Zoff um die Fernbedienung? Passé! Vorausgesetzt, es gibt zur selben Zeit nicht mehr als vier verschiedene Programmwünsche unter einem Dach - aber eine Waipu-App.

Waipu ist der TV-Streaming-Dienst, mit dem der Mobilfunkanbieter Freenet seinen Einstieg in den Fernsehmarkt vorantreibt, um sich ein weiteres Standbein samt größerem Kundenstamm zu schaffen. "Wir werden mit Waipu.tv das Fernsehen revolutionieren", sagte Freenet-Vorstand Christoph Vilanek selbstbewusst im Gespräch mit Journalisten in Frankfurt.

Waipu kommt aus dem Japanischen und bedeutet "wischen". Mit ebendieser Geste wird der Livestream eines aktuellen TV-Programms vom Smartphone auf das heimische TV-Gerät befördert. Statt Zappen auf der Fernbedienung wird mit Waipu.tv gewischt. Das neue Produkt der Hamburger gehört somit zu den IP-TV-Angeboten, sprich: Fernsehsendungen, die über die Internetleitung auf das heimische TV-Gerät kommen. Bekannte Wettbewerber auf diesem Markt sind die Deutsche Telekom mit Entertain, der Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland, Unitymedia oder Web-TV-Dienste wie Zattoo und Magine TV. Anders als die Konkurrenz könne Freenet aber exklusiv auf ein 12 000 Kilometer langes Glasfasernetz zugreifen, das sich quer durch ganz Deutschland ziehe und die Knotenpunkte des World Wide Web nicht berühre: "Sie werden bei uns keine Ladebalken und kein Ruckeln sehen, auch wenn alle gleichzeitig zusehen", verspricht Vilanek. Hinter Waipu steht das Münchner Unternehmen Exaring. Die bisherige Beteiligung von 25 Prozent will Freenet zum Jahresbeginn auf 50 Prozent plus eine Aktie erhöhen, erklärte Freenet-Finanzchef Joachim Preisig. Und kündigte auch gleich noch an, in den kommenden sechs bis zwölf Monaten werde man über eine Anteilsaufstockung beim Schweizer Netzanbieter Sunrise entscheiden.

Neue Wachstumsziele und Erlösquellen



Das neue Geschäftsfeld eröffnet Freenet Zugang zu Wachstumspotenzial und neuen Erlösquellen: Das TecDAX-Unternehmen gewinnt mit Waipu.tv einen immensen Datensatz über seine Nutzer und deren Gewohnheiten. "Anonymisiert könnten wir diese den Sendern zur Verfügung stellen und individuelle Werbung ermöglichen", sagte Vilanek und gab damit Einblick in seine Vision eines weiteren möglichen Geschäftsmodells. Außerdem verschafft sich der bislang netzunabhängige Mobilfunkanbieter gerade - ganz nebenbei - den Zugang zu einer eigenen Infrastruktur für die Übertragung von Internetdaten.