Damit können sich die Linde-Aktionäre auf ihrem Treffen doch noch nicht mit den Details der 60 Milliarden Euro schweren Fusion befassen. Linde-Chef Aldo Belloni hatte zuletzt in Aussicht gestellt, dass das Vertragswerk bis zum Aktionärstreffen unterschriftsreif sei. Am Aktienmarkt kam die Verschiebung nicht gut an, die Linde-Papiere weiteten ihre Verluste aus.

Der Grund für die Verzögerung sei die komplexe rechtliche Ausgestaltung des Vertragswerks, sagte der Insider. Die Juristen der Münchner wollten die Vereinbarungen mit Blick auf mögliche Klagen wasserdicht machen. Gröbere inhaltliche Differenzen gebe es nicht. Durch die Verzögerung rückt auch die entscheidende Abstimmung über die Fusion im Aufsichtsrat nach hinten, die bisher für den 3. Mai geplant war. "Wir bemühen uns nach wie vor, den Fusionsvertrag vor der Hauptversammlung vorzulegen, können aber nicht ausschließen, dass er erst danach finalisiert wird", erklärte ein Linde-Sprecher.

STARKER WIDERSTAND GEGEN FUSION



Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hatte zuletzt eine Abstimmung der Aktionäre auf der Hauptversammlung über die Fusion verlangt. Linde hatte die Forderung zurückgewiesen, es gebe dafür keine Rechtsgrundlage.

Für Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle als treibende Kraft hinter der Fusion sind die Verzögerungen ein weiterer Tiefschlag. Während er mit aller Gewalt den größten Industriegasekonzern der Welt schmieden will, stemmt sich die Belegschaft gegen den Zusammenschluss. Die Mitarbeiter wollen Ende April dagegen demonstrieren. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat haben angekündigt, gegen die Fusion zu stimmen. Sie fürchten um Arbeitsplätze und die Mitbestimmung, wenn der Holdingsitz ins Ausland verlegt wird. Auch in der Bundes- und Landespolitik gibt es Vorbehalte.

Selbst die DSW sieht die geplante Verlagerung des Holding-Sitzes ins Ausland und die operative Führung aus den USA kritisch. "Das wird unter anderem dazu führen, dass die Aktionäre mit einem komplett neuen Rechtssystem konfrontiert werden, mit entsprechend erschwerten Möglichkeiten, ihre Aktionärsrechte auszuüben", hatte DSW-Vizechefin Daniela Bergdolt erklärt. Die Aktionärsvertreter bemängelten, dass es kein Barangebot für die Linde-Eigner gebe. Sie sollen nach Reitzles Willen ihre Aktien in Titel der neuen gemeinsamen Holding eintauschen. Mindestens drei Viertel der Linde-Anteile müssen dafür angeboten werden.

rtr