Durch den bisherigen Aktienrückkauf der Amerikaner beläuft sich der Unternehmenswert netto auf 2,4 Milliarden Dollar. Für den Kaufpreis nimmt Infineon neue Schulden über 1,5 Milliarden Euro auf, der Rest stammt aus Barmitteln. Der überwiegende Teil davon sind Erlöse aus dem Verkauf der Mobilfunksparte an Intel. Man habe mehrere Offerten geprüft und sich schließlich für das Angebot aus München entschieden, sagten die Kalifornier ohne Namen von anderen Bietern zu nennen.

Große Übernahmen waren in der Halbleiterbranche wegen der starken Spezialisierung der Unternehmen selten, bis Texas Instruments 2011 National Semiconductor für 6,5 Milliarden Dollar übernahm, um ein Schwergewicht bei sogenannten analogen Halbleitern zu werden. Der bisher größte Deal im laufenden Jahr war der Kauf des US-Konzerns LSI durch den Apple-Chip-Zulieferer Avago für 6,6 Milliarden Dollar. Für Infineon ist die International Rectifier-Übernahme der größte Deal in der Geschichte des Konzerns als börsennotiertes Unternehmen. Analysten sind angesichts der hohen Prämie sehr skeptisch, ob es Infineon-Chef Reinhard Ploss und Finanzvorstand Dominik Asam gelingen wird, die operative Rendite der Amerikaner - die operative Marge liegt derzeit bei acht Prozent - zügig zu verbessern. Finanzchef Asam hat das in der Telefonkonferenz zu dem Deal in Aussicht gestellt.

Strategisch haben die Münchner mit der Übername einen Schritt nach vorn gemacht. Das Produktportfolio der Amerikaner sind Halbleiter für Strommanagement in verschiedenen Geräten, von Waschmaschinen über Netzwerkrechner bis hin zu Satelliten. Beide Unternehmen verkaufen sowohl sogenannte Transistoren als auch Halbleitersysteme als Module. Die Portfolien ergänzten sich also. Zudem seien die Amerikaner auf ihrem Heimatmarkt und in Asien besonders stark, sagte Ploss. Dazu kommt, dass die Chips der Amerikaner Infineons moderne Halbleiterfertigung auf größeren 300 Millimeter Scheiben auslasten könnten. Die Münchner haben diese Technologie, die bei entsprechender Auslastung erhebliche Kostenvorteile bringt, Anfang 2013 weltweit als erste in der Fertigung von Energiemanagementchips eingeführt. An den Fertigungsstandorten Villach in Österreich und Dresden läuft bereits die Serienfertigung auf 300 Millimeter-Wafern. Nach Infineon-Angaben soll sich die Übernahme deshalb schon im ersten Jahr auszahlen. Man halte deshalb am bisherigen Renditeziel fest, im mittelfristigen Durchschnitt eine operative Marge von 15 Prozent zu erreichen.

Fazit der Redaktion:

Aus strategischer Sicht, auch mit Blick auf eine schnelle Auslastung der modernen 300 Millimeter Fertigung, ist die Übernahme richtig. Mit den bisherigen Sanierungserfahrungen des Vorstands trauen wir Infineon zu, die Renditeziele zu erreichen, vorausgesetzt die Amerikaner ziehen mit, denn mit der Integration von Zukäufen hat der Infineon-Vorstand bisher wenig Erfahrung. Wir bestätigen hiermit unsere Kaufempfehlung.

Kursziel: 10,00 €; Kursstopp: 7,25 €