Nachdem die Lufthansa bereits am gestrigen Dienstag zu den Gewinnern im Dax gehörte, führt die Airline den Leitindex mit einem Kursplus von fast vier Prozent auch heute wieder an. Grund für die gute Entwicklung sind gute Passagierzahlen sowie ein positiver Analystenkommentar. Allerdings erholt sich der Kurs offenbar auch aus rein technischen Gründen.

Der Lufthansa-Konzern hatte am Dienstag gemeldet, im September 10,8 Millionen Passagiere befördert zu haben - ein Anstieg von 5,2 Prozent. Der europäische Hauptkonkurrent Air France-KLM kam nur auf 2,8 Prozent. Alle Sparten trugen zum Wachstum der Passagierzahlen bei, insbesondere die mit großen Hoffnungen versehene Billig-Airline Eurowings, bei der die Zahl der Fluggäste um 10,6 Prozent stieg. Begünstigt wurde diese positive Entwicklung allerdings von einem Basiseffekt: Im Vorjahreszeitraum waren wegen je eines Tages Streik auf der Kurz- und der Langstrecke viele Flüge ausgefallen. Positiv entwickelte sich aber das Frachtaufkommen. Hier war die Auslastung der Maschinen um 2,8 Punkte auf 65,9 Prozent gestiegen.

Trotz der leicht zu schaltenden Vergleichsbasis stellen die Zahlen jedoch eine Verbesserung zum bisherigen Jahresverlauf dar. In den ersten 9 Monaten des Jahres zusammengenommen lag das Plus bei der Zahl der Fluggäste bei "nur" 1,1%. Mit anderen Worten: Das Wachstum hat sich zuletzt spürbar verstärkt.

Auch heute kann sich die Fluglinie über gute Nachrichten freuen. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux stuft den Dax-Konzern von "Reduce" auf "Hold" hoch hoch und hob das Kursziel von 8,50 auf 9,50 Euro an. Analystin Ruxandra Haradau-Doser blickt nun optimistischer das zweite Halbjahr 2016 und hob ihre Gesamtjahresprognosen an. Gründe seien die Unternehmensentwicklung in den vergangenen Monaten und die Signale der Konkurrenz für den Winterflugplan. Im dritten Quartal könnte die Lufthansa die eigenen Erwartungen zudem etwas übertroffen haben und eine Einigung mit den Gewerkschaften in den nächsten Wochen erscheine wahrscheinlich.

Anleger sollten sich allerdings nicht zu früh freuen, denn Börsenhändler bewerten die jüngste Kursrally kritischer. Der Kurs war in den vorhergegangenen zwei Wochen stark unter Druck gekommen. Der jetzige Kurssprung könnte daher auch nur eine Gegenreaktion auf eine Kurzfristige Übertreibung der Börse gewesen sein. Auf dem aktuellen Niveau lauern die nächsten harten Widerstände schon bei gut 10,50 Euro und dann besonders beim mittelfristigen Abwärtstrend bei gut 10,80 Euro. Erst darüber verbesserte sich die Lage signifikant.

Einschätzung der Redaktion



Die guten Passagierzahlen aus dem September sowie die Analystenmeinung von Keppler Cheuvreux sind bisher nur positive Einmalereignisse. Zusammen mit einer wahrscheinlich aus charttechnischen Gründen ausgelösten Gegenbewegung des Kurses, sind die Zeichen für einen dauerhafte Erholung der Aktie bisher eher dünn. Wir raten die Aktie daher weiter zu beobachten.