Seit Dezember 2015 liegt der Zinssatz wie festzementiert in einem Korridor von 0,25 bis 0,5 Prozent. Ein Börsenbeben in China und das Brexit-Votum der Briten ließ die Währungshüter immer wieder zögern.

Nun dürften sie die Zügel aber anziehen, auch wenn hinter der Konjunkturentwicklung unter dem künftigen Präsidenten und erklärten Freihandelsgegner Donald Trump noch große Fragezeichen stehen.

"Eine Erhöhung ist eine Frage der Glaubwürdigkeit der Notenbank", sagt DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Die Federal Reserve habe die Märkte lange Zeit auf einen behutsamen Weg aus der ultra-lockeren Geldpolitik vorbereitet: "Jetzt muss sie den Schritt auch gehen."

Vollbeschäftigung - das erklärte Ziel der Währungshüter - scheint bei einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,6 Prozent erreicht. Es ist das niedrigste Niveau seit mehr als neun Jahren. Allerdings liegt die Inflation trotz des robusten Aufschwungs mit 1,7 Prozent noch unter dem Fed-Ziel von 2,0 Prozent.

WARTEN AUF DEN TRUMP-EFFEKT



Mit dem Einzug Trumps ins Weiße Haus im Januar könnte sich dies jedoch ändern: "Wir erwarten fürs kommende Jahr eine Inflationsrate von deutlich über zwei Prozent", meint Sal. Oppenheim-Chefökonom Martin Moryson.

Steuersenkungen und ein billionenschweres Infrastrukturprogramm dürften der Konjunktur einen Schub verleihen und damit auch die Preise nach oben treiben. Doch dieser Trump-Effekt sollte laut Kater nicht überbewertet werden: "Eine Politik, wie sie etwa Ronald Reagan in den 1980er-Jahren betrieben hat, können sich die USA nicht mehr leisten."

Auch Reagan hatte als Präsident mit Steuersenkungen versucht, der Wirtschaft einen Schub zu verleihen. Doch 1980 lag der Schuldenstand der Vereinigten Staaten bei nur 64 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). 2015 war er fast doppelt so hoch.

Diese Zahlen hat auch die Fed stets im Blick. Yellen hat die Politik deswegen aufgefordert, die Schulden trotz geplanter Konjunkturspritzen nicht ausufern zu lassen. Trump hat Yellen seinerseits im Wahlkampf vorgeworfen, die Zinsen künstlich niedrig zu halten, um das Platzen einer Börsenblase unter dem demokratischen Präsidenten Barack Obama zu verhindern.

Die Notenbank pocht auf ihre Unabhängigkeit und muss sich dennoch auf die veränderten politischen Machtverhältnisse in Washington einstellen, die im Frühjahr 2018 zu einem Wechsel an der Spitze der Fed führen dürften.

Die Währungshüter haben signalisiert, dass sie bei Zinserhöhungen die Glacéhandschuhe ausziehen und aggressiver zu Werke gehen könnten, falls die Konjunktur unter Trump zu überhitzen drohe. Bei der niedrigen Arbeitslosenrate brauchten die USA "keinen deutlichen Konjunkturimpuls" mehr, mahnt der Chef der Fed-Filiale von Chicago, Charles Evans.

Doch andererseits dürften protektionistische Maßnahmen des künftigen Präsidenten ebenso wie eine harte Linie im Umgang mit illegal eingewanderten Migranten für Bremseffekte sorgen.

Zugleich könnten die Inflationsrisiken durch eine solche Politik zunehmen, wie die DekaBank-Volkswirte in einem Szenario aufzeigen: Unter dem Republikaner Trump verteuern sich womöglich Importe, was wiederum die Preise in den USA nach oben treibt. Die Ausweisung von möglicherweise bis zu drei Millionen illegalen Immigranten innerhalb kürzester Zeit könnte zudem das bereits knappe Arbeitsangebot weiter drücken, was sich wiederum in einer höheren Lohndynamik widerspiegeln würde.

"Es gibt viele Risiken, besonders in der Handelspolitik", so der Amerika-Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Mickey Levy. Er geht davon aus, dass die Notenbank die Zinsen nächstes Jahr drei Mal anheben wird. Ende 2017 würde der Leitzins dann bei 1,5 Prozent stehen. Im September hatten die US-Währungshüter im Mittel für Ende nächsten Jahres lediglich einen Wert von 1,125 Prozent angepeilt.

Mit Spannung warten Experten nun darauf, wie stark die Währungshüter den Trump-Effekt in ihre Planungen einbeziehen. Aufschluss darüber erhoffen sie sich von den zeitgleich mit dem Zinsbeschluss anstehenden aktualisierten Konjunktur-Prognosen der Fed.

Im Anschluss wird Yellen vor die Presse treten und den Entscheid erläutern. Nach Ansicht von BayernLB-Ökonomin Christiane von Berg wird die Fed danach wieder in den Ruhemodus schalten und abwarten: "Sie wird wohl erst in einem halben Jahr einen weiteren Schritt nach oben wagen."

rtr