Die Schweizer erwägen, ihre Bereiche Tierarznei und Humanimpfstoffe abzugeben. Im Gegenzug würden sie das Geschäft mit rezeptfreien Präparaten des US-Rivalen erhalten. Das Hauptaugenmerk von NovartisNovartis gelte einem Spartentausch mit Merck, sagten mehrere auf den Gesundheitssektor spezialisierte Banker. Aber auch ein Verkauf der Tiermedizin-Sparte oder ein Tausch mit einem anderen Unternehmen sei für Novartis noch denkbar. Interesse wird auch dem Leverkusener Pharmakonzern Bayer nachgesagt.

Der von Konzernchef Joseph Jimenez auf den Weg gebrachte Umbau des Schweizer Pharmariesen kommt nur langsam in Gang. Zwar wurde im November das Geschäft mit Bluttransfusions-Diagnostik für 1,7 Milliarden Dollar abgestoßen, für die anderen, nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Bereiche wurde bislang aber keine Abnehmer gefunden. Jimenez will den Basler Arzneimittelhersteller auf Sparten ausrichten, die wie etwa Pharma, Augenheilkunde und Generika eine kritische Größe haben und weltweit aufgestellt sind. Kleinere Geschäftsbereiche wie Impfstoffe und Diagnostik, nicht verschreibungspflichtige Medikamente (OTC) oder die Tiergesundheit stellte der Amerikaner auf den Prüfstand. Die Neuausrichtung soll bis Ende dieses Jahres abgeschlossen sein.

NOVARTIS UND MERCK VERHANDELN SEIT GERAUMER ZEIT

Novartis und Merck führen einem Banker zufolge seit geraumer Zeit Gespräche, doch sei ein Tausch verschiedenartiger Geschäfte wegen Vergleichsschwierigkeiten mühsam. Sollte Merck leer ausgehen, dürfte sich Novartis für einen Verkauf an oder Tausch mit einem anderen führenden Anbieter von Tierarzneien entscheiden. Neben Bayer hätten auch Marktführer Zoetis, Sanofi, Eli Lilly und Boehringer Ingelheim ein Auge auf das Geschäft geworfen.

Nach einem Bericht der Agentur Bloomberg würde der Tausch bei Novartis und Merck jeweils Vermögenswerte von rund fünf Milliarden Dollar umfassen. Ein Novartis-Sprecher wollte sich am Donnerstag nicht zu dem Bericht äußern. Der Konzern nehme zu Gerüchten und Spekulationen nicht Stellung, erklärte er. Bei Merck war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Sollte die Transaktion zustande kommen, würde das auch Bayer treffen. Reuters hatte Anfang Dezember aus Finanzkreisen erfahren, dass die Rheinländer eine Übernahme der Tierarznei-Sparte von Novartis prüfen. Merck würde näher zu Marktführer Zoetis aufschließen. Zu den Mitbewerbern klafft dann eine große Lücke. Novartis Animal Health setzte 2012 umgerechnet rund 800 Millionen Euro um. Das Geschäft mit Präparaten für Haus- und Nutztiere ist global aufgestellt und mehr als 70 Prozent der Verkaufserlöse kommen von außerhalb Europas. Weltweit werden mit Tierarzneien und -impfstoffen deutlich mehr als 15 Milliarden Euro im Jahr umgesetzt. Experten gehen davon aus, dass der Weltmarkt im Schnitt um etwa sechs Prozent pro Jahr wächst.

An der Börse schlug die Nachricht keine großen Wellen. Die Novartis-Aktien stiegen marginal auf 72,70 Franken und hinkten damit dem europäischen Gesundheitssektor hinterher. Für die Analysten von Bernstein würde ein Spartentausch zwischen Novartis und Merck Sinn ergeben, sowohl aus taktischer als auch aus finanzieller Sicht. Bei beiden Konzernen würde der Gewinn je Aktie dadurch um rund Prozent steigen. rtr