Metro-Chef Olaf Koch setzt den Gewerkschaften beim geplanten Umbau des Sorgenkinds Real ein Ultimatum. Koch drohte am Mittwoch nicht mehr in die Supermarktkette zu investieren, wenn bis Monatsende keine Einigung über niedrigere Löhne erreicht wird. Bei einem Scheitern der Verhandlungen müsse Metro "die Situation neu bewerten", warnte Koch. Noch lägen die Lohnkosten für die rund 36.000 Real-Mitarbeiter um bis zu 30 Prozent über der Konkurrenz. Auf dieser Basis könnten keine neuen Beschäftigten eingestellt werden.

Um Real wieder in die Spur zu bringen, setzt Koch auf ein neues Konzept, das weg vom reinen Selbstbedienungs-Gedanken Service, Gastronomie und Erlebnischarakter groß schreibt. Doch dafür müsse die Kette wirtschaftlicher arbeiten, sagte der Metro-Chef. "Die Strategie geht nicht auf, wenn wir keine Einigung mit der Gewerkschaft haben."

Insidern zufolge sollen die Real-Mitarbeiter auf Teile ihres Urlaubs- und Weihnachtsgelds verzichten. Gelingt die Einigung mit der Belegschaft nicht, könnte der Metro-Chef versuchen, Real an einen Finanzinvestor zu veräußern. Dieser könnte die Kette zerschlagen und die 293 Märkte in Deutschland einzeln verwerten. Das Auslandsgeschäft hat Koch bereits verkauft.

FRÜHES OSTERN SPIELT METRO IN DIE KARTEN



Von Januar bis März profitierte der Metro-Konzern von dem frühen Ostergeschäft und der Konsumlaune der Verbraucher. "Vor allem das Geschäft in Deutschland ist ausgezeichnet gelaufen", sagte Koch zur Entwicklung im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2015/16. Sowohl Real, die Großmärkte als auch die Elektroniktochter Media-Saturn setzten auf vergleichbarer Fläche mehr um und trugen zu einer Ergebnisverbesserung im Konzern bei. Das Russland-Geschäft blieb allerdings ein Hemmnis: Wegen des schwachen Rubel-Kurses sank der Umsatz um 0,9 Prozent, neun Millionen Euro Gewinn gingen der Metro verloren. Doch Koch machte auch hier Anzeichen einer Erholung aus. Zwar seien die Erlöse noch leicht rückläufig, aber der Trend sei seit vier Monaten positiv bei gleichzeitig sinkender Inflation. Und auch die operative Rendite sei stabil. Metro hatte das Russland-Geschäft seiner Großmärkte in der Vergangenheit stark ausgebaut. Doch die Ukraine-Krise und sinkende Ölpreise lasten auf dem früher sehr profitablen Geschäft.

Der Konzern erzielte einen Betriebsgewinn (Ebit vor Sonderfaktoren) von elf Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Verlust von 24 Millionen Euro angefallen war. Damit zahlte sich der Umbau aus: Metro senkte Kosten, Real ging eine Einkaufskooperation mit Markant ein und schloss unrentable Filialen. Zudem trennte sich der Elektronikhändler Media-Saturn von unprofitablen Geschäften der verlusteschreibenden Online-Tochter Redcoon.

An der Jahresprognose hielt Koch fest. Er peilt eine "leichte Steigerung" von Umsatz und Betriebsgewinn an. Neuen Schwung soll dann die Trennung des klassischen Groß- und Lebensmittelhandels von der Elektronikkette Media-Saturn bringen: Mit der Aufspaltung will der Metro-Lenker die Geschäfte ankurbeln, neue Investoren locken und den Aktienkurs steigern. Der Abschluss sei - die Genehmigungen von Aufsichtsrat und Hauptversammlung vorausgesetzt - für Mitte 2017 geplant. Weitere Details sollte es spätestens mit Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Quartal geben.

Reuters