss Mark Zuckerberg stets sehr sorgsam auf die Bedürfnisse der Community. Die Werbeeinblendungen dazu werden dann behutsam eingespielt. Auf diese Weise hält der Harvard-Studienabbrecher die Nutzer bei Laune und die Werbekunden stehen artig Schlange.

Und ein Ende ist nicht in Sicht. Weltweit schichten immer mehr Unternehmen ihre Marketing-Ausgaben in die digitale Welt um. Die Branchenriesen Facebook und Google profitieren davon überproportional.

Dazu hat Facebook noch ein paar heiße Eisen im Feuer. Beim Messenger-Dienst WhatsApp läuft die Testphase. Weltweit hat die Plattform derzeit rund eine Milliarde Nutzer. Wenn Facebook beginnt, dort Werbung auszuspielen, dürfte das dem Ergebnis einen ordentlichen Schub verleihen.

Dazu schraubt der Konzern an der Suchfunktion von Facebook. Jeden Tag gehen dort zwei Milliarden Suchanfragen ein. Mittelfristig sollen Unternehmen dort in Google-Manier passende Werbeanzeigen platzieren können, erklärte Zuckerberg am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Und bei Videoausspielungen sieht die fürs Tagesgeschäft zuständige Facebook-Managerin Sheryl Sandberg mittelfristig ebenfalls noch viel Potenzial.

Gemessen an klassischen Bewertungskriterien ist die Facebook-Aktie nicht billig. Das 2017er KGV etwa liegt bei 25. Eine Dividende gibt’s nicht. Aber Facebook wächst derzeit so stürmisch wie kaum ein anderes Unternehmen dieser Größenordnung. Alleine zwischen 2015 und 2017 dürfte sich der Umsatz auf 35,7 Milliarden Dollar verdoppeln, schätzt etwa Eric Sheridan von UBS. Die freien Mittelzuflüsse dürften dann bei knapp zwölf Milliarden Dollar liegen nach sechs Milliarden Dollar im vergangenen Jahr.

Facebook bleibt Werbers Liebling, viele Produkte wie WhatsApp oder der Facebook Messenger sind noch gar nicht erschlossen.

Auch charttechnisch ist alles im grünen Bereich. Der Aufwärtstrend ist intakt. Nach den jüngsten Kursgewinnen ist die Aktie allerdings etwas heiß gelaufen. Schwache Tage zum Einstieg nutzen.

Kursziel: 155 Dollar

Stop: 116 Dollar.