Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re gerät wegen des schwachen Kapitalanlagegeschäfts und drohender hoher Kosten für den Umbau der Konzerntochter Ergo immer stärker unter Druck. Nachdem das DAX-Unternehmen zuletzt noch einen Gewinn von 2,3 bis 2,8 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2016 angepeilt hatte, geht es jetzt nur noch von 2,3 Milliarden Euro aus.

"Die Gewinneinbußen im ersten Quartal dämpfen unseren Optimismus für das Jahresergebnis", sagte Finanzvorstand Jörg Schneider im Rahmen der Präsentation der Quartalsbilanz am Dienstag in München. Für die Neuausrichtung der Ergo-Sparte würden sich "zunehmend deutlich" hohe Aufwendungen abzeichnen, die nun in der neuen Prognose berücksichtigt seien. Analysten hatten zuletzt einen Gewinn von 2,6 Milliarden Euro erwartet. Im Vorjahr hatte das Unternehmen noch 3,1 Milliarden Euro verdient.

Damit trübte sich der Ausblick der Munich Re bereits zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit ein. Den ersten Rückschlag musste das Unternehmen auf der Hauptversammlung Ende April hinnehmen, als die Prognose von 2,3 bis 2,8 Milliarden Euro erstmals als "ambitioniert" bezeichnet wurde. Wenige Wochen zuvor, bei der Bilanzvorlage für 2015, hatte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard noch betont, man habe "den Ehrgeiz, innerhalb der Spannbreite zu bleiben, egal, was Ergo bringt".

Im ersten Quartal fiel das Konzernergebnis im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 44,8 Prozent auf 436 Millionen Euro. Das operative Ergebnis sank um 27,1 Prozent auf 726 Millionen Euro. Das Ergebnis aus Kapitalanlegen schrumpfte um 13,6 Prozent auf 1,57 Milliarden Euro. Die gebuchten Bruttobeiträge gingen auf 12,5 Milliarden Euro zurück

Die Anleger reagierten enttäuscht. Der Aktienkurs fiel am Dienstagvormittag um bis zu 3,1 Prozent auf 158,25 Euro. Damit gehörten die Papiere zu den größten Verlierern im Dax. Der deutsche Leitindex stieg dagegen um bis zu 1,3 Prozent auf 10.106 Zähler. Seit Jahresanfang haben die Anteilsscheine 14,3 Prozent verloren, das Börsenbarometer lediglich 5,9 Prozent.

Auf Seite 2: Was Anleger tun sollten





Charttechnisch dürfte es nun spannend werden. Entweder die Titel bilden einen Boden und erholen sich danach wieder - wie bereits zweimal in den vergangenen 12 Monaten -, oder sie fallen nach unten durch. In letzterem Falle sollten Anleger unseren Stoppkurs bei 147 Euro im Auge behalten. Falls die Aktie wieder nach oben dreht, sehen wir das Kursziel unverändert bei 180 Euro.



Um die Dividende müssen sich die Anleger laut Finanzvorstand Schneider keine Sorgen machen. Die Ausschüttung soll für das Jahr 2016 wie geplant mindestens auf Vorjahresniveau liegen oder leicht steigen. Und auch das bereits angekündigte Aktienrückkaufprogramm im Volumen von rund einer Milliarde Euro soll in Kürze starten.

Vor dem Hintergrund der aktuell niedrigen Bewertung, der Chance einer Kurserholung und der weiterhin üppigen Dividendenrendite von fünf Prozent bietet sich Schnäppchenjägern eine Einstiegsgelegenheit. Allerdings raten wir Anlegern abzuwarten, bis im Juni die Einzelheiten und genauen Kosten für den Ergo-Umbau präsentiert werden.

Wir bleiben daher bei "Halten" bzw. "Beobachten".

Kursziel: 180 Euro

Stoppkurs: 147 Euro