Fischen als Zeitvertreib ist beliebt. In den USA gibt es gut 46 Millionen lizensierte Angler, und von den Deutschen gehen fast fünf Prozent mindestens einmal im Jahr angeln. Die Anzahl der Hobbyfischer übersteigt damit locker den Anteil jener Anleger, die sich Fischaktien fürs Depot geangelt haben. Denn als Anlageklasse führt dieses Segment ein Schattendasein - und das, obwohl es ein Wachstumsmarkt ist. Das gilt insbesondere für das Aquafarming, wobei es um die kontrollierte Fischaufzucht geht. Dieser Bereich ist in den vergangenen 20 Jahren am stärksten gewachsen. Auch die Prognosen sind unverändert positiv. Dafür sorgt eine Kombination aus zunehmender Weltbevölkerung, steigendem Wohlstand und der damit einhergehenden höheren Nachfrage nach Fisch. Der Proteinlieferant gilt als sehr gesund.

Hohe Nachfrage, starke Produktion



Dem Aquafarming hilft zudem der Umstand einer zunehmenden Überfischung der Weltmeere. So kursierten pünktlich zum Tag der Fische am 22. August Meldungen, wonach die Anzahl der gefährdeten Fischarten von 752 im Jahr 2000 auf 2343 im Jahr 2016 gestiegen ist. Daher gehen die Branchenexperten bei Sparebank 1 Markets davon aus, dass die globale Nachfrage nach Lachs um fünf bis zehn Prozent pro Jahr steigt. Eine günstige Ausgangslage für Lachszüchter, sollte man meinen. Aber auch die Anbieter kämpfen mit Problemen. Immer wieder macht der Befall mit Lachsläusen ganze Bestände wertlos. Zum anderen schürt die rege Nachfrage das Angebot, wodurch die Gefahr einer Überproduktion mitschwingt.

Letzteres ist auch aktuell wieder ein Thema. Die Angst vor einem zu hohen Angebot, hat den Preis für Frischlachs erster Qualität aus Norwegen in den vergangenen zwölf Wochen um gut 18 Prozent gedrückt. Doch wenn es nach den Analysten geht, sind die Schätzungen zu optimistisch. Tore Tønseth von SpareBank 1 Markets rechnet für 2019 und 2020 mit einem Angebotsplus von jeweils vier Prozent bei atlantischem Lachs.

Im historischen Vergleich wäre das nicht außergewöhnlich hoch. Auch Handelsbank-Analyst Kjetil Lye meint, der Markt sollte das Angebot absorbieren können. Er taxiert die Preisspanne für Lachs in den nächsten Jahren deshalb auf 55 bis 60 norwegische Kronen je Kilo. Bei geschätzten durchschnittlichen Produktionskosten der norwegischen Anbieter von rund 34 Kronen wäre das auskömmlich.

Rekord beim Oslo Seafood Index



Interessant ist die Entwicklung der Aktienkurse von Lachszüchtern. Denn wie der Oslo Seafood Index zeigt, sind die Notierungen trotz der gefallenen Lachspreise gestiegen. Auf Einjahressicht kommt der Index, der in Norwegen gelistete Branchenvertreter enthält, auf ein Plus von rund 25 Prozent. Das Fünfjahresplus beträgt fast 400 Prozent, und in der Vorwoche reichte es zu einem neuen Rekordhoch.

Die norwegischen Lachszüchter sind aber auch durchaus interessant, was die Bewertung betrifft. Gemessen am brancheneigenen Durchschnittsniveau der jüngsten fünf Jahre mag das zwar nicht unbedingt stimmen, aber im Vergleich mit dem breiten Markt sind die Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) moderat. Natürlich sollten auch immer die Risiken berücksichtigt werden, doch der momentane Abschlag scheint übertrieben. Die Unternehmen bieten zumeist eine attraktive Dividendenrendite, und die Ausschüttungen scheinen zumindest so lange gesichert zu sein, wie die Preise nicht dauerhaft absacken oder eine Seuche ausbricht. Die jüngst veröffentlichten Quartalszahlen untermauern diesen Eindruck. Sie waren solide, auch wenn es teilweise mit den erwarteten Produktionsvolumina etwas nach unten ging.

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Vier interessante Werte



Größter Zuchtlachsproduzent mit einem weltweiten Marktanteil von rund 20 Prozent ist Marine Harvest. Das Unternehmen senkte zwar die Vorhersage für die Jahresproduktion um rund 6,5 Prozent, hat dafür aber im zweiten Quartal den operativen Gewinn vor Steuern und Zinsen um 33 Prozent gesteigert. Wir hatten den Wert - ebenso wie Leroy Seafood - bisher mit "Beobachten" eingestuft und sehen sie jetzt wieder als kaufenswert an.

Leroy Seafood deckt ebenfalls die gesamte Wertschöpfungskette ab. Der Vorstand ist stolz, als erster Branchenvertreter ASC-zertifizierten Lachs aus verantwortungsvoller Zucht im Angebot zu haben. Bis 2020 will man zu 100 Prozent ASC-zertifiziert sein. Das Unternehmen will nicht nur nachhaltig agieren, sondern auch führend bei der Profitabilität sein.



Austevoll Seafood hält eine Mehrheitsbeteiligung an Leroy und mischt auch bei anderen Branchenvertretern mit. Der Spezialist für Hochseefischerei hat den Gewinn je Aktie im ersten Halbjahr von 2,92 auf 4,54 Kronen verbessert. Der Vorstand will das Wachstum in den kommenden Jahren weiter vorantreiben. Das beste Wachstumsprofil sehen wir bei Grieg Seafood. Der Aquafarming-Spezialist will die Produktion bis 2020 um zehn Prozent pro Jahr erhöhen. Ein einstelliges KGV und eine Dividendenrendite von 5,7 Prozent das klingt fast so schmackhaft wie Lachs erster Qualität.



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