Am Montag gab es gute Zahlen von der Lufthansa. Im November waren die Flugzeuge besser ausgelastet als im Vorjahr: Der Sitzladefaktor ist laut dem Unternehmen im Vergleich zum Vorjahresmonat um zwei Punkte auf 77,8 Prozent gestiegen. Dazu vermeldete die Airline mit 10,1 Millionen Passagieren 32 Prozent mehr Fluggäste. Der hohe Anstieg ist aber auch den Streiks im November 2016 geschuldet.

Mit der Insolvenz von Air Berlin im August ist ein wichtiger Wettbewerber für die Lufthansa weggefallen. Die Pleite des Konkurrenten bringt die Fluggesellschaft aber auch in einige Turbulenzen: Seither gibt es zahlreiche Beschwerden über höhere Ticketpreise bei der deutschen Airline. Die gerieten auch ins Visier des Bundeskartellamts, das Ende November eine Untersuchung ankündigte. Dazu bringt die angestrebte Übernahme großer Teile der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin derzeit Ärger für die Lufthansa.

Die EU-Kommission untersucht Hinweise auf unerlaubte Absprachen und Preiswucher im Zusammenhang mit der Übernahme der Air-Berlin-Töchter Niki und LGW, für die der deutsche Branchenprimus 210 Millionen Euro ausgeben will. EU-Kommissarin Margrethe Vestager sagte im Interview mit der Bild-Zeitung: "Falls es Hinweise auf eine mögliche gezielte Aktion zu Lasten der Kunden gibt, werden wir das herausfinden."

Auch die Übernahme an sich nimmt die Brüsseler Behörde unter die Lupe. Man habe ziemlich starke Wettbewerbsbedenken, sagte Vestager am vergangenen Freitag. Die Kommission fürchtet ein faktisches Monopol der deutschen Airline auf einigen Strecken. Bis zum gestrigen Montag sollten die anderen Branchenteilnehmer ihre Einschätzung abgeben, wie sich die Übernahme der Air-Berlin-Töchter durch den deutschen Marktführer auf den Wettbewerb auswirkt. Bis zum 21. Dezember soll die Entscheidung der Kommission fallen.

Die Fluggesellschaft erklärte bereits, dass sie auf einige sogenannte Slots, also Start- und Landerechte, verzichten würde. Sie muss aber womöglich weitere Zugeständnisse machen. Und dass die Wettbewerbsbedenken der EU-Kommission noch vor Weihnachten geklärt werden, ist noch nicht ausgemacht: "Möglicherweise droht eine vertiefte Prüfung von 90 Tagen, was den Deal insgesamt gefährden könnte", schreibt DZ-Bank Analyst Dirk Schlamp in seiner aktuellen Studie am Dienstag. "Kurzfristig stellt ein Scheitern des Air Berlin-Deals unseres Erachtens das größte Risiko für den Aktienkurs dar", schreibt er weiter. Ob die Zugeständnisse, die die Lufthansa bereits gemacht habe ausreichten, sei aktuell unklar.

Gleichzeitig droht der Lufthansa mehr Konkurrenz von den Billiganbietern Easyjet und Ryanair. Easyjet will ab dem 5. Januar zum ersten Mal auch innerhalb Deutschlands fliegen und nach der Pleite von Air Berlin vor allem am Flughafen Berlin Tegel stärker werden. Auch Ryanair will hierzulande zulegen und etwas von den Air-Berlin-Slots abhaben. Die Iren forderten die EU-Kommission auf, nach der Insolvenz Ryanair weitere Start- und Landerechte zu übertragen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.

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Gelingt es der Lufthansa, große Teile von Air Berlin zu übernehmen, baut der deutsche Marktführer damit seine Position aus und kann Konkurrenten wie Ryanair eher auf Abstand halten. Die Streikdrohungen der Piloten der irischen Airline könnten der Lufthansa in die Karten spielen. Wenn der Druck bei Ryanair zunimmt, könnte es für den Billigflieger teurer werden, etwa bei den Personalkosten. Das wiederum würde sich dann wohl auf die Ticketpreise auswirken.

Bisher lief es in diesem Jahr rund für die Lufthansa: Von Januar bis September verbuchte der Konzern ein Rekordergebnis. Die Umsätze wuchsen um 12,1 Prozent auf rund 26,8 Milliarden Euro. Das dieses Jahr vor allem um außerplanmäßige Abschreibungen bereinigte operative Ergebnis (Adjusted Ebit) wuchs um rund 53 Prozent auf knapp 2,6 Milliarden Euro. Den Ausblick fürs Gesamtjahr behielt der Konzern bei: Der Umsatz soll deutlich höher als im Vorjahr ausfallen. Das Adjusted Ebit soll über dem Ergebnis vom Vorjahr liegen. Experten rechnen fürs kommende Jahr jedoch mit rückläufigen Gewinnen. Ein Risiko bleibt zudem die wettbewerbsrechtliche Untersuchung durch die EU-Kommission.

In diesem Jahr ist die Aktie bereits stark gelaufen, in den vergangenen Wochen verlieh der Air-Berlin-Deal dem Papier zusätzlich Aufwind. Im Steigflug ging es für die Aktie dieses Jahr satte 135 Prozent nach oben. In der Vorwoche markierte der Kurs ein Allzeithoch bei 30,34 Euro, von dem er sich nun konsolidierend leicht nach unten entfernte. Der steile, im Januar gestartete Aufwärtstrend wäre mit dem Unterschreiten der 26-Euro-Marke gebrochen. Dies würde eine weitere Korrekturbewegung bis auf etwa 20/22 Euro auslösen, denn dort findet sich eine ausgeprägte Haltezone, die auch durch die dort verlaufende 200-Tage-Linie verstärkt wird. Um einen derartigen Kursverfall entgegenzuwirken, sollte der Titel nun nicht mehr die nächstliegende Unterstützung 28 Euro unterschreiten. Hält die Unterstützung liegt das mittelfristige Etappenziel bei 33 Euro.

Empfehlung: Halten

Kursziel: 31 Euro

Stoppkurs: 26 Euro