Große Investoren seien am Mittwochabend von den Banken informiert worden, dass Gebote unter dieser Marke nicht berücksichtigt werden könnten, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Mit dieser Formel geben die Investmentbanker in Deutschland den stärksten zulässigen Hinweis auf den endgültigen Preis.

Kaeser hatte auf einen Börsenwert von bis zu 35 Milliarden Euro für die Erlanger Tochter gehofft, Anleger sehen sie offenbar bei nur 28 Milliarden. Siemens kann damit mit einem Emissionserlös von 4,2 Milliarden Euro rechnen. Healthineers wird damit der größte Börsengang in Frankfurt seit der RWE-Abspaltung Innogy vor eineinhalb Jahren. Die Blütenträume von einer Zehn-Milliarden-Emission erfüllten sich aber nicht.

Der Münchner Industriekonzern gibt 15 Prozent an der Tochter ab. Der Erlös war dabei aber zweitrangig. Primär ging es Siemens darum, dass Healthineers das Wachstum künftig selbst finanzieren und so eine aktive Rolle in der Konsolidierung der Branche spielen kann. Dazu sollen die Aktien als Akquisitionswährung zum Kauf von Unternehmen eingesetzt werden. Denn sie sind auch am unteren Ende der Spanne - gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis - mehr wert als die Siemens-Papiere. Kurzfristig sind größere Zukäufe aber noch kein Thema.

Das "Handelsblatt" berichtete am Mittwoch, die Healthineers-Aktien seien bis Dienstag zweifach überzeichnet gewesen. Dies gilt als Mindestvolumen für eine erfolgreiche Emission. Nur dann haben die Banker freie Hand, um eine ausgewogene Mischung von Anlegern zu finden, denen die Aktien zugeteilt werden.

Die Bücher für den Börsengang schließen am Donnerstagmittag (14 Uhr), dann wird der Ausgabepreis festgelegt. Am Freitag soll Healthineers sein Debüt an der Frankfurter Börse feiern.

ZWEIFEL AN NEUEM LABORSYSTEM



Skeptisch zeigten sich potenzielle Investoren wie Fonds und Pensionskassen vor allem mit Blick auf die Labortechnik-Sparte. Dort setzt Siemens Healthineers - die klare Nummer zwei hinter Roche - auf seine neue Plattform "Atellica". Sie soll die Trendwende bringen, nachdem sich Siemens in den vergangenen Jahren auf dem umkämpften Markt schwer getan hatte. Doch einen Vertrauensvorschuss wollten Anleger Healthineers dafür nicht geben. "Da hat es die letzten sechs bis sieben Jahre so stark gerumpelt", sagte ein Fondsmanager einer großen deutschen Investmentgesellschaft, der zunächst einen Zeichnungsauftrag über 27 Euro abgegeben hatte. Bei Magnetresonanztomographen, Röntgen- und Ultraschall-Geräten ist Healthineers dagegen die unangefochtene Nummer eins auf dem Weltmarkt.

Eine Woche nach Healthineers ist das zweite Schwergewicht an der Reihe, das im Frühjahr an die Börse gehen will. Bei der DWS, der Vermögensverwaltungstochter der Deutschen Bank, läuft die Zeichnungsfrist seit Mittwoch. Die Bücher waren schon am ersten Tag gefüllt. Auch die DWS hat Abstriche am Börsenwert machen müssen. Am oberen Ende der Preisspanne wird sie mit 7,2 Milliarden Euro bewertet. Die Deutsche Bank will sich von bis zu 25 Prozent an ihrer profitabelsten Sparte trennen und damit 1,2 bis 1,8 Milliarden Euro einnehmen. Ein Drittel davon hat sie schon sicher. Neben dem japanischen Lebensversicherer Nippon Life, der mit fünf Prozent einsteigen soll, will die französischen Investmentfirma Tikehau etwa drei bis vier Prozent erwerben.

rtr