Der Blick auf den langfristigen Aktienverlauf ist eine Möglichkeit, um die Geschäftsentwicklung eines Unternehmens zu beurteilen. Aus fundamentaler Sicht wesentlich aussagekräftiger ist aber der Vergleich wichtiger Kennzahlen über mehrere Jahre. Hier zeigt sich deutlich, ob die Story. Bei Nanogate besteht kein Zweifel: Hier brummt das Geschäft. Mit Kunden aus den Bereichen Automobil, Industrie- und Maschinebau sowie Gebäude und Interieur steht der Oberflächenspezialist auf einer breiten Basis, was das Risiko insgesamt verringert. Ein einfacher Vergleich zeigt die starke Wachstumsdynamik: Vor zehn Jahren gingen 4,7 Mio. Euro durch die Bücher bei einem Ebit von 333.000 und einer Marge von sieben Prozent. Im vergangenen Geschäftsjahr erreichte der Umsatz 68,6 Mio. Euro, dass Ergebnis vor Zinsen und Steuern erreichte 2,5 Mio. Euro und führte zu einer Marge von 3,6r Prozent. Für das neue Jahr gelten natürlich höhere Ziele, hier will das Unternehmen aus Quierschied-Göttelborn bei Saarbrücken "deutlich mehr als 80 Mio. Euro" erzielen. Mittelfristig werden 100 Mio. Euro avisiert.

Auch die Eckdaten zum Halbjahr zeigen, dass Nanogate voll auf Kurs ist. Im Zeitraum von Januar bis Juni kletterte der Umsatz um 50 Prozent auf über 42 Mio. Euro, die Prognose wurde bestätigt. "Mit neuen Lösungen und zusätzlichen Technologien treiben wir die internationale Markterschließung voran", sagte Unternehmens-Chef Ralf Zastrau und fügte an: "Mit dem erheblichen Mittelaufwand sowie den Investitionen schafft der Konzern die Voraussetzungen, mittelfristig die Umsatzmarke von 100 Mio. Euro zu übertreffen und die Profitabilität auszubauen." Die genauen Zahlen werden in rund drei Wochen erwartet, Warburg Research geht aber schon jetzt davon aus, dass zum Jahresschluss die aktuelle Prognose übertroffen wird. Analyst Oliver Schwarz rechnet bei einem Umsatz von 87,6 Mio. Euro mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 2,8 Mio. Euro.

Beim Vergleich mit der Ausgangslage vor rund zehn Jahren wird klar: Während der Umsatz in neue Dimensionen vorgestoßen ist, fällt die Entwicklung der Profitabilität bisher noch enttäuschend aus. Hier muss das Management somit noch nachlagen. Sollte dies gelingen, dürfte der Kurs schon frühzeitig in neue Dimensionen vorstoßen. Warburg Research und Börse Online sehen noch viel Potenzial in der Aktie und veranschlagen das Kursziel mit 54,50 Euro sowie 52 Euro. Ausgehend vom aktuellen Niveau wäre somit knapp 50 Prozent Luft nach oben.

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Phase5 läuft an



Nanogate bietet ein breites Portfolio von Funktionalitäten an. Produkte werden mit den intelligenten Lösungen nicht nur kratzfest, beschlaghemmend oder keimfrei, sondern auch kostengünstiger, leistungsfähiger und umweltschonender. Mit diesem Mix trifft der Spezialist den Nerv der Zeit. Kunden erhalten so einen Wettbewerbsvorsprung, was zu einer engen Bindung führt. Dank der starken Kundenbasis, lang laufender Verträge und wachsender Auftragsbasis im zweistelligen Millionenbereich ist die Visibilität des Geschäftsverlaufs deutlich höher als bei anderen Unternehmen. Unter den Referenzenkunden sind zahlreiche namhafte Unternehmen wie Audi, BMW, EADS, Fresenius, Hella, Junghans, Leica und Miele.

An der Kundenliste wird deutlich, dass Nanogate Aufträge aus ganz unterschiedlichen Branchen erhält, was ebenfalls zu einer besser planbaren Geschäftsentwicklung führt. Die lange Referenzliste ist inzwischen auch eine Markteintrittsbarriere, neue Konkurrenten sind derzeit ohnehin nicht in Sicht. Hochleistungsoberflächenapplikationen sind kaum verbreitet, die Wettbewerber entsprechend klein und meist privat geführte Unternehmen mit eingeschränkten Zugang zum Kapitalmarkt, bemerkt Warburg-Analyst Schwarz.

Durch den Erwerb der Mehrheitsbeteiligungen an GfO, Eurogard und Plastic-Design baute Nanogate besonders sein Wissen und die Produktionskapazitäten im Bereich der Kunststoffbeschichtungen aus. Große Erwartungen ruhen dabei besonders auf dem strategischen Wachstumsprogramm "Phase5". So sollen organisches Wachstum, eine stärkere Internatio¬nalisierung, der Ausbau des Technologie- und Anwendungsportfolios sowie selektiv auch externes Wachstum vorangetrieben werden. Hinzu kommt ein internes Exzellenzprogramm, um Anwendungsentwicklung, Produktion und Vertrieb noch stärker zu verzahnen. Hochleistungsoberflächen für Metallteile und Kunststoffteile stehen im Mittelpunkt.

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Segmentwechsel als zusätzlicher Treiber



Unter dem Strich sind dies gute Voraussetzungen für eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte in den kommenden Jahren. "Insgesamt ist die Auftragsbasis in den vergangenen Monaten weiter gewachsen und liegt im hohen zweistelligen Millionenbereich. Unsere künftig erweiterten Kapazitäten sind daher gut ausgelastet und der Geschäftsverlauf abschätzbar", teilte Nanogate im jüngsten Geschäftsbericht mit. Die Aktie eignet sich somit vor allem für Anleger, die bewusst auch abseits der bekannten Indextitel nach aussichtsreichen Nebenwerten suchen.

Allerdings ist Nanogate nur im schwach regulierten Entry Standard gelistet. Sollte sich dies in den kommenden Jahren ändern, dürfte der Kurs deutlich anziehen. Wann hier ernsthafte Anstrengungen unternommen werden, ist derzeit vollkommen offen. Bei Nanogate hat man aber das Thema durchaus auf dem Radar: "Wir werden dieses Jahr einige vorbereitende Maßnahmen starten, um dann relativ zügig reagieren zu können - falls ein Segmentwechsel für das Unternehmen sinnvoll ist und zugleich das Kapitalmarktumfeld entsprechend positiv ist". Langfristig ausgerichtete Anleger sollten daher schon jetzt eine erste Position aufbauen. Steigt die Profitabilität und rückt ein möglicher Aufstieg in den General oder Prime Standard näher, sind Zukäufe ratsam.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. www.index-radar.de