Laut Fed-Chefin Janet Yellen birgt ein zu zögerlicher Kurs große Risiken: "Das würde später schnellere Schritte nötig machen, wobei die USA in die Rezession stürzen könnten." Die Währungshüter wollen aber angesichts der auf noch mehr Wachstum ausgerichteten Wirtschaftspläne Trumps auch keine Überhitzung der Konjunktur riskieren: Nach jeweils nur einem Schritt in den beiden Vorjahren sollen 2017 noch zwei weitere folgen. Viele Börsianer stellen sich auf Juni und September ein.

"Der Schritt ist angesichts der steigenden Preise und der dynamischen Wirtschaft folgerichtig", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Laut Ifo-Chef Clemens Fuest ist der Ausstieg der Fed aus der expansiven Geldpolitik für Europa eine gute Nachricht: "Die US-Wirtschaft wächst robust, das wird den Dollar stützen und die Exporte aus Europa in die USA fördern." Das gelte, so lange die US-Regierung den internationalen Handel nicht mit Strafzöllen behindere.

Am Mittwoch stieg der Euro aber über die Marke von 1,07 Dollar. Händler hatten teilweise noch mehr Zinserhöhungen in diesem Jahr befürchtet.

Tendenziell stärken solche Schritte nach oben aber die US-Währung. Trump hat mehrmals vor einem zu starken Dollar gewarnt, der den US-Exporteuren das Leben schwermacht. Zugleich hat er China und Deutschland vorgeworfen, ihre Währungen zu manipulieren, um auf dem Weltmarkt Vorteile zu erzielen. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verweist jedoch darauf, dass die unabhängige Europäische Zentralbank für den Wechselkurs zuständig ist.

YELLEN: TRUMPS POLITIK WAR KEIN THEMA

Die Fed richtet ihre Geldpolitik an ihrem Auftrag zur Förderung von Vollbeschäftigung und Preisstabilität aus. Das erste Ziel kann sie bei einer Arbeitslosenquote von zuletzt 4,7 Prozent abhaken. Zudem sind die Verbraucherpreise zuletzt so stark gestiegen wie seit rund fünf Jahren nicht mehr. "Der Zinsschritt der Fed war gut vorbereitet und er ist angesichts steigender Inflation und einer guter Beschäftigungslage in den USA dringend erforderlich gewesen", sagte Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise.

Yellen wies vor der Presse "Spekulationen" zurück, dass sie mit Blick auf die Wirtschaftspläne des seit dem 20. Januar amtierenden US-Präsidenten die geldpolitische Gangart quasi vorsorglich verschärfe: "Wir haben nicht über politische Veränderungen gesprochen. Wir haben noch viel Zeit, um zu sehen, was da kommt." Trump will die Konjunktur durch radikale Steuersenkungen und Billionen-Investitionen noch stärker auf Trab bringen. Yellen sagte, sie habe Trump bisher nur flüchtig getroffen. Sie setze zugleich auf eine enge Arbeitsbeziehung zu Finanzminister Steven Mnuchin.

Die zurückhaltende Geldpolitik der vergangenen Jahre war Trump ein Dorn im Auge, da er dahinter eine Absprache Yellens mit seinem demokratischen Amtsvorgänger Barack Obama vermutete: Damit sollte laut Trump eine Preisblase an den Börsen zu Obamas Regierungszeit verhindert werden. Die Fed hatte ihre zögerliche Politik der Vorjahre ihrerseits mit Störfeuer von außen begründet: Erst kam ein Börsenbeben in China dazwischen, dann das Anti-EU-Referendum in Großbritannien. Nun kann die US-Notenbank die Zügel aber anziehen und die Konjunktur liefert ihr gute Argumente dafür: In den USA ist der Aufschwung bereits viel kräftiger als in Europa oder Japan, wo weiter eine ultra-lockere Geldpolitik betrieben wird.

Nach Ansicht des Chefvolkswirtes der Privatbank Sal. Oppenheim, Martin Moryson, hat "die Fed mit der Entscheidung ihre politische Unabhängigkeit einmal mehr unter Beweis gestellt". Im Wahlkampf habe Trump die Niedrigzinspolitik zwar noch kritisiert. Jetzt als Präsident wünsche er sich jedoch niedrige Zinsen, weil sie ihn in seiner Absicht unterstützten, für mehr Wachstum zu sorgen: "An seiner Reaktion auf die heutige Entscheidung wird sich zeigen, ob auch Donald Trump die Unabhängigkeit der Notenbank zu schätzen weiß."

rtr