Der Streik der Pilotenvereinigung Cockpit geht für die Lufthansa mittlerweile ins Geld: Der direkte Schaden aus den ersten beiden Streiktagen belaufe sich für die Airline auf etwa 20 Millionen Euro, sagte Vorstand Harry Hohmeister. "Wir haben nicht nur einen akuten Schaden, sondern merken in den mittelfristigen Buchungszahlen, dass sich das Buchungsverhalten ändert." Angesichts des hohen Lohnniveaus bei den Piloten von im Schnitt 140.000 Euro und dem von Cockpit geforderten Gehaltsplus könne der Konzern aber nicht klein beigegeben.

Cockpit bestreikt die Traditions-Airline seit Mittwoch. Allein am Donnerstag strich die Airline gut 900 Flüge, nachdem bereits am Mittwoch rund 880 Verbindungen ausgefallen waren. Aussichten auf eine Einigung gibt es derzeit nicht. Beide Seiten stehen sich unversöhnlich gegenüber. Zu neuen Ausständen kann es jederzeit kommen. Die sollen mindestens 24 Stunden vorher angekündigt werden.

Das Lufthansa-Management richtet sich derweil direkt an die 5400 streikenden Flugzeugführer. "Ich appelliere an die Piloten, Cockpit unter Druck zu setzen, damit wir an den Verhandlungstisch kommen", sagte Lufthansa-Vorstand Hohmeister. Er plädiere für eine Schlichtung. Die Gewerkschaft hingegen pocht auf eine belastbare Lohnofferte des Tarifpartners. "Bisher haben wir nur ein Scheinangebot", sagte Cockpit-Vorstand Jörg Handwerg.

POLITIK BRINGT ZWANGSSSCHLICHTUNG INS SPIEL



Die Gewerkschaft fordert rückwirkend ab 2012 eine Lohnerhöhung von 3,7 Prozent im Jahr. Die Lufthansa bietet 2,5 Prozent über eine Laufzeit von gut sechs Jahren. Es ist der 14. Streik in der seit April 2014 schwelenden Tarifauseinandersetzung zwischen der Pilotengewerkschaft und der größten deutschen Airline. Auch die Politik mischte sich ein. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) forderte beide Tarifparteien auf, eine Schlichtung anzustreben. Es "sei an der Zeit, mit Hilfe eines neutralen Schlichters zu versuchen, die unversöhnliche Haltung beider Seiten aufzulösen."

Der stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Michael Fuchs forderte unterdessen ein Gesetz zur Zwangsschlichtung. "Es kann nicht sein, dass ein paar Piloten immer wieder Hunderttausende in Geiselhaft nehmen", sagte er der "Bild"-Zeitung. Cockpit wies den Vorstoß zurück. Die Politik fange immer an, von einer Zwangsschlichtung zu reden, wenn es wieder Streiks gebe, sagte Handwerg. "Das Streikrecht ist in Deutschland anscheinend nur gut, solange es nicht eingesetzt wird."

rtr