Der Baustoffkonzern HeidelbergCement will seine künftige italienische Tochter Italcementi nach der Übernahme auf Vordermann bringen. Das Familienunternehmen aus Bergamo habe in den vergangenen Jahren nicht gut gewirtschaftet und deshalb seine Eigenständigkeit verloren, sagte HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Heidelberg. "Eine Herausforderung ist es, das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen - aber wir trauen uns dies zu." Italcementi schreibt seit 2012 unter dem Strich Verlust. Anfang April hatte HeidelCement bereits angekündigt, durch eine Neuorganisation bis 2020 rund 400 der zurzeit 2500 Stellen in Italien abzubauen.

Deutschlands größter Baustoffkonzern hatte im vergangenen Sommer den Kauf von Italiens Nummer eins für 3,7 Milliarden Euro angekündigt. Für die Kurpfälzer ist es die größte Übernahme seit dem milliardenschweren Kauf des britischen Baustoffproduzenten Hanson 2007. Mit den noch ausstehenden Entscheidungen der Kartellbehörden in der EU und in den USA rechnet HeidelCement bis Anfang Juni. Es gebe schon einen detaillierten Plan, wie die 400 Millionen Euro Synergien gehoben werden sollen, erklärte Scheifele. Sobald die Freigabe da sei, könne es losgehen.

Der Plan sieht unter anderem vor, dass Standorte in Ländern, in denen beide Unternehmen vertreten sind, zusammengelegt werden. Ziel: die 40 Zementwerke effizienter betreiben. "Deshalb ist es sinnvoll, dass wir die Tinte sehr schnell wechseln, von rot auf schwarz", sagte Scheifele. Die operative Rendite soll binnen drei Jahren von zuletzt knapp 15 auf das Niveau bei HeidelbergCement von gut 19 Prozent steigen.

Verstärkt um Italcementi kann HeidelCement weiter mithalten als Rivale des viel größeren Konkurrenten LafargeHolcim. Mit den Italienern zusammen hätte Heidelcement im vergangenen Jahr einen Umsatz von 17 Milliarden Euro erzielt, ein Drittel mehr als ohne sie. HeidelCement bleibt am Absatz gemessen künftig weltweit die Nummer eins bei Zuschlagstoffen wie Sand und Kies, zweitgrößter Zementhersteller und drittgrößter Betonproduzent.

JAHRESPROGNOSE ANGEHOBEN



Den Aktionären, darunter als Ankeraktionär mit einem Anteil von knapp 27 Prozent Ludwig Merckle vom gleichnamigen bekannten Unternehmen, kommt eine kräftige Dividendenerhöhung auf 1,30 Euro je Anteilsschein nach 75 Cent im Vorjahr zugute. Das erste Quartal, saisonbedingt immer schwach, schnitt der Produzent von Zement, Beton, Sand und Kies besser ab als erwartet. Die gute Baukonjunktur, höhere Preise und gesunkene Energiekosten schoben den operativen Gewinn an. Das Ergebnis vor Zinsen und Abschreibungen stieg auf vergleichbarer Basis um 13 Prozent auf 321 Millionen Euro, während Analysten im Schnitt mit 306 Millionen Euro gerechnet hatten. Der Umsatz lag mit 2,83 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. "Das erste Quartal 2016 war operativ das beste seit der Finanzkrise und hat damit den positiven Trend des Vorjahres fortgesetzt", erklärte Scheifele.

Wegen des vergleichsweise starken Auftaktes hob HeidelCement seine Jahresprognose an: Operatives Ergebnis und Überschuss sollen moderat bis deutlich steigen statt wie bislang erwartet nur moderat. HeidelCement stellt damit nun einen Zuwachs um einen hohen einstelligen bis zweistelligen Prozentsatz in Aussicht. Die Aktie setzte sich mit einem Plus von fast drei Prozent an die Spitze des Dax.

Reuters