Der Industriegasekonzern Linde verschärft wegen der Flaute im Anlagenbau seinen Sparkurs. Für das laufende Jahr stutzten die Münchner ihre Umsatzprognose leicht auf 17,9 Milliarden bis 18,5 Milliarden Euro von zuvor bis zu 19 Milliarden Euro. Der operative Gewinn solle allerdings wie bisher geplant weiter bis zu 4,3 Milliarden Euro betragen, teilte der Dax-Konzern am Mittwoch mit. Während das Geschäft mit Gasen zuletzt besser lief als erwartet, leidet der Anlagenbau unter der Investitionsscheu der Kundschaft vor allem in der Petrochemie. Der Auftragsbestand schrumpfte im ersten Halbjahr im Anlagenbau um ein Zehntel.

Vorstandschef Wolfgang Büchele verschärft den Sparkurs. "Die anhaltende Nachfrageschwäche bleibt auch im zweiten Halbjahr die zentrale Herausforderung. Umso wichtiger ist es jetzt, unsere Wettbewerbssituation weiterhin aktiv zu stärken", erklärte er. Die Gesamtkosten für die Restrukturierung vor allem des Überseegeschäfts steigen insgesamt auf 250 Millionen Euro, wie es hieß. Bisher war Linde von 150 Millionen Euro ausgegangen. Dafür sollen die Einsparungen von 2014 bis über 2016 hinaus nun 180 Millionen Euro betragen, nicht mehr nur 120 Millionen Euro.

Unter Börsianer kamen die Nachrichten des Air-Liquide-Konkurrenten nicht gut an. Die Linde-Aktie notierte am Mittwochmorgen rund ein Prozent im Minus.

Im zweiten Quartal konnte Linde noch vom starken Dollar profitieren. Im Gesamtkonzern kletterte der Umsatz im abgelaufenen Quartal binnen Jahresfrist um gut ein Zehntel auf 4,64 Milliarden Euro, der Nettogewinn schrumpfte indes um 16,5 Prozent auf 279 Millionen Euro. "Im zweiten Quartal haben wir bei unserer Geschäftsentwicklung leicht an Dynamik gewonnen. Unsere Gase-Sparte, das mit Abstand größte und wichtigste Geschäftsfeld, ist weiter gewachsen", sagte Büchele.

Reuters

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Einschätzung der Redaktion



Mit einer leicht reduzierten Umsatzprognose für 2015 und der Ankündigung, den Sparkurs in der Anlagenbausparte zu verschärfen, hat der Industriegasekonzern Linde am Mittwoch die Anleger verschreckt. Allerdings klingt die Botschaft dramatischer als sie ist. Zum einen hat Linde in der Gasesparte, die den weitaus größten Teil zum Konzernergebnis beisteuert, die Gewinnprognose sogar leicht angehoben. Die Kosten für die Restrukturierung der Anlagenbausparte, die vor allem unter den niedrigen Energiepreisen leidet, dürften sich darüber hinaus in Grenzen halten, denn das Geschäft ist nicht sehr personalintensiv. Einem Anstieg der Restrukturierungskosten von 150 auf 250 Millionen Euro stehen künftige Einsparungen von 180 statt 120 Millionen gegenüber. Der Konzern hat außerdem auch seine Ergebnisprognose für das Gesamtjahr nicht verändert. Anleger können Kursrücksetzer zum Einstieg nutzen.

Empfehlung der Redaktion: Kaufen

Ziel: 205 Euro

Stopp: 155 Euro

Wolfgang Ehrensberger