"Wir müssen grundsätzlich etwas ändern, aber das wird dauern. Ich habe keinen Zauberstab." Die Zeit großzügiger Wartungsverträge und billiger Finanzierungen dürfte damit zu Ende sein. Doch am drohenden Stellenabbau bei Siemens dürfte die Kehrtwende bei GE nicht viel ändern.

Dass der Weltmarktführer selbst einen Preiskampf anzettelte, ist ungewöhnlich. "Im vergangenen Jahr hat GE im Kraftwerks-Geschäft irrational gehandelt", sagt Barclays-Analyst James Stettler. Hatten die Amerikaner große Gasturbinen 2015 noch für fast 700 Dollar je Kilowatt verkauft, ließen sie sich ein Jahr später auf Preise von unter 400 Dollar ein - während Siemens als Nummer zwei noch 600 Dollar verlangte. Erstaunt stellten die Münchner fest, dass ihre Margen im abgelaufenen Quartal erstmals besser waren als die der doppelt so großen Nummer eins. Sogar um Wartungsverträge hätten die Amerikaner aggressiv gebuhlt, sagt Analyst Stettler der Nachrichtenagentur Reuters. "Dabei ist der Markt für Gasturbinen hart genug." Dass GE nun eine Kehrtwende vollzieht, sei "eine gute Nachricht für Siemens". Zudem sei GE im Umbau erst einmal geschwächt.

AUF DER SUCHE NACH DER SEELE



Das Geschäft mit der Ausrüstung von Kraftwerken sei eine "Herausforderung", formulierte GE-Chef Flannery. Es werde ein oder zwei Jahre dauern, die Wende zu schaffen. Die Sparte sei schuld daran, dass der US-Konzern die Dividende kürzen müsse - erst zum dritten Mal in 125 Jahren - und die Gewinnprognosen drastisch senkte. GE habe seine Seele verloren, sagte Flannery, der seit dreieinhalb Monaten im Amt ist. Dem Konglomerat fehlten Gewinne wie die Luft zum Atmen. Er wolle "die Seele des Konzerns wiederfinden". Allein die Kraftwerks-Sparte soll erst einmal eine Milliarde Dollar Verwaltungskosten einsparen.

Auch der Chef von GE Power, Russell Stokes, gelobte am Montag bei der Vorstellung der neuen Strategie vor Analysten Besserung: "Wir müssen ein bisschen besser darauf achten, welche Art von Deals wir machen wollen - und zu welchem Preis." Sulzer-Chef Gregoire Poux-Guillaume hatte schon im Juli mit dem Finger auf den Marktführer gezeigt: "Es war General Electric, die im Wettlauf nach unten ganz vorne waren, weil sie Marktanteile mit - sagen wir mitunter überraschenden - Preisen kaufen wollten." Stokes sagte, das GE-Management habe den Eindruck gewonnen, dass man manches quasi verschenkt habe. "Wir haben sehr genau nachgeschaut, was in den Verträgen steht an Zusagen, die wir gemacht haben."

Doch an den grundlegenden Problemen im Kraftwerks-Geschäft wird das wenig ändern. Die Nachfrage nach neuen Gas- und Dampf-Kraftwerken ist erlahmt, seit Strom aus Wind- und Sonnenkraft wirtschaftlicher herzustellen ist als aus fossilen Brennstoffen. 400 Turbinen könnten GE, Siemens & Co im Jahr herstellen, fast vier Mal so viel wie künftig gefragt seien, rechnete Siemens-Chef Joe Kaeser vor. "Wir werden nie wieder ein neues (Turbinen-)Werk bauen", sagt ein Manager aus München. "Aber GE auch nicht." Noch hält sich Siemens mit einem Großauftrag aus Ägypten über Wasser, doch der ist bald abgearbeitet. Tausende Stellen stehen deshalb in Deutschland zur Disposition, vor allem im strukturschwachen Osten. Am Donnerstag sollen die Arbeitnehmer über die konkreten Pläne informiert werden.