Während die großen Indizes noch deutlich unter ihren Rekordniveaus liegen, sind die Papiere der Hamburger längst in neue Kursdimensionen vorgestoßen und markierten zuletzt frische Bestmarke. Bereits bestätigte Widerstände kann es nicht mehr geben, der weitere Weg nach oben ist frei. Charttechnisch könnten die Perspektiven kaum besser sein.

Dazu passend sind auch die kürzlich präsentierten Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr durchweg positiv ausgefallen. Jungheinrich meldete Höchstwerte beim Umsatz sowie Ebit und übertraf die ehrgeizige Jahresprognose. Auch der zukunftsweisende Auftragseingang erreichte mit einem Anstieg von elf Prozent auf 2,8 Mrd. Euro das obere Ende der ausgegebenen Zielspanne und liegt auf Rekordniveau. Der Jahresstart stimmt ebenfalls optimistisch: Nach historischen Höchstwerten im vergangenen Jahr legten alle wichtigen Kennzahlen in den ersten beiden Monaten deutlich zu. So lag der Umsatz um zehn Prozent über dem Vorjahreswert, beim Auftragseingang steht ein Anstieg von zwölf Prozent in den Büchern.

Als führender produzierender Dienstleister und Lösungsanbieter der Intralogistik ist das unabhängige Familienunternehmen bestens positioniert. Kunden erhalten maßgeschneiderte "Allround-Lösungen" für die komplette Logistik aus einer Hand über den gesamten Lebenszyklus eines Staplers. Das Produktportfolio umfasst nicht nur Gabelstapler. Basis des Erfolgs ist eine balancierte Mischung aus verschiedenen Diensten und Produkten: Dazu zählen komplexe Logistiksysteme, Gebraucht- und Mietgeräte, Kundendienst und verschiedene Finanzdienstleistungen. Diese breite Aufstellung führt zu geringeren Schwankungen im Geschäftsverlauf. Flankiert wird dies durch einen großen Anteil an Handelskunden, die knapp die Hälfte zum Umsatz beisteuern. Kein einziger Kunde steht allerdings für mehr als drei Prozent vom Umsatz, die Risiken sind somit vergleichsweise gering.

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Runder Geschäftskreislauf



Entwicklung und Verkauf von Neugeräten stellen die Basis für den künftigen Erfolg dar. Mit jedem verkauften Gabelstapler verbessert sich die Margenvisibilität von morgen. Der Auftragsbestand im Neugeschäft kletterte 2015 im Jahresvergleich um 26 Prozent auf 477 Mio. Euro. Inzwischen liegt die Auftragsreichweite bei rund vier Monaten. Der Anteil der Leasingfahrzeuge innerhalb der Neuverkäufe ist deutlich auf rund 40 Prozent gestiegen. Für Jungheinrich ist dies sehr positiv, denn die Leasingverträge sind überwiegend an Serviceverträge gekoppelt. Der Anstieg bei den Leasingfahrzeugen bildet somit eine gute Basis für künftige Margenausweitungen auf Gruppenebene.

Um die hohen Erwartungen der Kunden zu erfüllen, hat Jungheinrich ein neues Ersatzteilezentrum nördlich von Hamburg in Betrieb genommen. Damit wurden die Voraussetzungen für eine 24-Stunden-Lieferbereitschaft an 365 Tagen geschaffen. Der MDAX-Konzern ist mit 36 eigenen Vertriebs- und Servicegesellschaften in Europa, Asien und Amerika präsent, dazu kommt ein dichtes Händlernetz in über 70 weiteren Ländern. Inzwischen sind weltweit rund eine Million Fahrzeuge im Einsatz und stellen nicht nur eine ideale Basis für wiederkehrende Serviceumsätze dar, sondern sind zugleich auch eine hohe Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber.

Zukäufe runden die Wachstumstory ab. Strategisch clever war die Übernahme der MIAS Group, einem Spezialisten für Regalbediengeräte und Lastaufnahmemittel. Aufgrund der zunehmenden Komplexität der Logistikketten und der steigenden Nachfrage nach immer schnelleren Warenlieferung ist die Automatisierung in Lagern und Produktionsanlagen zu einem Megatrend geworden. Jungheinrich kann auch hier mit Flurförderfahrzeugen, Fördertechnik und Regalbediengeräten ein umfassendes Angebot aufbieten, abgerundet mit der passenden Systemintegration sowie Wartung und Service. Die Regalbediengeräte der Münchner erlauben Bauhöhen bis zu 40 Meter und übertreffen damit Hochregallager mit Schmalgangstaplern, die nur eine Hubhöhe von knapp 18 Metern erreichen. Der Vorteil: Auf gleicher Fläche können mehr Artikel gelagert werden, was eine deutliche Kostenreduktion bedeutet. Zudem bewegen sich die Regalbediengeräte wesentlich schneller, höhere Umschlagsraten sind die Folge.

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Beste Aussichten für die Aktie



Angesichts der Perspektiven sind die mittelfristig ehrgeizigen Ziele des Managements durchaus realistisch. "Die Umsetzung unserer Wachstumszieles von 4 Mrd. Euro Umsatz im Jahr 2020 haben wir fest im Blick", heißt es im 2015er-Geschäftsbericht. Nachdem 2015 rund 2,7 Mrd. Euro durch die Bücher gingen, soll im laufenden Jahr die Schwelle von drei Mrd. Euro erreicht werden. Jungheinrich rechnet also mit einem jährlichen Durchschnittswachstum von rund acht Prozent. Nach Einschätzung des Managements könnte die Ebit-Marge mittelfristig auf bis zu 8,5 Prozent steigen. Zur Einordnung: Für die vergangenen fünf Jahre errechnet sich ein Durchschnitt von 7,5 Prozent. Die Voraussetzungen für künftige Margensteigerungen sind bestens, wie Warburg-Analyst Björn Voss unterstreicht. So sollte das starke Wachstum des Neugeschäfts früher oder später zu einem stärkerem Kundendienstgeschäft führen. Voss schätzt, dass die Anzahl an Gabelstaplern mit Serviceverträgen von 530.000 in 2012 auf 592.000 in 2018 steigt. "Für die Jahre nach 2020 sind die Aussichten sogar noch besser, da das schwache Umsatzjahr 2009 aus der Durchschnittsbetrachtung heraus fällt".

Zwar fällt die Dividendenrendite von weniger als zwei Prozent nicht berauschend aus. Unter dem Strich punktet Jungheinrich aber mit starken und grundsoliden Wachstumsperspektiven, gerade mit Blick auf die Marge. Angesichts der Geschäftsentwicklung wäre es nicht überraschend, wenn das Management die Jahresprognose in den kommenden Monaten anhebt. Die Aktie sollte sich daher mittelfristig weiterhin besser entwickeln als der Gesamtmarkt.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.