Um an der Börse einen richtig guten Schnitt zu machen, ist man als Anleger nicht unbedingt auf spekulative Wetten auf die neueste, vermeintlich wachstumsstarke Trend-Aktie angewiesen. Oft kommt man auch mit traditionellen Titeln zum Ziel, die gemeinhin als "Langweiler-Aktien verschrien sind.

Zu dieser Kategorie zählt auch The Home Depot Inc. (WKN: 866953, 77,837 Euro, 97,70 Dollar). Dahinter steckt eine in den USA, Mexiko, Kanada und China tätige Baumarktkette, die sich mit einem bis zu 40.000 Produkten umfassenden Sortiment in den betriebenen 2.200 Geschäften sowohl an Hobbybastler als auch an professionelle Handwerker wendet. Das Betätigungsfeld klingt mit Baumaterialien, Heimwerkerprodukten sowie Rasen- und Gartenprodukten und Dienstleistungen wie Beratung bei Gestaltung und Dekoration, Transporter- und Werkzeugvermietung plus Hauslieferdienst zwar nicht gerade "sexy", die Aktie hat das aber nicht von einer sehr starken Kursentwicklung abgehalten. Gemessen an dem am 06. März 2009 markierten Zwischentief hat die Notiz derzeit 439 Prozent zugelegt.



Speziell in den vergangenen drei Jahren hat der im Dow Jones Industrial Average enthaltene Wert beflügelt von einem sich erholenden US-Immobiliensektor den Gesamtmarkt deutlich hinter sich gelassen. Nach einer kleinen Auszeit ist seit August wieder richtig Schwung im Kurs, wie ein Ausbruch auf neue Kursrekorde demonstriert. Der langfristige Aufwärtstrend wurde durch diese Bewegung eindrucksvoll untermauert und charttechnisch gesehen stehen die Ampeln hier dadurch weiter auf Grün. Nach einem Anstieg von rund 20 Prozent in nur gut drei Monaten würde kurzfristig zwar eine Verschnaufpause nicht überraschend, grundsätzlich betrachtet stehen die Chancen auf weitere Kursgewinne mittelfristig aber nicht schlecht.

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Quartalszahlen besser als erwartet



Untermauert wird diese positive Grundhaltung auch durch die unlängst veröffentlichten Geschäftszahlen. In den drei Monaten bis zum 2. November verdiente das Unternehmen netto 1,54 Milliarden Dollar nach 1,35 Milliarden Dollar in der Vorjahresperiode, wobei sich der Gewinn je Aktie von 0,95 auf 1,15 Dollar erhöhte. Die Nettoerlöse kletterten gleichzeitig um 5,4 Prozent auf 20,52 Milliarden Dollar. Die Betriebsmarge verbesserte sich um 70 Basispunkte zum Vorjahr auf 12,4 Prozent. Ermöglicht wurde dies durch den im Verhältnis zum Umsatz niedrigeren Betriebsaufwand aufgrund der straffen Kostenkontrolle. Die Prognosen der Analysten wurden damit leicht geschlagen, waren im Schnitt beim Gewinn je Aktie doch nur 1,13 Dollar erwartet worden und beim Umsatz 20,47 Milliarden Dollar.

Nicht gerüttelt wurde allerdings am Ausblick. Nach wie vor rechnet der Vorstand des weltweit größten Baumarktunternehmens für das Gesamtjahr mit einem Umsatzplus von 4,8 Prozent und das Ergebnis je Aktie soll um gut ein Fünftel auf 4,54 Dollar zulegen. An den erst im Sommer angehobenen Ergebnisplanungen hat sich somit durch eine Staffelübergabe im Top-Management somit nichts geändert. Alles andere wäre auch überraschend gewesen, schließlich arbeitet der neue Vorstandschef Craig Menear mehr als drei Jahrzehnte für den Konzern und sein Vorgänger Frank Blake agiert nun als Verwaltungsratsvorsitzender. Wegen dem guten Start in den November rechnet die Credit Suisse aber damit, dass Home Depot die konservative Prognose für das vergleichbare Umsatzwachstum übertreffen wird.

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Schadenersatzklagen nach Datenklau belasten



Getrübt wird die Erfolgsbilanz des gemessen am Umsatz größten Spezial-Einzelhändlers in den USA derzeit allerdings durch einen Hackerangriff, von dem Home Depot im September betroffen war und bei dem etwa 53 Millionen Email-Adresse gestohlen wurden. Alleine im dritten Quartal fielen deswegen Kosten von 28 Millionen Dollar vor Steuern an und für das wird derzeit von Kosten von 34 Millionen Dollar ausgegangen. Allerdings sind auch weitere Belastungen nach dem Daten-Diebstahl denkbar, die bisher nicht abzuschätzen sind. Die Unsicherheiten haben auch mit möglichen Prozessaufwendungen zu tun, weil inzwischen schon 44 Schadenersatzklagen anhängig sind. Abgesehen hat dieser Vorfall natürlich auch dem Image bei den Kunden geschadet. Diese könnten künftig zurückhaltender sein, wenn es um die Weitegabe von Daten an Home Depot geht und dies könnte auch die Bereitschaft zur Verwendung von Kreditkarten beeinträchtigen. Das Beispiel des ebenfalls von einen Datenklau betroffenen Warenhauskonzerns Target zeigt aber, dass man sich davon bei der richtigen Vorgehensweise nach einigen Monaten auch wieder erholen kann.

Neben diesem Problem hat die weitern Kursentwicklung natürlich auch sehr stark davon ab, wie es am US-Immobilienmarkt weitergehen wird. Denn ohne eine anhaltende Erholung werden die Verbraucher wohl kaum mehr Geld für Bau und Renovierungen ausgeben. Bei der Credit Suisse rechnet man angesichts des erwarteten US-Wirtschaftswachstums, einer gesunkenen Arbeitslosigkeit, einem anziehenden Lohnwachstum und niedrigen Finanzierungskosten aber mit einer weiteren Verbesserung des US-Wohnmarktes. Analystin Stefanie Kluge sieht Home Depot dabei gut positioniert, um von einer Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Lage zu profitieren. Das Unternehmen sei wegen seiner günstigen Ladenstandorte und seines Produktangebots sogar am besten positioniert, um diese Konjunkturerholung zu nutzen. Daher ist sie der der Meinung, dass die Ergebnisse des Unternehmens über der unternehmensinternen Gesamtjahresprognose eines vergleichbaren Umsatzwachstums von 4,6 Prozent liegen werden.

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Hohe Bewertung bei hohem Gewinnwachstum

Zudem geht sie von einer Fortsetzung der seit Anfang 2011 zu beobachtenden Rentabilitätssteigerungen aus. Im Geschäftsjahr 2014 könnte die operative Marge auf über zwölf Prozent steigen. Längerfristig könnten dann der strategische Fokus auf eine bessere Kundenzufriedenheit und Kostenkontrolle sowie der höhere Anteil des Segments gewerblicher Kunden sogar zu einer weiteren Expansion der Margen beitragen. Als stabil einzuschätzen ist dank einem starken geschäftlichen Risikoprofil und der Stellung als Marktführer im Heimwerkergeschäft auch die Bonität. Es wird jedenfalls regelmäßig ein hoher und verlässlicher Cash Flow erwirtschaftet.

Das kommt auch den Aktionären in der Form von Dividenden und Aktienrückkäufen zu Gute. Auf das Jahr hochgerechnet wird in diesem Jahr eine Dividende von 1,88 Dollar ausgeschüttet. Die am 18. Dezember anstehende Auszahlung von 0,47 Dollar je Aktie wird die 111. Quartalsdividende in Folge sein. Hinzu kommt der Rückkauf eigener Aktien, für den in den ersten neun Monaten 2014 insgesamt 3,74 Milliarden Dollar ausgegeben wurden. Im vierten Quartal ist ein weiterer Aktienrückkauf im Volumen von 1,26 Milliarden Dollar geplant.

Was die Bewertung angeht, so ist diese bei einem KGV von 21,7 auf Basis des für das laufende Geschäftsjahr erwarteten Gewinns als anspruchsvoll einzustufen. Dem steht aber auch die Erwartung eines anhaltend hohen Ergebniszuwachses gegenüber. Analysten gehen derzeit jedenfalls für die nächsten fünf Jahre von einem Plus beim Gewinn je Aktie von fast 16 Prozent aus. Auch bewegt sich die Bewertung laut Credit Suisse in etwa auf dem Niveau des Branchendurchschnitts. Aus Sicht von Kluge hat sich Home Depot wegen der starken langfristigen Wachstumsaussichten, der überlegenen Umsetzung und einer Konzentration auf Kostenkontrollen sowie weitere Aktienrückkäufe aber einen Bewertungsaufschlag verdient. Sie vertraut der Aktie deshalb derzeit einen Kursanstieg bis auf 105 Dollar zu.

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Fazit: Optisch gesehen ist die Aktie von Home Depot kein Schnäppchen und mit dem Datenklau gibt es ein Prozessrisiko, das wenig mit dem eigentlichen Geschäftszweck zu tun hat. Außerdem ist die Gesellschaft stark davon abhängig, wie es mit der US-Konjunktur und dem lokalen Immobilienmarkt weitergehen wird. Solange sich beides wie zuletzt gut hält, ist der Gesellschaft aber ein prozentual zweistelliges Gewinnwachstum zuzutrauen. Das wäre eine günstige Basis, um in den beiden kommenden Jahren die Kursgewinne noch um rund zehn Prozent p.a. auszubauen. Gestützt wird diese Prognose zudem durch den intakten charttechnischen Aufwärtstrend.