Der neue Microsoft-Chef Satya Nadella hat seit der Beförderung an die Konzernspitze im Anfang 2014 eine fast makellose Bilanz vorgelegt. Der Nachfolger von Steve Ballmer lässt Microsofts Software fürs mobile Zeitalter rund erneuern, treibt den Umbau in Richtung Cloud mit voller Schlagzahl voran und führt dem Software-Dino auch sonst jede Menge Frischluft zu.

Investoren waren von dem neuen Kurs angetan. Unter Nadellas Ägide hat die Microsoft-Aktie rund 30 Prozent zugelegt - bis gestern. Da gab’s den ersten Dämpfer für den aus Hyderabad in Indien stammenden Software-Ingenieur. Unter dem Eindruck der Zahlen zum zweiten Quartal des Geschäftsjahres gab das Papier rund vier Prozent nach.

Dabei waren die Eckdaten im grünen Bereich. Beim Umsatz reichte es für ein Plus von acht Prozent auf 26,47 Milliarden Dollar und damit etwas mehr als jene 26,3 Milliarden, die Analysten vorhergesagt hatten. Das Nettoergebnis fiel zwar wegen des laufenden Umbaus und des entsprechenden Personalabbaus um rund zehn Prozent auf 5,86 Milliarden Dollar. Aber auch das lag weitgehend im Rahmen der Erwartungen.

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Für Enttäuschung sorgte stattdessen vor allem der Blick in die Segment-Berichterstattung. Besonders die Entwicklung im Geschäft mit Unternehmenskunden sorgte für Fragezeichen. Mit einem Minus von rund zwei Prozent auf 10,7 Milliarden Dollar blieb der größte Software-Konzern der Welt dort spürbar hinter den Analysten-Schätzungen von 10,9 Milliarden Dollar zurück.

Zur Begründung für die Entwicklung verwies Microsoft-Finanzchefin Amy Hood am Montag auf das Auslaufen der Windows-XP-Sonderkonjunktur. Microsoft hatte den Support für das arg betagte Betriebssystem im vergangenen Jahr eingestellt. Angesichts dessen hatten viele Unternehmen ihre Rechner durch moderne Systeme mit Windows 7 bzw. 8 ersetzt und Microsoft so zu einem schönen Extra-Geschäft verholfen. Dieser Effekt ist nun weitgehend durch. Zudem war der weltweite PC-Absatz zuletzt eher flau, was unter dem Strich bei Windows zu einem Umsatzminus von insgesamt 13 Prozent geführt hat.

Dazu kämpft Microsoft in wichtigen Märkten mit Gegenwind. In China wächst nach den Enthüllungen von Edward Snowden offenbar die Sorge um die Sicherheit ausländischer Software und drückt auf den Absatz. In Russland hat die Konjunktur angesichts der Ukrainekrise und des stark gesunkenen Ölpreises einen deutlich Dämpfer erhalten. Dazu schlägt sich der deutlich gestiegene Dollar in den Microsoft-Zahlen nieder.

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Aber es gibt auch Lichtblicke. Das Cloud-Geschäft läuft weiterhin hervorragend. Im abgelaufenen Quartal hat Microsoft den Umsatz mit Office 365, dem Hosting-Dienst Azure sowie der Vertriebslösung Dynamic CRM Online um satte 114 Prozent gesteigert. Hochgerechnet aufs ganze Jahr fährt Microsoft hier bereits 5,5 Milliarden Dollar Umsatz ein. Das entspricht zwar gerade mal fünf Prozent des erwarteten Konzern-Umsatzes, aber der Bereich wächst rasant.

Auch beim einstigen Sorgenkind Surface hellt sich die Lage auf. Die neue Version des Tablets bescherte Microsoft im Weihnachtsquartal ein Umsatzplus von 24 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar. Damit lässt es sich leben.

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Einschätzung der Redaktion

Microsoft hat im abgelaufenen Quartal insgesamt ordentliche Zahlen vorgelegt. Zwar kämpft der Konzern mit Gegenwind in China, Japan und Russland. Außerdem wirkt sich der starke Dollar aus. Doch der Rückschlag bei Windows war wegen des Sondereffekts aus Windows XP absehbar.

Demgegenüber kommt Microsoft im wichtigen Cloud-Geschäft rasch voran. Dazu kommt die Ankündigung, beim laufenden Aktienrückkauf-Programm nun Dampf zu machen. Bis 2016 will Microsoft die vorgesehenen 30 Milliarden Dollar in eigene Aktien stecken, kündigte Finanzchefin Amy Hood gestern bei der Vorlage der Zahlen an.

Microsoft ist hervorragend positioniert. Nadellas groß angelegte Öffnung dürfte weiter für positive Impulse sorgen. Die geplante Beschleunigung des Aktienrückkaufprogramms dürfte das Papier nach unten gut absichern. Wir bleiben daher bei unserer Empfehlung: Kaufen. Kursziel: 44 Euro. Stopp: 37 Euro.