Der wichtigste Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Konjunktur liegt aber immer noch deutlich über seinem langfristigen Mittelwert von 102,1 Punkten.



"Die neue Legislaturperiode startet trotzdem mit dem Rückenwind einer starken Konjunktur", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest mit Blick auf die künftige Bundesregierung. Die Umfrage wurde bereits vor der Bundestagswahl abgeschlossen. Die nächste Erhebung im Oktober werde dann deutlich vom Wahlausgang beeinflusst sein, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. "Zurzeit herrscht noch Ratlosigkeit. 'Jamaika' wird schwer zu realisieren sein, auch Neuwahlen sind nicht ausgeschlossen", sagte Wohlrabe angesichts eines möglichen Regierungsbündnisses zwischen Union, FDP und Grünen. "Da kann sich schon Verunsicherung breit machen."

"KEINE TRENDWENDE"



Die Manager beurteilten im September sowohl ihre Geschäftslage als auch die Aussichten für die kommenden sechs Monate schlechter als zuletzt. Besonders im Verarbeitenden Gewerbe trübte sich die Stimmung ein. "Die Industriefirmen waren auf hohem Niveau deutlich weniger zufrieden mit ihrer aktuellen Lage", so Fuest. "Auch die Erwartungen wurden etwas zurückgenommen." Dieses Bild zeige sich in vielen wichtigen Industriesparten. Die Produktionspläne blieben jedoch expansiv ausgerichtet. Auch im Großhandel trübte sich das Klima ein, während es im Einzelhandel besser wurde und in der Baubranche sogar einen Rekordwert erreichte.

Eine Trendwende signalisiere der erneute Rückgang des Ifo-Index nicht, so Wohlrabe. Analysten sehen das ähnlich. "Die Stimmung ist trotz der jüngsten Eintrübung weiterhin außergewöhnlich gut, die Wirtschaft läuft", sagte der Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe, Jörg Zeuner. "Dennoch wartet einiges an Arbeit auf die kommende Regierung, damit das auch in Zukunft so bleibt und niemand abgehängt wird." Deutschland brauche nicht nur mehr Investitionen unter anderem in die Infrastruktur und bezahlbaren Wohnraum, sondern auch ein Bildungssystem, das keine Talente zurücklasse. Auch eine Gründungs-, Innovations- und Digitalisierungsoffensive sei vonnöten.

rtr