Die ausdrückliche Erwähnung der nächsten Sitzung gilt als Signal, dass die Fed bei der Abkehr vom historisch niedrigen Zins nicht mehr allzu lange warten möchte. Zuletzt hatte sich immer stärker der Eindruck festgesetzt, dass Notenbankchefin Janet Yellen nach dem Börsenbeben in China und wegen der mauen Aussichten für die Weltkonjunktur erst nächstes Jahr handeln würde. An der Wall Street, die seit Jahren vom billigen Geld der Fed profitiert, drückte die Botschaft der Währungshüter vorübergehend auf die Stimmung.

US-Aktien drehten zeitweilig ins Minus, lagen im späten Handel aber 1,0 Prozent im Plus. Der Euro gab nach der Fed-Mitteilung kräftig nach und fiel vorübergehend um fast zwei Cent auf 1,0895 Dollar. "Die Fed hat einen Wink gegeben, dass die Tür für eine Erhöhung im Dezember offen steht", sagte Ökonom Howard Archer vom Analysehaus IHS.

Die Fed beließ den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken zwar bei null bis 0,25 Prozent. Allerdings ließ noch eine weitere Stelle im Begleittext aufhorchen: Darin strich die Zentralbank eine Passage, mit der sie noch im September die aus dem Ausland drohenden Gefahren für die US-Wirtschaft beschrieben hatte. Vorigen Monat hatte Yellen auch mit Blick auf die weltweiten Auswirkungen des Börsenbebens in China auf eine Zinserhöhung verzichtet.

Bei einer geldpolitischen Straffung könnten Anleger verstärkt ihr Geld in den USA anlegen und aus Schwellenländern wie China, Brasilien oder der Türkei abziehen. Angesichts der Konjunkturabkühlung in China waren Befürchtungen aufgekommen, die Fed könnte mit einer raschen Zinserhöhung die Probleme der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt verschärfen.

Sollte die Fed Zentralbankgeld verteuern, würde sie damit international gegen den Strom schwimmen: Denn in der wirtschaftlich noch immer labilen Euro-Zone wird EZB-Chef Mario Draghi die Geldschleusen wohl schon bald weiter öffnen, um die unerwünscht niedrige Inflation anzuheizen. Und in China hat die Notenbank erst vor kurzem die Zinsen weiter gesenkt, um sich gegen die Wirtschaftsflaute zu stemmen. Auch in Japan ist an eine Abkehr von der ultralockeren Geldpolitik vorerst nicht zu denken.

GESPANNTES WARTEN AUF DEZEMBER



Nun richten sich alle Augen auf die Dezember-Sitzung der Fed. Ökonom Harm Bandholz von der Großbank UniCredit erwartet, dass die Währungshüter den Schlüsselsatz um einen Viertel Prozentpunkt anheben werden. Die Fed hält die Zinsen seit dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise Ende 2008 auf dem historisch niedrigen Niveau nahe null. Doch seit Monaten wird an den Märkten darüber gerätselt, wann es damit ein Ende haben wird. Die Fed-Chefin will die Zinswende wagen. Sie machte jedoch zur Bedingung, dass die Inflation stabil bleibt und die US-Wirtschaft für eine geldpolitische Straffung kräftig genug ist. Die Notenbank hat ihr Ziel Vollbeschäftigung annähernd erreicht, doch liegt die Inflation noch unter dem von der Fed angestrebten Zielwert von zwei Prozent.

Es dürfte Yellen & Co. zudem Sorge bereiten, dass sich die Kauflaune der US-Verbraucher zuletzt eingetrübt hat. Dies gilt als schlechtes Omen für den für die US-Konjunktur so wichtigen privaten Konsum, der etwa 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmacht. Bereits im Sommer hat sich die Wirtschaft wohl deutlich abgekühlt: Für die am Donnerstag anstehenden BIP-Zahlen zum dritten Quartal erwarten Experten nur noch ein aufs Jahr hochgerechnetes Plus von 1,6 Prozent. Im Frühjahr waren es noch 3,9 Prozent. Die Fed sprach in ihrem Kommunique davon, dass die Wirtschaft in "gemäßigtem Tempo" zulege.