Die Voraussetzungen für den geplanten großen Wachstumssprung bei Drillisch sind da: Wegen der vielen Neukunden verdient der drittgrößte deutsche Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz besser als von Analysten erwartet.

Die Zahl der Handynutzer zog um knapp 14 Prozent auf rund 1,8 Millionen an. Das Betriebsergebnis (Ebitda) stieg deshalb im ersten Halbjahr 2014 um 24 Prozent auf 42,4 Millionen Euro. Analysten hatten mit etwas weniger gerechnet. Sie erwarteten im Schnitt 42,2 Millionen Euro.

Drillisch gilt als großer Gewinner der Fusion von E-Plus und O2. Drillisch- Chef Paschalis Choulidis kann den Abstand auf die deutlich größeren Konkurrenten Freenet und United Internet merklich verringern: Der umtriebige Firmengründer sicherte sich das gesamte Paket, das O2-Betreiber Telefónica an Betreiber ohne eigenes Netz abgeben musste, um von den Kartellbehörden die Genehmigung zur Fusion mit E-Plus zu erhalten. Konkret geht es um ein Fünftel der Kapazitäten von O2. Zudem erwarb Drillisch die Option auf weitere zehn Prozent.

"Bei voller Ausnutzung kann Drillisch den Anteil am deutschen Mobilfunknetz damit während der nächsten Jahre von zwei auf bis zu zehn Prozent erhöhen", schätzt Wolfgang Specht, Telekom-Analyst beim Bankhaus Lampe.

Drillisch verfügt zudem über viel Liquidität: 89 Millionen Euro Cash am Ende des vergangenen Geschäftsjahres, weitere 100 Millionen Euro über eine Anleihe, die gewandelt werden kann, sowie 5,2 Millionen eigene Aktien. Damit kann sich der Telekom-Dienstleister aus Maintal im Taunus sowohl Vorauszahlungen an O2 als auch seine aktionärsfreundliche Dividendenpolitik mit nachhaltigen Ausschüttungen weiterhin leisten.

Laut der vom Datendienst Bloomberg ermittelten Konsensschätzung erwarten Analysten, dass Drillisch für das laufende und das kommende Jahr jeweils 1,60 Euro je Aktie ausschüttet. Auf dem gegenwärtigen Kursniveau entspricht das etwa sechs Prozent Dividendenrendite.

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Vorteil gegenüber der Konkurrenz

Durch den Deal mit Telefónica Deutschland hat Drillisch künftig Zugang zu allen aktuellen und künftigen - also auch leistungsstärkeren - Netzstandards. "Gegenüber den Konkurrenten Freenet und United Internet ist das ein wichtiger Vorteil, weil diese Unternehmen zum einen erst mit einem Jahr Verzögerung Zugriff auf die neuen Technologien haben und zum anderen, weil Drillisch den Vertrag um fünf Jahre verlängern kann", sagt Analyst Specht.

Als Garant für die Abnahme von Netzkapazitäten muss sich Drillisch zusätzlich zu den monatlichen Gebühren auch an den Investitionen in das O2-Netz beteiligen. Anders als seine Vertragspartner O2 und Vodafone muss Drillisch diese Infrastrukturinvestitionen in seiner Bilanz aber nicht abschreiben.

Damit haben die Hessen alle Voraussetzungen, um in Zukunft deutlich zu wachsen. Dass der Vertrag mit O2 auch bei einem Eigentümerwechsel gültig bleibt, macht Drillisch darüber hinaus auch noch als Übernahmeziel interessant. Und das umso mehr, je schneller es Choulidis gelingt, die zusätzlichen Kapazitäten auszulasten. Als mögliche Interessenten gelten Festnetzbetreiber aus der zweiten Reihe wie Versatel oder ausländische Mobilfunker wie América Móvil. Nicht ausgeschlossen, dass sogar Telefónica Deutschland bei Drillisch zuschlägt, wenn mittelfristig eine höhere Konzentration der Firmen auf dem europäischen Markt zugelassen wird.

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