Auch die Einkaufstour von chinesischen Investoren in Deutschland schreckt Infineon-Chef Ploss nicht. "Wir sind kein Schnäppchen." An der Börse sind die Oberbayern derzeit mit mehr als 18 Milliarden Euro bewertet und damit so teuer wie seit 14 Jahren nicht mehr. "Vom Preis her sind wir unattraktiv und wir wollen es noch weniger werden." Eine Übernahme mache ohnehin nur für einen Käufer Sinn, der auf den gleichen Feldern der Halbleitertechnik aktiv sei wie Infineon. "Da muss erst mal einer kommen, der das besser machen kann als wir." Sehe man von Speicherchipherstellern und Auftragsfertigern ab, zähle sein Haus ohnehin zu den Großen der Branche.

In der Chipbranche grassiert seit zwei Jahren das Übernahmefieber. Zuletzt hatte der US-Hersteller Qualcomm mit seiner angekündigten Übernahme des niederländischen Infineon-Konkurrenten NXP für 47 Milliarden Dollar für Aufsehen gesorgt - der größten Fusion in der Branche aller Zeiten. Infineon selbst hatte den mittelgroßen US-Rivalen International Rectifier übernommen und inzwischen integriert sowie den Kauf des kleineren Technikspezialisten Wolfspeed angekündigt. So will es Ploss weiter halten. Größere Zukäufe stünden trotz der fortschreitenden Konzentration der Branche vorerst nicht auf der Agenda, er wolle aber die Augen für kleinere Gelegenheiten offen halten. "Wir wollen selbst so stark sein, dass wir über alles andere gar nicht nachdenken wollen."

AUTO- und ENERGIEBRANCHE HALTEN INFINEON IN SCHWUNG



Für die nächste Zukunft zeigte sich Ploss optimistisch. Mittelfristig peile sein Haus eine operative Marge von 17 Prozent an, zwei Punkte mehr als bisher, verkündete er. Sollte der für seine Schwankungen berüchtigte Weltchipmarkt nicht einbrechen, ist der Wert laut Finanzchef Dominik Asam bereits im Geschäftsjahr 2017/18 (zum Ende September) erreichbar. Der starke Dollar, Produktivitätsgewinne und Vorteile aus der Integration der US-Firma International Rectifier wirkten sich positiv auf die Margen aus. Durch die steigende Nachfrage nach Chips zur Energiesteuerung zahlten sich die Investitionen in die Modernisierung der Fertigung zudem immer stärker aus.

Vor allem das Geschäft mit der Autoindustrie, die immer mehr Elektronik in ihren Modellen verbaut, und der Absatz von Energieregelungstechnik florierten zuletzt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2015/16 steigerte Infineon binnen Jahresfrist die Einnahmen um zwölf Prozent ein Zehntel auf 6,5 Milliarden Euro. Der Konzernüberschuss legte um gut 17 Prozent auf 743 Millionen Euro zu. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 22 Cent je Aktie bekommen, ein Zehntel mehr als zuvor. Aus der üppigen Barschaft erwirbt Infineon zudem für 113 Millionen Euro seine Konzernzentrale nahe München, in dem das Unternehmen seit 2005 residiert. Der Kauf rechne sich, das operative Ergebnis werde im niedrigen zweistelligen Millionenbereich davon profitieren, hieß es. Die Neuigkeiten kamen an der Börse gut an: Die Aktie verteuerte sich als einer der größten Dax-Gewinner um 1,5 Prozent.

Für das neue Geschäftsjahr 2016/17 sagte Ploss ein Umsatzplus von um die sechs Prozent bei einer operativen Marge von 16 Prozent voraus. "Infineon wird im laufenden Jahr wieder schneller wachsen als der Markt."

rtr