"Das ist wirklich ein harter Schnitt, der tut weh", sagte Konzernchef Matthias Zachert am Donnerstag in Köln. Neue Wettbewerber, Überkapazitäten und fallende Preise für synthetischen Kautschuk hatten Lanxess zuletzt arg zugesetzt. Die Firma ist der weltgrößte Produzent von künstlichem Kautschuk für die Auto- und Reifenindustrie. Wegen der Kosten für den Sparkurs bereitete der Konzernchef die Aktionäre auf einen möglichen Verlust im Gesamtjahr vor.

Zachert, der im April das Ruder bei Lanxess übernommen hatte, leitete bereits eine umfassende Neuausrichtung in die Wege. So wird die Zahl der Sparten verringert - auch im Vorstand gibt es Veränderungen. Alle Standorte werden überprüft. Zudem sondiert das Unternehmen inzwischen Allianzen für einzelne Geschäfte - unter Zacherts Vorgänger Axel Heitmann war das noch völlig tabu. "Wir wurden angerufen. Und auf der der anderen Seite rufen wir auch den einen oder anderen an", sagte Zachert. Zwei Insidern zufolge hatte Lanxess die US-Investmentbank Evercore engagiert, die dem Konzern beratend zur Seite stehen soll.

Mit dem Umbau wollen die Rheinländer die Grundlage dafür schaffen, mittelfristig wieder auf Wachstum umzuschwenken. "Der damit verbundene Stellenabbau ist eine notwendige Maßnahme, um unsere Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern", sagte Zachert. Allein in der Kölner Zentrale will der Manager 130 Stellen streichen, im großen Werk Leverkusen sogar 190 Arbeitsplätze. Das Unternehmen will mit dem Jobabbau ab Ende 2016 jährlich 150 Millionen Euro einsparen - 20 Millionen Euro sollen es bereits in diesem Jahr sein. Kosten soll der Stellenabbau bis Ende 2016 insgesamt 150 Millionen Euro - davon etwa 100 Millionen Euro bereits in diesem Jahr. Wegen der hohen Kosten kündigte Zachert für das vierte Quartal einen Verlust an. Auch für den Jahresabschluss schloss Zachert das nicht aus: "Für das Gesamtjahr wird es Spitz auf Knopf sein."

An der Börse fand Lanxess mit seinen Ankündigungen keinen Anklang: Die Aktie büßte als Dax-Schlusslicht knapp sechs Prozent an Wert ein. "Die Restrukturierungseffekte blieben leicht unter den Erwartungen", kommentierte die Baader Bank.

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STEINIGER WEG

Einfach wird der neue Kurs für Lanxess nicht: Denn aktuell baut der Konzern zwei neue Großanlagen für synthetischen Kautschuk in Asien, die im ersten Halbjahr 2015 in Betrieb gehen sollen. Dafür fallen Anlaufkosten von zusammen 35 Millionen Euro an, dazu kommen Kosten für die bewusste Nichtauslastung der Anlagen von je 50 Millionen Euro für die Jahre 2015 und 2016. "Wir werden unsere Anlagen nur graduell anfahren", kündigte Zachert an. Der Grund: Sie treffen auf eine sich bereits verschärfende Konkurrenzsituation. Denn auch Rivalen wie etwa das Joint Venture von Sinopec und Mitsui sowie Dow Chemical und Sabic bauen Kapazitäten in dem Geschäft aus. Weiteren Preisverfall will Zachert aber vermeiden.

Im dritten Quartal bauten die Kölner ihren um Sondereinflüsse bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) um 12,3 Prozent auf 210 Millionen Euro aus. Lanxess profitierte von einer höheren Auslastung seiner Anlagen und dem Wegfall von Abschreibungen auf Vorräte. Auch Einsparungen in der Verwaltung trugen dazu bei. Der Umsatz von Juli bis September lag mit 2,04 Milliarden Euro annähernd auf Vorjahresniveau. Der Überschuss hat sich hingegen auf 35 Millionen Euro mehr als verdreifacht. Für das Gesamtjahr 2014 stellte Zachert wie bisher einen bereinigten operativen Gewinn von 780 bis 820 Millionen Euro in Aussicht nach rund 735 Millionen Euro im Vorjahr.

Reuters

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Die vorgestellten Quartalszahlen setzen der Lanxess-Aktie heute zu. Um den Konzern wieder auf Wachstumskurs zu trimmen, kündigte Lanxess-Chef Matthias Zachert den Abbau von 1000 Stellen an. Ab Ende 2016 will der Konzern 150 Millionen Euro einsparen. Nach den Kursverlusten der vergangenen Monate hat die Aktie inzwischen ein interessantes Niveau erreicht, die Neueinsteiger für eine erste Position nutzen und bei Kursschwäche gegebenenfalls ausbauen können. Wir stufen die Aktie von Beobachten auf Kaufen hoch.

Das Kursziel lautet 48 Euro. Der Stopp sollte bei 32 Euro gesetzt werden.

Florian Westermann