Schaulaufen für Händler, Branchenexperten und Medien: Auf Events wie der gerade beendeten Modewoche in Düsseldorf kommt es darauf an, die Fachwelt von den eigenen Kollektionen zu überzeugen. Wer die Anleger begeistern will, muss dazu mit dem Zahlenwerk eine gute Figur abgeben. Gerry Weber schafft beides. Das Unternehmen ist auf gutem Weg, nach dem Durchhänger der vergangenen zwei Jahre an der Börse wieder eine angesagte Marke zu werden. Dazu steht ein Generationswechsel an der Führungsspitze an. Stimmt der Aufsichtsrat des MDAX-Unternehmens in seiner Sitzung am 25. Februar wie erwartet zu, wird Ralf Weber für seinen Vater in den Vorstand nachrücken. Der 73-jährige Firmengründer Gerhard Weber wird dem Hersteller von Damenbekleidung aber als Mitglied des Aufsichtsrats und als Hauptaktionär erhalten bleiben.

Dabei hat sich Gerry Weber in einem widrigen Marktumfeld vergleichsweise gut behauptet. Auf den ersten Blick hinterließ der verregnete Sommer beim Absatz seine Spuren. So weisen die Eckdaten für das am 31. Oktober beendete Geschäftsjahr 2013/14 einen Umsatz von 852,1 Millionen Euro auf Vorjahresniveau aus. Der operative Gewinn kam um drei Prozent auf 108,9 Millionen Euro voran.

Allerdings verbesserte sich die Bruttoertragsmarge gegenüber dem Vorjahr von 53,7 auf 57,4 Prozent. Für Anna Patrice, Analystin der Berenberg Bank, gaben neben dem Anstieg des Einzelhandels am Gesamtumsatz vor allem effizientere Strukturen in der Vermarktung und Beschaffung den Ausschlag. Angetrieben von den steigenden Erlösen in den eigenen Läden legten die Einzelhandelsumsätze um 11,3 Prozent auf 404,9 Millionen Euro zu.

Der Rückgang im Großhandel hängt auch damit zusammen, dass Gerry Weber eigene Franchiseläden übernommen hat. So stieg die Anzahl der Einzelhandelsflächen von 701 auf 778 Läden. Ohne die neu eröffneten Markenstores bleibt auf vergleichbarer Fläche ein Umsatzplus von 1,9 Prozent. Das sieht auf den ersten Blick schmal aus, hebt sich aber positiv von den drei Prozent Umsatzrückgang ab, die der deutsche Modemarkt 2014 verzeichnete.

Solide Geschäftszahlen, aber etwas biederes Image: Dieser Ruf haftete der Firma aus Halle in Ostwestfalen über Jahre an. Insgesamt fünf Marken umfasst das Portfolio. Davon entfielen zuletzt 76,7 Prozent der Erlöse auf die drei Kernmarken. Die sprechen in erster Linie die Frau ab 40 an. Die Marke Taifun, die für 17,7 Prozent der Erlöse steht, soll Gerry Weber ein trendigeres Image verpassen und so jüngere Zielgruppen anziehen. Außerdem ist das Geschäft bislang sehr deutschlandlastig. Rund 61 Prozent der Erlöse stammten zuletzt vom Heimatmarkt, gefolgt von Ländern der Europäischen Union mit 28,8 Prozent.

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Verjüngung durch Hallhuber

Um eine jüngere Kundschaft anzusprechen, will Gerry Weber von der Londoner Private-Equity-Gesellschaft Change Capital Partners nun die Münchener Modefirma Hallhuber übernehmen. Die zwei Kollektionen von Hallhuber sind im oberen mittleren Preissegment angesiedelt und auf weibliche Kundschaft im Alter von 25 bis 40 Jahren ausgerichtet. Hallhuber betreibt derzeit mit rund 1500 Mitarbeitern 94 eigene Geschäfte, zwölf Outlets und 113 weitere Verkaufsflächen in sechs Ländern und erzielt mehr als 80 Prozent der Umsätze in Deutschland. Verkauft wird die Mode über eigene Flächen, im Onlineshop und auch über den Vertriebskanal E-Commerce von externen Plattformen.

Klar ist: Gerry Weber wird mit Hallhuber die eigene internationale Expansion beschleunigen. Über den Kaufpreis schweigen sich beide Seiten aus. Weil Gerry Weber die Eigenkapitalquote von zuletzt über 70 Prozent nach Abschluss der Transaktion bei über 50 Prozent halten will, gehen Branchenkenner davon aus, dass die Transaktion über ein Schuldscheindarlehen finanziert wird. Christoph Schlienkamp, Analyst beim Bankhaus Lampe, erwartet, dass Hallhuber bereits im ersten Jahr zu einem Gewinnanstieg um sieben Prozent und dann 2015/16 zu einem Ergebnisplus von zehn Prozent beiträgt. Dabei gibt es bei den Margen Nachholbedarf. Hallhuber erwartet für 2014 einen Umsatzanstieg auf rund 140 Millionen Euro, der bereinigte operative Gewinn vor Abschreibungen soll auf rund 14 Millionen Euro klettern. Das macht eine operative Marge von 8,7 Prozent, die deutlich unter den 15 Prozent liegt, die Gerry Weber zuletzt vorgelegt hat.

Neben Synergien in Beschaffung und Logistik verfügt Hallhuber dafür über Knowhow im "In Season"-Management. Das heißt: Bekleidung wird ähnlich wie bei den internationalen Großkonzernen wie der Inditex-Tochter Zara über die hauseigene Logistik schnell in die eigenen Läden gebracht. Gegenüber Konkurrenten wie etwa Hennes & Mauritz oder Inditex ist die Aktie von Gerry Weber mit einem Abschlag bewertet. Langfristig orientierte Anleger, die auf einen Gewinnschub durch Hallhuber setzen, greifen auf dem aktuellen Kursniveau zu.

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