Am 3. September präsentiert die Deutsche Börse die Umstellungen im Leitindex DAX und in seinen Nebenindizes MDAX, SDAX und TecDAX. Experten wie Daniel Kukalj von der Investmentbank Oddo Seydler oder Uwe Streich von der LBBW gehen fest davon aus, dass der derzeit im MDAX notierte Immobilienkonzern Deutsche Annington in den DAX aufsteigen wird. In den MDAX weichen muss dafür voraussichtlich der Spezialchemiekonzern Lanxess, der die Kriterien Marktkapitalisierung des Streubesitzes und Börsenumsatz nicht mehr erfüllt. Es wäre der erste Wechsel seit drei Jahren im DAX - und der erste Einzug eines Wohnungskonzerns. Die Änderung wird am 21. September wirksam.

Als voraussichtlicher Aufsteiger im MDAX gilt der erst seit Ende 2014 börsennotierte Scheinwerferhersteller Hella, der den Modekonzern Gerry Weber ersetzen könnte. Geringere Aufstiegschancen werden der erst seit Kurzem börsennotierten Deutschen Pfandbriefbank eingeräumt. Im SDAX gelten Villeroy & Boch sowie Gesko als Abstiegskandidaten, aufsteigen könnten Sixt Leasing und WCM. Im TecDAX bleibt wohl alles beim Alten.

Ein Aufstieg wirkt grundsätzlich kurstreibend, da die Aktie stärker in den Fokus vor allem institutioneller Investoren gerät. Die jüngsten Marktturbulenzen haben für die Index-Entscheide wohl keine Folgen, auch wenn sie die Marktkapitalisierungen ordentlich durchgerüttelt haben. "Es sei denn, es käme bis zum Stichtag 31. August noch mal zu einem solchen Einbruch wie am Montag", erläutert Oddo-Seydler-Experte Kukalj. "Dann könnte Deutsche Annington beim Börsenumsatz sogar von Rang 31 auf 30 vorrücken und nicht nur Lanxess, sondern auch Lufthansa verdrängen."

Für diesen Fall bekäme ProSiebenSat.1 die Chance für den DAX-Aufstieg. Der Medienkonzern galt lange als favorisierter Kandidat, wurde aber von der rasch wachsenden Deutsche Annington ausgebremst. Kukalj hält ProSiebenSat.1 ohnehin für das potenziell bessere DAX-Mitglied im Vergleich zu Lufthansa - vor allem wegen der höheren Marktkapitalisierung und der besseren langfristigen Perspektiven.

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RWE fliegt aus Euro Stoxx 50



LBBW-Experte Uwe Streich stuft den Lufthansa-Abstieg allerdings als ziemlich unwahrscheinlich ein. "Sollte es bis Montag weitere Börsenturbulenzen geben, erwarte ich eher Auswirkungen auf die europäischen Indizes wie den Bluechip-Index Euro Stoxx 50. Bei diesen Indizes zählt der Schlusskurs am letzten Börsentag, also am 31. August, während bei DAX & Co der Durchschnittskurs der letzten 20 Börsentage zählt."

Im europäischen Index Euro Stoxx 50 ist laut Streich der Abstieg des Energiekonzerns RWE besiegelt. Dem Gesundheitskonzern Fresenius räumt er die besten Chancen für einen Aufstieg ein, da er eine höhere Marktkapitalisierung hat als seine nächsten Konkurrenten, der französische Konzern Safran (Luftfahrt, Rüstung) und Essilor (Brillengläser). "Da die Entscheidung erst mit den Schlusskursen vom 31.8. fällt, ist im volatilen Marktumfeld aber noch vieles möglich."