Prognose-Erhöhungen sind mit die besten Signale, die ein Unternehmen an seine Investoren senden kann. Vor allem wenn die Aussichten mehrfach nach oben angepasst werden, sollten Anleger hellhörig werden und die Aktie genauer unter die Lupe nehmen. Allerdings gibt es trotz der guten Konjunkturentwicklung in Deutschland und mit Abstrichen auch weltweit nur wenige Konzerne, die mit solch guten Nachrichten auftrumpfen können. Zu den Ausnahmen zählt Jungheinrich.

Rückblick: Nach der starken Geschäftsentwicklung und dem gestiegenen Auftragsbestand im ersten Quartal 2014 erhöhte der Lagertechnikspezialist Anfang Mai seine Ziele für das Gesamtjahr. Die Umsatzguidance wurde von 2,3 bis 2,4 Mrd. Euro auf 2,4 bis 2,5 Mrd. Euro nach oben genommen, beim Betriebsgewinn passte das Management die untere und obere Grenze der zuvor ausgegebenen Bandbreite von 170 bis 180 Mio. Euro um fünf Mio. Euro an. Bereits im Juni beglückten die Hamburger ihre Aktionäre mit einer ähnlichen Meldung. Vorstandschef Hans-Georg Frey brachte eine weitere Anhebung der Jahresziele ins Spiel, nachdem die ersten fünf Monate "sehr gut" liefen. "Dass wir die Prognose bei weiterhin gutem Geschäftsverlauf in den nächsten Monaten noch mal anheben werden, will ich nicht ausschließen", sagte der Manager der "Börsen-Zeitung".

Die starke Geschäftsentwicklung ist wenig überraschend, denn als Nummer zwei in Europa und Nummer drei in der Welt profitiert Jungheinrich stark von der kräftigen Belebung im Gabelstaplersegment. Seit 1953 stellt das Unternehmen seinen Kunden Produkte und Dienstleistungen "rund um den Stapler" zur Verfügung. In der Lagertechnik ist das SDAX-Mitglied sogar führend. Rund 40 Prozent der Geräte werden verleast und sind somit unter Jungheinrich-Service. Ein cleverer Schachzug, da die Rückläufer aus dem Leasing das Fundament für das Gebrauchsgeschäft darstellen.

Auf Seite 2: Besser als der deutsche Maschinenbau

Besser als der deutsche Maschinenbau Taktgeber für die Geschäftsentwicklung bei Jungheinrich ist die Konjunkturentwicklung in Europa sowie der Investitionsbedarf in den Schwellenländern. Und hier präsentiert sich der Gabelstaplermarkt in einer sehr guten Verfassung. In Nordamerika dürfte das Marktvolumen in diesem Jahr endlich wieder über dem Hoch aus 2007 liegen. Nur in Europa bleibt die alte Zielmarke von vor sieben Jahren noch außer Reichweite, auch wenn sich der Markt zuletzt weiter erholte. Dafür ziehen die Geschäfte in Asien kräftig an, hier werden von Jahr zu Jahr neue Rekorde erreicht.

Die Analysten vom Bankhaus Lampe rechnen in diesem Jahr mit einem Wachstum des Marktes von rund neun Prozent. Das Geschäft mit Flurförderzeugen wie lagertechnische Geräte, Elektro-Gegengewichtsstapler und verbrennungsmotorische Gegengewichtsstapler entwickelt sich damit deutlich besser als der deutsche Maschinenbau, für den der VDMA zuletzt einen leichten Rückgang des Auftragseingangs ausgegeben hat.

Besonders Jungheinrich sollte von der erfreulichen Branchenentwicklung verstärkt profitieren, denn die Hamburger haben einige Pfeile im Köcher. Auf der größten Branchenmesse CeMAT im Mai präsentierte das Unternehmen eine neue Verbrenner-Generation für die Emerging-Markets. In diesem Segment hatte der SDAX-Konzern bisher keine Fahrzeuge im Angebot, die den regionalen Anforderungen der Schwellenländer entsprachen.

Auf Seite 3: Die Wachstumstreiber

Die Wachstumsteiber

Jungheinrich dürfte auch vom zunehmenden Trend zu lagertechnischen Geräten profitieren. Gerade in China kann derzeit eine kontinuierliche Verschiebung der Marktanteile beobachtet werden. Während in Europa rund zwei Drittel der Stückzahlen auf lagertechnische Geräte entfallen, sind es in China derzeit nur 13 Prozent. In Asien spielen noch verbrennungsmotorische Gegengewichtsstapler mit 77 Prozent die dominierende Rolle. Zukünftiges Wachstumspotenzial ist somit reichlich vorhanden, nachdem zuletzt die Präsenz in China ausgebaut wurde. Nach Schätzungen von Gordon Schönell vom Bankhaus Lampe dürfte die Kapazität mit der neuen Fabrik von rund 2000 auf 10.000 Fahrzeuge pro Jahr steigen. Für 2016 peilt der Analyst die Gewinnschwelle an. Ebenfalls in die Karten spielen Jungheinrich die weltweit zunehmenden Warenströme. Mehr Produkte werden über das Internet bestellt und sollen in einer immer kürzeren Zeit beim Kunden sein. Während in den Emerging-Markets derzeit noch die entsprechende Infrastruktur für einen immer komplexeren Warenhandel ausgebaut wird, richtet sich der Fokus in Europa auf Kosteneinsparungen. Die Konzeption von Lagerhäusern gewinnt somit weltweit an Bedeutung, und auch hier ist Jungheinrich mit dem Systemgeschäft bereits stark positioniert. Bis zum Jahr 2020 wollen die Hamburger den Umsatz in diesem Segment verdoppeln.

Auf Seite 4: Wie Analysten die Aktie sehen

Analysten heben den Daumen Gerade auch für die Entwicklung der Marge spielt das wachsende Systemgeschäft eine wichtige Rolle, denn hier liegt die Rendite höher als im Neugeschäft. Positiv auf die Marge sollten sich zudem eine höhere Auslastung der ausgebauten Kapazitäten sowie eine Steigerung der Effizienz in den neuen Produktionsstätten auswirken. Analyst Schönell rechnet mit einem Anstieg der Ebit-Marge von 7,5 Prozent in 2013 auf rund neun Prozent in 2016. Kurzfristig richtet sich der Blick auf die Zahlen zum zweiten Quartal, die am 11. August erwartet werden.

Auf Seite 5: Wie die Jungheinrich-Aktie fundamental da steht

Fundamentale Bewertung

Abgerundet wird das positive Bild durch die fundamentale Bewertung der Aktie. Im Februar markierte der Wert bei knapp 59 Euro ein Rekordhoch, seitdem büßte das Papier um rund 25 Prozent ein. Angesichts der Perspektiven erscheint der Abschlag übertrieben, sowohl im Vergleich zum Gesamtmarkt als auch zur Branche. Börse Online rechnet für das laufende Jahr mit einem Ergebnis je Aktie von 3,53 Euro und 3,99 Euro für 2015. Auf dem inzwischen ermäßigten Kursniveau liegt das 2015er-KGV somit nur bei 11,3. Andere deutsche Maschinenbauer weisen hingegen teilweise deutlich höhere Bewertungsrelationen auf. DMG Mori Seiki wird mit einem KGV von 12,4 gehandelt, bei Krones liegt der Wert bei 14,6, für Kuka wird derzeit sogar ein 2015er-KGV von 17 aufgerufen. Ähnlich deutliche Abschläge auf den Durchschnitt der Vergleichsgruppe weist Jungheinrich auch beim Kurs-Buchwert-Verhältnis auf. Die attraktiven Wachstumsperspektiven des SDAX-Unternehmens begeistern auch die Analysten. Im Juli wurden durchweg Kaufempfehlungen ausgesprochen. Hauck & Aufhäuser, Deutsche Bank, Lampe und Warburg Research raten zum Einstieg und siedeln das Kursziel zwischen 58 bis 62 Euro an.