Zu Handelsbeginn verloren die Papiere Herstellers von Persil, Schwarzkopf-Shampoo und Loctite-Industriekleber Henkel in der Spitze mehr als vier Prozent. Zwar bestätige Chef Hans Van Bylen die Jahresziele, warnte jedoch vor einem "volatilen und unsicheres Marktumfeld".

Zu einer Zeit in der viele der dominierenden Konsumgüter- und Lebensmittelkonzerne - von Nestlé über Procter & Gamble bis Unilever - nach Auswegen aus Wachstumsfallen suchen: Portfolios werden umgebaut oder erweitert, Sparprogramme verschärft und - bei Unilever etwa - auch die komplexe Konzernstruktur auf den Prüfstand gestellt.

Henkels Unterschied zu Rivalen wie Procter & Gamble ist das große Klebstoffgeschäft, daß die Düsseldorfer während der vergangen Jahre noch stärker auf lukrative Speziallösungen für Firmenkunden ausgerichtet haben. Mit Klebstoffen, die rund die Hälfte des Konzernumsatzes beisteuern, sind die Düsseldorfer weltweit die Nummer Eins und konnten wegen des hohen Umsatzanteils der größten Sparte auch die Margen auf Konzernebene während der vergangenen Jahre deutlich verbessern.

Auf dem Parkett hat sich die Aktie gemessen am KGV während der vergangen Jahre verteuert, Henkels Klebstoff-Story als Unterschied zu vielen Konkurrenten ist inzwischen gut bekannt. Weil große positive Überraschungen in der Geschäftsentwicklung ausblieben, stehen die anspruchsvollen Papiere seit Mitte Juni unter Druck.

Trotz des Plus-Faktor Klebstoff-Geschäft und den jüngsten Zukäufen erwarten Analysten von 2018 bis 2020 beim Umsatz jährliche Zuwachsraten zwischen 3,5 und vier Prozent und beim Gewinn pro Aktie jeweils sieben bis neun Prozent. Bei KGVs zwischen 18 und 21 für die folgenden drei Jahre sind Gewinnmitnahmen wegen der anspruchsvollen Bewertung deshalb keine Überraschung.

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Einschätzung der Redaktion



Langfristig orientierte Anleger sollten sich davon jedoch nicht verunsichern lassen. Was von den jüngsten Gewinnmitnahmen als Reaktion auf das schwächer erwartete Umsatzwachstum 2,2 Prozent auf Konzernebene aber auch jeweils in allen drei Sparten Wasch- und Reinigungsmittel (2,1 Prozent), Kosmetik- und Haarpflege (Null Prozent) sowie Klebstoffe (3,4 Prozent), überdeckt wird, ist die stärker als erwartete Verbesserung der Profitabilität.

Die Marge auf den operativen Gewinn (Ebit) stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 17,8 Prozent. Umgerechnet auf den Gewinn pro Aktie ergibt sich nach Berechnungen des Bankhaus Lampe damit im ersten Halbjahr ein Zuwachs um elf Prozent.

Deutlich über dem von Henkel vorgegebenen Korridor von sieben bis neun Prozent Gewinnwachstum und den von Analysten (Quelle: Factset) geschätzten Konsenswert von neun Prozent.

Wir sehen in der Kursschwäche der Aktie eine gute Kaufgelegenheit und bestätigen unsere Kaufempfehlung.

Kursziel: 140,00 Euro
Stoppkurs: 98,90 Euro